Gründer Stalf verlässt N26-Vorstand und strebt in den Aufsichtsrat
Gründer Stalf verlässt N26-Vorstand
Nach Abkühlungsphase Wechsel in den Aufsichtsrat – Führungsgremien sollen weiter ausgebaut werden
wf Berlin
Nach Druck der Investoren scheidet N26-Gründer Valentin Stalf als Co-CEO aus dem Vorstand der Berliner Neobank aus. Nach einer Cooling-off-Periode wird er in den Aufsichtsrat wechseln. Seinen Vorstandsposten wird der bisherige Aufsichtsratschef Marcus Mosen übernehmen.
Der Kampf an der Führungsspitze der N26 ist entschieden. Gründer Valentin Stalf gibt seinen Posten als Co-CEO auf. Er wechsele nach einer Übergangszeit in den Aufsichtsrat, teilt die Neobank mit. Der operative Rückzug erfolge „zeitnah“. Mitgründer Maximilian Tayenthal bleibt der Erklärung zufolge in seinen aktuellen Rollen als Vorstand der N26 Gruppe und Bank. Er ist Co-CEO und COO des Instituts.
Thayenthal und Stalf hatten die mobile Bank 2013 gegründet. Beide Gründer halten zusammen knapp 20% der Anteile. Stalf kündigte an, einer der größten Anteilseigner zu bleiben. „Mein Wechsel in den Aufsichtsrat ist eine strategische Entscheidung“, erklärte er. Er wolle seine langjährige Erfahrung einsetzen und sich in die langfristige personelle und strategische Ausrichtung einbringen. „Die neue Rolle bietet mir gleichzeitig die Möglichkeit, mich verstärkt meinem Family Office und weiteren unternehmerischen Projekten zu widmen.“
Damit findet der Machtkampf bei N26 ein vorläufiges Ende. Nach erneuten Einlassungen der BaFin auf Missstände in der Bank und einer Vorwarnung der Aufsicht hatten die Investoren auf einen Wechsel im Vorstand gedrungen. Aufsichtsratsvorsitzender Marcus Mosen wird als Co-Vorsitzender in den Vorstand wechseln. Formale Beschlüsse stehen dazu noch aus. „Vor seiner unternehmerischen Vision und Leistung habe ich großen Respekt“, erklärte Mosen mit Blick auf Stalf. „N26 ist Vorreiter des mobilen Bankings und ich freue mich auf die weitere enge Zusammenarbeit, die wir fortsetzen werden.“
Rückendeckung für Stalf gab es auch von den langfristigen Investoren, Christian Nagel, Partner der Investmentgesellschaft Earlybird, und Andrew McCormack, Mitgründer und Managing Partner von Valar Ventures. Nagel würdigte, dass die Gründer N26 „an die Spitze der europäischen Digitalbanken“ geführt haben. McCormack bekräftigte, dass Valar Ventures weiterhin Großaktionär bleibe.
Abkühldauer offen
Offen blieb, wie lang die Abkühlphase für Stalf dauern wird. Beim Wechsel vom Vorstand in den Aufsichtsrat empfiehlt der Corporate-Governance-Kodex zwei Jahre. Für den umgekehrten Weg gibt es keine Vorgabe. Üblich sind Fristen zwischen sechs und zwölf Monaten. Wer Mosen als Aufsichtsratsvorsitzender nachfolgt, ist nicht bekannt. Das Kontrollgremium soll in den nächsten Monaten um weitere Mitglieder ausgebaut werden, teilte N26 mit. Derzeit gehören dem Aufsichtsrat neben Mosen noch Deborah Carlson-Burkart, Peter Kleinschmidt und Jörg Gerbig an
„Fit & proper“
Auch der Vorstand soll N26 zufolge weiter verstärkt werden. Schon beschlossen ist, dass Jochen Klöpper Anfang Dezember 2025 als neuer Chief Risk Officer startet. Mosen dürfte ein Co-CEO auf Zeit sein, wie es bei einem Wechsel vom Aufsichtsrat in den Vorstand üblich ist. Das Aktiengesetz sieht dafür höchstens ein Jahr vor. Laut Kreditwesengesetz muss der Vorstand mit fachlich geeigneten Personen besetzt werden. Ob sie „fit & proper“ ist, entscheidet die BaFin. Mosen hat Führungspositionen bei verschiedenen Zahlungsdienstleistern, zuletzt bis 2018 als CEO von Concardis.
Die Digitalbank betont ihre wirtschaftlich erfolgreiche Phase. Mehr als zwölf Jahre nach der Gründung habe sich N26 mit einer Personalstärke von mehr als 1.500, mehr als fünf Millionen Kunden und einem Umsatz von mehr als 500 Mill. Euro zu einem der größten Fintechs in Europa entwickelt. Im Sommer 2024 hat N26 die Gewinnschwelle erreicht. Das zweite Halbjahr 2025 werden profitabel abschließen. Die BaFin monierte unter anderem die Geschäftsorganisation, die dem Kundenwachstum hinterherhinke, und sieht Mängel bei Risikotragfähigkeit und Risikomanagement.