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Hans-Dieter Brenner 65

Von Bernd Wittkowski, Frankfurt Börsen-Zeitung, 28.4.2017 Kaum sitzen die richtigen Leute im Aufsichtsrat, geht es mit Eintracht Frankfurt voran. Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin, und die Europa League ist immer noch in Reichweite! Den 2016...

Hans-Dieter Brenner 65

Von Bernd Wittkowski, FrankfurtKaum sitzen die richtigen Leute im Aufsichtsrat, geht es mit Eintracht Frankfurt voran. Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin, und die Europa League ist immer noch in Reichweite! Den 2016 gerade so vermiedenen Abstieg in die Zweite Liga und die jüngste Serie von zehn sieglosen Spielen haben wir schon vergessen. Nun gut, der Kausalzusammenhang zwischen der Besetzung des Kontrollgremiums und der Leistung da, wo es wichtig ist, also auf’m Platz, ist nicht direkt erwiesen. Aber eben auch nicht eindeutig widerlegt. Und so soll hier aus gegebenem Anlass festgehalten werden, dass zu denen, die vor knapp zwei Jahren in den Aufsichtsrat der Eintracht Frankfurt Fußball AG eingewechselt wurden, Hans-Dieter Brenner gehörte.Bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) zumindest, deren Vorstandsvorsitzender Brenner bis September 2015 war, hat die Performance immer gestimmt. 2014, das letzte volle Geschäftsjahr unter seiner Ägide, wurde mit einem Vorsteuergewinn in der Rekordhöhe von 607 Mill. Euro abgeschlossen. Kurz vor seinem Ausscheiden aus dem Institut legte er dann noch beim Halbjahresergebnis 2015 eine Bestmarke nach. Dabei schien die Ära Brenner zunächst unter gar keinem guten Stern zu stehen, aus damaliger Sicht hätte es für ihn sogar kaum einen ungünstigeren Zeitpunkt für die Übernahme des Vorstandsvorsitzes geben können: Im Oktober 2008 war das, zwei Wochen nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers, die gleichsam eine Kernschmelze im globalen Finanzsystem bedeutete. Doch die Helaba kam über all die Jahre fast ohne Blessuren durch die Finanzkrise. Chancen der Krise genutztWelche herausragende Leistung das ist, wird erst im Quervergleich mit einer Reihe anderer Institute aus der öffentlich-rechtlichen wie der privaten Säule so richtig deutlich. Die Hessen und Thüringer konnten im Krisenjahrzehnt unter Führung Brenners vielmehr noch strategische Meilensteine setzen wie 2012 mit der Übernahme der Verbundbank der untergegangenen WestLB. Dadurch hat die Helaba ihre Position in der Sparkassen-Finanzgruppe maßgeblich ausgebaut und obendrein auch im Transaktionsbanking einen entscheidenden Sprung nach vorn gemacht. Zu einer Krise gehören eben immer auch Chancen.Brenners “Vermächtnis” wartet unterdessen noch auf seine Einlösung. Kurz vor seiner Pensionierung hatte er sich für seine Verhältnisse sehr weit aus dem Fenster gelehnt, indem er im Gespräch mit Journalisten den gruppeninternen Wettbewerb scharf kritisierte (“Kannibalisierung”) und eine Konsolidierung nicht zuletzt auf der Ebene der Landesbanken anmahnte. Um die Funktionsfähigkeit der Finanzgruppe zu gewährleisten, bedürfe es nur zweier oder höchstens dreier Landesbanken. Mehr oder weniger deutlich regte er eine Kombination aus LBBW, DekaBank und Helaba an. Davon ist man heute doch noch relativ weit entfernt, was freilich auch Brenner selbst schon damals bewusst war. Zumal solche Ideen ja spätestens dann tot sind, wenn sie das Licht der Öffentlichkeit erblicken.Brenner hat sich mit Beginn des offiziellen Ruhestands weitgehend ins Privatleben zurückgezogen. Auch dem Nominierungsausschuss der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung gehört er nicht mehr an. Geblieben ist das Mandat im Verwaltungsrat der KfW, dessen Risiko- und Kreditausschuss der langjährige Wirtschaftsprüfer (vor der Helaba-Zeit zuletzt Partner bei KPMG) vorsitzt. Ansonsten genießt er zusammen mit seiner Frau Ursula die gewonnene Freizeit für ausgedehnte Reisen, Golfspielen, Radfahren und Fußballgucken. Am Sonntag vollendet Brenner sein 65. Lebensjahr.