Reaktionen auf EU-Abstimmung

Große Freude über Frankfurt als Sitz der Anti-Geldwäsche-Behörde

Die geplante Ansiedlung der künftigen europäischen Anti-Geldwäsche-Behörde AMLA stößt hierzulande auf große Zustimmung in Finanzbranche und Politik. Einhellig sehen sie den Finanzplatz gestärkt.

Große Freude über Frankfurt als Sitz der Anti-Geldwäsche-Behörde

Willkommensgrüße an die Anti-Geldwäsche-Behörde

Finanzwirtschaft und Politik sehen Finanzstandort Frankfurt gestärkt – Helaba erwartet signifikante Beschäftigungseffekte

fir Frankfurt

Die deutsche Finanzwirtschaft und Politik begrüßen einhellig die am Donnerstagabend von Vertretern des Europäischen Parlaments und des Rats der Europäischen Union getroffene Entscheidung, die Anti-Geldwäsche-Behörde AMLA in Frankfurt anzusiedeln.

„Erfolg für Finanzplatz“

Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) als Interessenvertretung der kreditwirtschaftlichen Spitzenverbände sprach von einem großen Erfolg für den Finanzplatz Deutschland. Die DK freue sich auf eine enge Zusammenarbeit. Mit der räumlichen Nähe zur in Frankfurt angesiedelten europäischen Versicherungsaufsicht EIOPA und zur europäischen Bankenaufsicht sei die Abstimmung mit anderen Aufsichtsbehörden gegeben, sagte der oberste Sparkassenpräsident Ulrich Reuter. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) ist dieses Jahr Federführer der DK.    

10 Mill. Euro fest zugesagt

Die AMLA werde die Anstrengungen im Kampf gegen Geldwäsche auf eine neue Stufe heben, bekundete Bundesfinanzminister Christian Lindner am Freitag. „Wir wollen den Finanzplatz dadurch weiter stärken, denn die Konkurrenz ist schärfer geworden und das Potenzial noch nicht ausgeschöpft“, lässt er sich in einer gemeinsamen Stellungnahme des Ministeriums mit der hessischen Landesregierung und der Stadt Frankfurt zitieren. Zusammen hätten sie für Ansiedlung und Aufbau der AMLA bereits 10 Mill. Euro fest zugesagt, und voraussichtlich werde der Betrag verdoppelt.

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein verwies auf die gemeinsamen Anstrengungen von Stadt, Land und Bund, die diese Entscheidung mit herbeigeführt hätten. Nach der erfolgreichen Ansiedlung des grünen Standardsetzers International Sustainability Standards Board (ISSB) in Frankfurt sei es eine Ehre, die AMLA beheimaten zu dürfen. Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef stellte darauf ab, dass die Stadt kulturell wie infrastrukturell ideale Voraussetzungen, eine florierende Wirtschaft, hohe Lebensqualität und kurze Wege biete.

Verantwortung im Kampf gegen Finanzkriminalität

Von einem großartigen Erfolg, der den Stellenwert des Finanzzentrums unterstreiche, sprach Gerhard Wiesheu, Präsident der Finanzplatzinitiative Frankfurt Main Finance. Auch er würdigte die Anstrengungen von Bund, Land und Stadt. Aufgabe sei es nun, der mit der neuen Behörde einhergehenden Verantwortung im Kampf gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung gerecht zu werden. „Alle Beteiligten sollten den Ehrgeiz haben, Frankfurt zum Wissens- und Technologie-Zentrum zur Identifizierung von Geldwäsche zu entwickeln. Die Voraussetzungen dafür bringt der Finanzplatz alle mit“, wird Wiesheu in einer Mitteilung zitiert. 

Enger Austausch

Der deutsche Fondsverband BVI sieht die Position Frankfurts als europäisches Finanzzentrum gestärkt. „Die EU hat mit Frankfurt die richtige Wahl getroffen, weil sich hier EU-Behörden sinnvoll ergänzen und damit der enge Austausch aller Beteiligten sowie Kosteneinsparungen möglich sind“, heißt es von Hauptgeschäftsführer Thomas Richter.

Spektrum erweitert

Von einer Stärkung des Finanzplatzes und zu erwartenden direkten und indirekten signifikanten Beschäftigungseffekten geht die Helaba aus. Durch die AMLA, die 2025 die Arbeit aufnehmen und bis Anfang 2028 etwa 400 Mitarbeiter haben soll, wird nach Einschätzung von Finanzplatz-Expertin Ulrike Bischoff „das Spektrum finanzbezogener Institutionen am Main einmal mehr verbreitert und das Netzwerk hiesiger Finanzplatzakteure weiter ausgebaut“. Neue Player würden angezogen.

Eine Aufwertung des Finanzplatzes sieht auch Bundesbankpräsident Joachim Nagel, da mit EZB, EIOPA und bald AMLA drei wichtige Institutionen in Frankfurt sitzen. „Frankfurt kann nun mit Fug und Recht behaupten, sie ist die Hauptstadt des Euros.“

Vertrauen in Standort

Für den Finanzplatz Deutschland und das Vertrauen in denselben sei es hervorragend, dass die AMLA künftig von Frankfurt aus operiert, urteilt Alexander Hase. Sie unterstreiche die wachsende Bedeutung Frankfurts als zentrales Finanzzentrum in Europa, sagt der für Deutschland zuständige Regional Director des Fintechs Fenergo, das für Banken Compliance-Dienstleistungen erbringt.

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