Haspa will Kundengeschäft beleben
Rund 30 Mill. Euro investiert die Hamburger Sparkasse (Haspa), um ihre gut 140 Filialen innerhalb von drei Jahren nach einem neuen Konzept umzubauen. Vorbild für die “Filiale 4.0”, deren Prototyp in den vergangenen Monaten in einer angemieteten Halle vor den Toren der Hansestadt entwickelt wurde, ist die US-amerikanische Umpqua Bank.ste Hamburg – Die Hamburger Sparkasse (Haspa) will in diesem Jahr damit beginnen, ihr neues Filialkonzept umzusetzen. Wie Vorstandssprecher Harald Vogelsang bei der diesjährigen Bilanzpressekonferenz mitteilte, sollen im Verlauf dieses Jahres “vier Pilotfilialen live gehen”. Mit dem neuen Filialdesign reagiert die größte deutsche Sparkasse auf die neuen digitalen Kommunikationsmöglichkeiten und den Kundenschwund an den Standorten. “Unsere Filialen werden zum lokalen Treffpunkt, an dem sich Nachbarn austauschen und vernetzen können.” Neue Rollen für MitarbeiterDas mit einem Shop-Designer entworfene neue Filialkonzept sei “mehr als ein Möbelprogramm”. Die Filiale 4.0 werde von der neuen Rolle der Mitarbeiter und den Angeboten leben, die über das klassische Banking hinausgingen, erläuterte der Haspa-Chef. Die Filialmitarbeiter seien künftig auch “Gastgeber, Hamburg-Kenner und Tipp-Geber”. Das Wissen über das Geschehen im Stadtteil werde viel stärker mit Kunden geteilt werden.Die neuen Filialen, in denen die Mitarbeiter Räume passend zum Stadtteil modular und individuell aus einem Baukasten gestalten können, sollen neben Beratungsräumen mit der Möglichkeit der Videoberatung den Austausch mit Besuchern an einem großen Holztisch, mit kostenlosem WLAN und Kaffeebar erleichtern. Zudem werden kostenlose Ausstellungsflächen für Unternehmen, Vereine und andere Institutionen geboten.In der neuen, digitalen Welt wolle die Haspa “hyperlocal verankert” bleiben, sagte Vogelsang. Menschen sollten für einen Filialbesuch begeistert werden, auch wenn sie keine Bankgeschäfte abschließen wollten. Die Haspa sieht sich mit dem Filialkonzept, das flächendeckend im gesamten Geschäftsgebiet umgesetzt werden soll, als Vorreiter. Das Institut orientiert sich dabei an der Umpqua Bank, der gegenwärtig am stärksten wachsenden Regionalbank in den USA, wie der Haspa-Chef bei der Präsentation des Filialprototyps in einer Halle in Witzhave erklärte. Ein Haspa-Team habe sich vor Ort an der US-Westküste über das Nachbarschaftskonzept informiert, das sehr gut funktioniere. Das neue Filialmodell findet im Sparlassenlager möglicherweise Nachahmer. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband übertrug der Haspa die führende Rolle bei der Entwicklung des neuen Konzepts, wie Vogelsang, der dem Vorstand des Dachverbandes angehört, sagte. Die Ideen stünden anderen Häusern zur Verfügung. 200-Mill.-Euro-ProgrammDie Investitionen von 30 Mill. Euro in das neue Filialkonzept sind Teil eines insgesamt 200 Mill. Euro umfassenden Maßnahmenprogramms, mit dem die Haspa in den kommenden drei Jahren digitale Angebote ausweiten (25 Mill. Euro) und den Anschluss an das Kernbanksystem des zentralen IT-Dienstleisters der Sparkassengruppe, Finanz Informatik, schaffen will (145 Mill. Euro). Abschreibungen auf die bisherige SAP-Plattform würden die Ergebnisse in den nächsten Jahren nicht belasten, sagte der Haspa-Chef.Mit dem Ergebnis im abgelaufenen Geschäftsjahr zeigte sich Vogelsang in Anbetracht der Null- und Negativzinsphase sowie der Regulierungslasten – die Haspa mit ihrer Bilanzsumme von inzwischen 43,5 Mrd. Euro wird als einzige deutsche Sparkasse direkt von der EZB beaufsichtigt – zufrieden. Der Rückgang des Zinsüberschusses um rund 5 % ließ sich jedoch nicht kompensieren. Das Ergebnis vor Bewertung sank auf 223 (240) Mill. Euro. Einen Stellenabbau plant das Institut jedoch nicht. Die Zahl der Filialen, die 2016 um eine sank, könnte sich in diesem Jahr um bis zu zehn verringern. Das sei aber offen, man gehe behutsam vor, so Vogelsang.Privatkunden mit Negativzinsen zu belasten, will das Institut möglichst vermeiden, mit großen Firmenkunden würden Einzelgespräche über individuelle Lösungen geführt. Mit Blick auf die Negativverzinsung der Geldanlagen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) verwies der Haspa-Chef auf das in der Schweiz praktizierte Modell, wo die Nationalbank Primärbanken Freibeträge einräume, die von Strafzinsen verschont blieben. Das könne ein Modell für die EZB sein. Banken könnten die Zinslasten nicht auf Dauer abpuffern, wenn sie zugleich das Eigenkapital stärken und in die Digitalisierung investieren müssten. Nach einem Jahresüberschuss von 80 Mill. Euro im vergangenen Jahr stellte der Chef der privatrechtlich aufgestellten, freien Sparkasse für 2017 ein stabiles Ergebnis in Aussicht.