Hannover Rück bleibt in Gewinnzone

Markterwartungen aber deutlich verfehlt - Covid-19-Rückstellungen erhöht

Hannover Rück bleibt in Gewinnzone

ste Hamburg – Die deutlich erhöhte Risikovorsorge für potenzielle Schäden infolge der Coronavirus-Pandemie hat das Ergebnis der Hannover Rück im zweiten Quartal überraschend kräftig absacken lassen. Der weltweit drittgrößte Rückversicherer stockte die Rückstellungen in der Schaden-Rückversicherung im Berichtsquartal um 380 Mill. Euro auf, womit in dem Segment für den “Schaden-Komplex Covid-19″ während des ersten Halbjahres insgesamt 600 Mill. Euro reserviert wurden.Das operative Ergebnis (Ebit) der Talanx-Tochter fiel im Vorjahresvergleich um gut 84 % auf 76,9 Mill. Euro. Analysten hatten im Durchschnitt 324 Mill. Euro erwartet. Das Nettoergebnis im Berichtszeitraum fiel zwar auch um 72,5 %, blieb aber mit 101,5 Mill. Euro positiv. Swiss Re hatte im zweiten Quartal infolge der Covid-19-Belastungen einen auf 910 Mill. Dollar deutlich erhöhten Quartalsverlust verbucht, wie Ende vergangener Woche bekannt wurde.”Wir sind bisher vergleichsweise gut durch diese Krise gekommen”, meinte Hannover-Rück-Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz anlässlich der Vorlage des Halbjahresberichts. “Dies erlaubt es uns, entsprechend für die zu erwartenden Covid-19-Schäden vorzusorgen.”In der Schaden-Rückversicherung, deren Ebit im zweiten Quartal mit – 14,7 (i.V. + 322,4) Mill. Euro negativ ausfiel, führten die Covid-19-Rückstellungen zu einer Netto-Großschadenbelastung nach dem ersten Halbjahr von 737 (140,5) Mill. Euro. Diese Belastung liegt deutlich über dem Erwartungswert des Rückversicherers für die ersten sechs Monate von 414 Mill. Euro. Für das Gesamtjahr hat die Hannover Rück ein Großschadenbudget von insgesamt 975 Mill. Euro eingeplant. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote in der Schaden-Rückversicherung erhöhte sich im Halbjahr auf 102,3 (96,7) %. Bereinigt um die Schadenreserven mit Covid-19-Bezug und unter Berücksichtigung einer Großschadenbelastung im budgetierten Rahmen hätte die Combined Ratio bei 97,6 % gelegen, so der im MDax gelistete Rückversicherer. Aktie gibt nachDie Hannover-Rück-Aktie gab gestern in der Spitze um gut 3 % nach und ging bei 141,00 Euro noch mit einem Minus von 2,5 % aus dem Handel. In einer Telefonkonferenz schloss Finanzvorstand Roland Vogel nicht aus, dass sich die Risikovorsorge im weiteren Jahresverlauf weiter erhöhen könne. Denkbar seien weitere Schäden aus der Deckung von Veranstaltungsausfällen, Warenkrediten und Betriebsunterbrechungen. Gegenwärtig fühle man sich mit den aktuellen Schätzreserven aus Risikomanagementgesichtspunkten wohl. Rund 80 % der Schätzreserven, so Vogel, entfielen “auf Schäden, die wir erwarten, die aber noch nicht eingetreten sind”.In der Personen-Rückversicherung summierten sich die Covid-19-Schadenbelastungen im ersten Halbjahr auf rund 60 Mill. Euro. Der Großteil entfiel auf die USA. Das Segment-Ebit im zweiten Quartal rutschte auf 89,9 (169,6) Mill. Euro. Für die ersten sechs Monate steht ein Rückgang um gut ein Viertel auf 214,2 Mill. Euro zu Buche, wobei im Vorjahr auch ein Sonderertrag aus den Kapitalanlagen von 99,5 Mill. Euro angefallen war. Das Kapitalanlageergebnis könne sich, so Vogel weiter, sehen lassen, auch wenn die annualisierte Anlagerendite mit 2,7 (3,5) % unter dem von dem Sondereffekt beeinflussten Vorjahreswert blieb. Die unrealisierten Gewinne aus festverzinslichen Wertpapieren hätten sich auf 2,2 Mrd. nach 1,6 Mrd. Euro Ende 2019 erhöht.Bei einem seit Ende vorigen Jahres um 0,2 auf 10,7 Mrd. Euro erhöhten Eigenkapital sprach der Finanzvorstand zudem von einer vor allem im Industrievergleich “respektablen” Eigenkapitalrendite im ersten Halbjahr von 7,6 (14,3) %. Nach dem am 21. April kassierten Jahresausblick gab die Hannover Rück auch gestern keine neue Prognose für 2020 ab.