Haspa kritisiert EZB wegen Marktcrash-Warnungen
Haspa kritisiert EZB wegen Marktcrash-Warnungen
Haspa kritisiert EZB wegen Warnungen vor Marktcrash
Vorstandschef: Schattenbanken zu wenig reguliert – Sparkasse bereitet Nachfolge vor
ste Hamburg
Im Interview Seite 4
Personen Seite 10
Im deutschen Bankensektor wird Kritik an sich mehrenden Warnungen vor einem Börsencrash infolge der hohen Bewertung amerikanischer Technologie-Werte laut. Regulatoren oder Aufseher, deren Auftrag es sei, für die Stabilität von Märkten zu sorgen, müssten sich fragen, wann und wie häufig sie auf solche Gefahren hinweisen, moniert Harald Vogelsang, Vorstandssprecher der Hamburger Sparkasse (Haspa), im Interview mit der Börsen-Zeitung. Die Bundesbank habe sich früher mit Aussagen immer sehr zurückgehalten. „Mein Eindruck ist heute, dass die EZB einen anderen Kurs verfolgt und dass es deshalb umso schwieriger wird zu deuten, wann man auf Warnungen hören muss und wann nicht.“
Den rasanten Kursentwicklungen einzelner Tech-Werte in den vergangenen zwei Jahren könnten Korrekturen folgen, die nicht per se besorgniserregend seien, erklärt der Chef der größten deutschen Sparkasse, die zu den europäischen Banken gehört, die unter direkter Aufsicht durch die Europäische Zentralbank (EZB) stehen. Anders als vor der Dotcom-Krise vor einem Vierteljahrhundert verdienten die meisten Technologieunternehmen enorm viel Geld. „Das ist ein fundamentaler Unterschied.“
Risiken durch Schattenbanken
Zugleich warnt Vogelsang vor Risiken aus dem Sektor der Schattenbanken. „Dieser Teil des Finanzsystems ist zu wenig reguliert, während andere Teile inzwischen deutlich überreguliert sind.“ Der Haspa-Chef beklagt ein “krasses Regulierungsungleichgewicht" zwischen dem US-Finanzsystem auf der einen sowie dem europäischen und deutschen auf der anderen Seite. Die Finanzindustrie in Europa benötige jetzt ein Regulierungs-Moratorium für drei bis fünf Jahre.
Vogelsang fügt hinzu, er rechne in den kommenden zehn Jahren mit einem weiteren Rückgang der Sparkassenzahl in Deutschland auf unter 300. Künstliche Intelligenz müsse sich die Gruppe „entschlossen“ zunutze machen. Bargeld hält der Haspa-Chef angesichts von geopolitischen Entwicklungen und Cyber-Attacken für unverzichtbar. Das EZB-Projekt für den digitalen Euro lehnt er ab.
Wechsel im Vorstand
Mit Blick auf sein Institut signalisiert der Haspa-Chef eine Fortsetzung des positiven Ergebnistrends der vergangenen Jahre. Zugleich bereitet sich die Sparkasse auf mehrere Wechsel im Vorstand vor. Nachfolger des 66-Jährigen, der Ende 2026 nach dann zwei Jahrzehnten als Vorstandssprecher ausscheiden wird, könnte nach einem im kommenden Jahr erwarteten Gremienbeschluss Olaf Oesterhelweg werden. Der 57-Jährige ist seit 2023 stellvertretender Sparkassenchef. Bis spätestens Mitte 2027 sollen insgesamt drei frei werdende Posten im Haspa-Vorstand besetzt werden.
