Thorsten Rathje

Hamburger Volksbank stabilisiert Ertragsbasis

Die Hamburger Volksbank plant aus einem Neubauprojekt mit erhöhten Einnahmen aus der Vermietung. Das Institut will das 2021 verbesserte Ergebnisniveau zur Eigenkapitalstärkung halten.

Hamburger Volksbank stabilisiert Ertragsbasis

ste Hamburg

Um künftig unabhängiger vom schwankungsanfälligen Bankgeschäft zu werden, plant die Hamburger Volksbank mit Mieteinnahmen von jährlich 2,4 Mill. Euro aus einem Neubauprojekt in unmittelbarer Nachbarschaft der Firmenzentrale im Stadtteil Hammerbrook. Die Fertigstellung des Gebäudes mit 8300 Quadratmetern Büro-, 2200 Quadratmetern Wohn- sowie 200 Quadratmetern Einzelhandelsfläche sei für 2024 vorgesehen, erklärte Volksbank-Chef Thorsten Rathje im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Die Gesamtinvestitionen in das Projekt einschließlich Ankaufskosten belaufen sich demnach auf 70 Mill. Euro.

Mit dem Projekt würden sich die jährlichen Mieteinnahmen der Bank und ihrer Tochtergesellschaften aus Immobilien von derzeit rund 2,7 Mill. Euro fast verdoppeln. Das Institut, das mit einer im vergangenen Jahr um 2,3% auf knapp 4,5 Mrd. Euro gestiegenen Bilanzsumme zu den 50 größten genossenschaftlichen Primärbanken in Deutschland gehört, sieht sich wie die Branche mit weiterhin zunehmenden Kapitalanforderungen konfrontiert und ist um ein dauerhaft erhöhtes Ergebnisniveau bemüht, um das Eigenkapital aus eigener Kraft stärken zu können. Der von der Finanzaufsicht ab 2023 geforderte antizyklische Kapitalpuffer von 0,75% der risikogewichteten Aktiva sowie der angeordnete Kapitalpuffer für systemische Risiken in Höhe von 2% für Wohnimmobilienfinanzierungen binde eigenen Be­rechnungen auf den Bestand zufolge zusätzlich 20 Mill. bis 21 Mill. Euro Eigenkapital. Deswegen sei es, so Rathje, erfreulich, dass die Bank, deren Kreditbestand zu mehr als 80% durch Immobilien besichert ist, neue Geschäftsguthaben der Mitglieder von mehr als 25 Mill. Euro aus dem Geschäftsgebiet auf ein Niveau von nun gut 66 Mill. Euro erhalten habe. Die Eigentümerzahl der Hamburger Volksbank erhöhte sich den Angaben zufolge leicht auf 63349 Mitglieder. Zudem habe man aus dem Ergebnis 2021 das Eigenkapital mit insgesamt 9,2 Mill. Euro stärken können.

Dividende erhöht

Die Vertreterversammlung sei dem Vorschlag zur Eigenkapitalstärkung gefolgt, teilte der seit Herbst 2020 amtierende Vorstandschef mit. Bei der Gesamtkapitalquote für 2021, die sich auf 16,5 (i.V. 15,8)% erhöhte, strebt das Institut, um gemessen an der regulatorischen An­forderung „einen Puffer zu haben“, ein Niveau von 17,5% an. Die Hamburger Volksbank sah sich nach dem abgelaufenen Geschäftsjahr indes auch in der Lage, eine auf 3 (i.V. 2,5)% erhöhte Dividende auszuschütten. Die Beschäf­tigten, deren Gesamtzahl sich im Berichtsjahr ohne Kündigungen auf 397 (427) verringerte, hätten ferner Anfang des Jahres wie schon im Jahr zuvor eine „Coronaprämie“ von je­weils 750 Euro erhalten, fügt Rathje­ hinzu.

Ergebnisziel übertroffen

Das Ziel, das im ersten Coronakrisenjahr 2020 auf 14,6 Mill. Euro gesunkene Betriebsergebnis vor Bewertung im abgelaufenen Jahr auf 21 Mill. Euro zu steigern, sei mit schließlich 24,7 Mill. Euro übertroffen worden. Im neuen Turnus plant die Volksbank mit einem ähnlichen Niveau – als dauerhafte Mindestvorgabe nennt der Vorstandssprecher ein Betriebsergebnis von 0,5% der Bilanzsumme. Vor dem Hintergrund eines „zufriedenstellend“ um 3,7% auf 2,4 Mrd. Euro gesteigerten Kundenkreditbestands legte der Zinsüberschuss 2021 um 4,2% auf 55,3 Mill. Euro zu.

Dabei trugen gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte (GLRG III) mit der EZB zur Ankurbelung der Kreditvergabe in der Coronakrise mit 6,1 (1,8) Mill. Euro zu dem Anstieg bei. Für 2022 sei hier mit geringeren Erträgen zu rechnen, so Rathje, was man aber infolge des Marktzinsanstiegs durch Steigerungen im Zins-, aber auch im Provisionsüberschuss kompensieren könne. Die Volksbank, die ihr Kreditgeschäft über Einlagen finanziert – der Bestand legte im Berichtsjahr um 5,8% auf 3,3 Mrd. Euro zu –, setzt auch auf höhere Erträge aus dem Bestand der Eigenanlagen von 1,5 Mrd. Euro.

Die Ergebnissteigerung resul­tierte 2021 ferner aus einem Provisionsüberschuss, der getrieben durch das Kundenwertpapiergeschäft um 10,2% auf 25,5 Mill. Euro anstieg, sowie aus um 9% reduzierten Verwaltungsaufwendungen. Die Aufwandsquote der Hamburger Volksbank verbesserte sich auf 70 von im Vorjahr fast 82%.

Mit Blick auf den 2020 gescheiterten Zusammenschluss mit der Volksbank Lübeck sagte Vorstandschef Rathje weiter, die Hamburger Volksbank plane derzeit ohne einen neuen Fusionsanlauf. Man werde sich solchen Gesprächen nicht verschließen, aktuell liege aber nichts an.

Hamburger Volksbank
Kennzahlen nach HGB
in Mill. Euro20212020
Zinsüberschuss5553
Provisionsüberschuss2623
Verwaltungsaufwand5561
Betriebsergebnis vor Bewertung2515
Bewertungsergebnis−6−6
Jahresüberschuss63
Aufwand-Ertrag-Rel. (%)70,081,8
Bilanzsumme44764374
Kernkapitalquote (%)13,812,9
Beschäftigtenzahl397427
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