Heta-Einigung in Sicht

Gläubiger können mit Rückzahlung von 90 Prozent ihrer Forderungen rechnen

Heta-Einigung in Sicht

Deutsche Banken erwarten nach der Grundsatzeinigung über die Schulden der österreichischen Krisenbank Heta dicke Sondergewinne. Die Kreditinstitute waren Anfang 2015 von den Bankaufsehern der Europäischen Zentralbank zu Abschreibungen von 50 % auf ihre Heta-Kredite gezwungen worden.Reuters Wien/Frankfurt – Im Streit über die Skandalbank Heta ist eine Lösung in Sicht. Österreich habe sich in einem zweiten Anlauf mit wichtigen Heta-Gläubigern auf die Grundsätze eines Vergleichs geeinigt, sagte Finanzminister Hans Jörg Schelling am Mittwoch in Wien. “Wir ziehen damit unter die dramatische Affäre Hypo einen Schlussstrich.” Eine mögliche Insolvenz des Bundeslandes Kärnten im Sog der Abwicklung der Krisenbank dürfte damit vom Tisch sein. Die Gläubiger der früheren Kärntner Bank Hypo Alpe Adria – großteils deutsche Banken und Versicherungen – können nun mit einer Rückzahlung von rund 90 % ihrer Forderungen rechnen, wie ein Sprecher der Deutschen Pfandbriefbank Reuters sagte.Das wäre deutlich mehr, als sie bei dem im März geplatzten ersten Angebot erhalten hätten. Damals wurde ihnen eine Quote von insgesamt rund 82 % vorgeschlagen.Schelling zeigte sich zuversichtlich, dass die Gläubiger die neue Offerte akzeptieren. “Wir gehen davon aus, dass wir die notwendige Zustimmungsquote von 66 % erreichen werden”, sagte der Minister. Bisher haben erst weniger als die Hälfte der Gläubiger grünes Licht gegeben. Eine Gläubigergruppe, die zahlreiche Heta-Investoren vertritt, will trotz Bauchschmerzen zustimmen: “Wir sind nicht zufrieden mit dem Angebot, aber wir akzeptieren es mehrheitlich”, sagte Friedrich Munsberg, Sprecher der Gruppe und Dexia-Kommunalbank-Deutschland-Chef. Die Verluste müssten von den Kunden, den Aktionären und dem deutschen Steuerzahler getragen werden, sagte er.Einzelne Institute wollen dem Deal aktuell nicht zustimmen und hoffen weiter auf eine höhere Rückzahlungsquote. Dazu zählt einem Insider zufolge die FMS Wertmanagement, die Abwicklungsanstalt der Hypo Real Estate (HRE). Die FMS wollte sich dazu nicht äußern.Greifen die Gläubiger bei der neuen Offerte zu, ersparen sie sich langjährige, teure Gerichtsprozesse. Zudem können sie Rückstellungen auflösen und damit ihre Bilanzen aufhübschen. EZB-Anweisung befolgtDie Investoren mussten ihre Heta-Papiere auf Druck der Europäischen Zentralbank (EZB) einst auf 50 % abschreiben. Die Deutsche Pfandbriefbank erwartet dadurch einen Extragewinn vor Steuern von 132 Mill. Euro. Die Commerzbank kann mit rund 150 Mill. Euro rechnen.Kritiker sagen nun, dass die EZB Anfang 2015 mit ihrer Anweisung falschlag. Ihrer Ansicht nach hat sich die Notenbank damals zu Unrecht in die Bilanzierung der Geldhäuser eingemischt. Nun zeige sich, dass sie mit ihrer Einschätzung deutlich danebengelegen habe.Die Düsseldorfer Hypothekenbank war wegen der geforderten Abschreibungen auf Heta-Bonds in Bedrängnis geraten und musste vor gut einem Jahr vom Privatbankenverband BdB aufgefangen werden. Eine BdB-Sprecherin erklärte, der Verband unterstütze die Einigung mit Österreich. Darüber hinaus wollte sie sich nicht äußern.Bei der Heta handelt es sich um eine der größten Bankenabwicklungen in Europa. Kärnten hat Garantien für Heta-Anleihen von rund 11 Mrd. Euro übernommen, ist nach eigenen Angaben aber nicht in der Lage, die Schulden vollständig zu begleichen. Da ein Kompromiss zunächst platzte, drohte dem Land die Pleite. Um das zu verhindern wurde weiter verhandelt, und man verständigte sich auf eine nachgebesserte Offerte. Nun lasse sich eine Insolvenz Kärntens abwenden, sagte Schelling. Zum neuen Angebot soll das Bundesland 1,2 Mrd. Euro beisteuern, der Rest kommt von Österreich.Die Offerte soll im September vorgelegt werden. Nach dem Vorschlag kauft Kärnten die erstrangigen Anleihen zu 75 % des Nennwerts zurück, nachrangige Papiere zu 30 %. Den Erlös können die Gläubiger dann in eine neue Nullkupon-Anleihe mit einer Laufzeit von 13,5 Jahren tauschen. Beim ersten Vorschlag wurde eine Laufzeit von 18 Jahren angeboten.