HanseMerkur will größter Reiseversicherer in Europa werden
HanseMerkur blickt auf Europa
Versicherer will nach Rechtsformwechsel international vor allem im Reisegeschäft expandieren
ste Hamburg
Der mittelständische Personenversicherer HanseMerkur will international expandieren und hat dafür die Rechtsform geändert. Als Aktiengesellschaft nach europäischem Recht (SE) würden die HanseMerkur Holding und ihre Tochtergesellschaften Geschäfte europaweit forcieren. „Mit der Rechtsform der SE legen wir den Grundstein für weiteres internationales Wachstum“, sagte HanseMerkur-Vorstandschef Eberhard Sautter der Börsen-Zeitung. Unternehmenssitz der Holding ist weiterhin Hamburg, die Besetzung von Vorstand und Aufsichtsrat bleibt unverändert. Der Rechtsformwandel der Holding von einer AG zur SE wurde mit Eintrag in das Handelsregister am 24. Juli vollzogen.
Die Wirtschaftsleistung stagniere in Deutschland seit etwa drei Jahren, erklärte der HanseMerkur-Chef. „Insofern geht es auch darum, die deutsche Wachstumsschwäche zu kompensieren, indem wir in wachstumsstärkere europäische Märkte investieren und unser Geschäft so weiter diversifizieren.“ Ein besonderes Augenmerk richtet der Versicherer, dessen Geschichte 1875 als kleine Krankenunterstützungskasse in Hamburg begann, bei der geplanten Expansion in Europa auf das Geschäftsfeld der Reiseversicherungen.
Marktführer in Deutschland
Die Position als Marktführer in Deutschland strebt die HanseMerkur den Angaben zufolge mittelfristig auch in Europa an. „Unsere Geschäftspartner im Bereich der Reiseversicherung sind international agierende Unternehmen. Da ist es für uns als Marktführer in Deutschland selbstverständlich, ebenfalls entsprechend international bzw. europäisch unterwegs zu sein“, so Sautter.

HanseMerkur
Seit 1977 im Geschäft mit Reiseversicherungen tätig, betrug das Beitragsvolumen im vergangenen Jahr gut 318 Mill. Euro – knapp 11% der gesamten, 2024 verbuchten Bruttobeitragseinnahmen von 2,95 Mrd. Euro. Das Wachstum im Reiseversicherungsgeschäft führt die HanseMerkur vor allem auf langfristige Kooperationen mit Partnern wie DerTour, Aida Cruises, Tui Cruises, Eurowings, Lufthansa City Center und SunnyCars zurück.
Neuer Markt im Visier
Von rund 90 Mill. Euro Umsatz im Ausland entfielen 2024 allein ca. 80 Mill. Euro auf das Reisegeschäft, die restlichen 10 Mill. Euro auf die Bereiche Krankenversicherung und Sachversicherung. Für 2025 stellte Sautter eine Beitragseinnahme im Auslandgeschäft von insgesamt über 100 Mill. Euro in Aussicht. 2030 soll der Umsatz im Geschäftsfeld Reise & Freizeit bei 400 Mill. Euro liegen und etwa 10% der dann erwarteten gesamten Beitragseinnahmen ausmachen. Den mittelfristig im ausländischen Reisegeschäft angestrebten Umsatz bezifferte der Vorstandschef nicht. Reiseversicherungen würden bei der geplanten Expansion eine „maßgebliche Rolle“ spielen.
Derzeit ist die HanseMerkur in ihrem Geschäftsfeld Reise & Freizeit mit eigenen Verkaufsbüros in Österreich, der Schweiz/Liechtenstein, in Polen, Dubai und seit 2023 in den Niederlanden präsent. Vertrieblich aktiv sei man per Niederlassungsfreiheit zudem in Frankreich, Italien, Belgien, Spanien, Schweden, Dänemark und Norwegen. „Für 2025 ist geplant, mit den Arbeiten für die Erschließung eines weiteren europäischen Marktes zu beginnen“, so Sautter, ohne Details zu nennen. Auslandsgeschäft betreibt der Versicherer auch im Assetmanagement: 2023 wurde dieser Bereich um die Schweizer Tochtergesellschaft HanseMerkur Trust Swiss (HMTS) erweitert.
Finanzkraft ausreichend
Auch das Assetmanagement und andere Geschäftsfelder sollen mittelfristig zum internationalen Wachstum der HanseMerkur beitragen. Die Expansion in Europa will der Versicherer aus eigener Kraft angehen. Zukäufe seien aktuell weder in Deutschland noch im Ausland konkret vorgesehen, sagte Sauter, fügte aber hinzu: „Sich auftuende Opportunitäten werden wir selbstverständlich nutzen.“ Ertragreich zu wachsen, sei das oberste Ziel. Dies gelte auch für die internationalen Aktivitäten. Die Finanzierung der Expansion sieht Sautter als gesichert an. Die HanseMerkur sei ein finanzstarkes Unternehmen. Habe das Eigenkapital im Jahr 2000 noch bei rund 40 Mill. Euro gelegen, belaufe es sich heute auf rund 1,3 Mrd. Euro. „Wir trauen uns daher absolut zu, auch etwaige Expansionskosten zu stemmen.“