Fürstlich Castell’sche Bank

Hille will Vermögen ältester Bank Bayerns verdoppeln

Eigentlich wollte Christian Hille nach seinem Ausstieg bei der DWS ein Family Office gründen, ließ sich dann aber von der Fürstlich Castell’schen Bank verpflichten. Dort hegt er große Pläne für die Vermögensverwaltung.

Hille will Vermögen ältester Bank Bayerns verdoppeln

Bloomberg

Die Fürstlich Castell’sche Bank will nach ihrem Umbau das verwaltete Vermögen mehr als verdoppeln. Dieses Ziel gab Christian Hille, seit dieser Woche neuer Vorstand bei der nach eigenen Angaben ältesten Bank Bayerns, in einem Interview mit Bloomberg aus.

Zuletzt hatte er als Generalbevollmächtigter den Investmentprozess des Instituts bereits völlig neu aufgestellt. Zudem soll in diesem Jahr in Frankfurt wahrscheinlich ein permanenter Standort eröffnet werden, nachdem die Bank hier bislang nur in temporären Büros aktiv war.

„Aktuell kommen wir auf ein verwaltetes Vermögen von rund 2 Mrd. Euro“, verrät Hille. Vergangenes Jahr hätten sich die Zu- und Abflüsse in einem schwierigen Umfeld in etwa die Waage gehalten. „Ziel ist es, die Summe in den nächsten fünf Jahren mehr als zu verdoppeln“, sagt Hille weiter.

Hille war Ende 2020 zu der Würzburger Bank gekommen, um sich dort um Vermögensverwaltung und Fondsmanagement zu kümmern. Er wechselte von der DWS, wo er zuletzt als Global Head of Multi Asset & Solutions gearbeitet hatte. Die Einstellung ging einher mit einer Neuausrichtung der Castell’schen Bank, nachdem Zins- und Provisionsüberschüsse gesunken waren. Sie positioniert sich jetzt stärker als Vermögensmanager und weniger als Universalbank. Standorte wurden geschlossen und neue Manager geholt. Eigentümer sind die Fürsten Ferdinand zu Castell-Castell sowie Otto zu Castell-Rüdenhausen.

Hille sagt, unter seiner Führung sei der Investmentprozess des Instituts jetzt langfristiger, nachhaltiger, antizyklischer und globaler ausgerichtet. „Kleinere Häuser tendieren dazu, sehr europalastig zu sein. Dabei hatte sich ja gerade der amerikanische Aktienmarkt in den vergangenen Jahren besser entwickelt als der Markt in Europa“, so Hille.

Mit Blick nach vorne hat er viele Chancen ausgemacht. „Anlagen in Emerging Markets werden wieder interessanter. Dasselbe gilt für Anleihen aus Europa“, sagt er. Zur Umsetzung der neuen Strategie hat Hille neue Leute an Bord geholt. Im Portfoliomanagement seien vier Kollegen von außen eingestellt worden. Das Team umfasse nun rund ein Dutzend Mitarbeiter. Auch ein Data Scientist von der Universität Würzburg sei jetzt mit dabei. „Wir sind zwar ein kleines Team, aber mit Technologie und Daten kann man heute eine Menge erreichen“, meint Hille.

Leicht dürfte die Neuausrichtung nicht werden. Zwar gibt es viele reiche Deutsche, doch die sind umkämpft. Neben heimischen Wettbewerbern hatte zuletzt auch eine ganze Reihe ausländischer Anbieter angekündigt, sich stärker im deutschen Wealth-Management-Markt engagieren zu wollen. „Wettbewerb finde ich gut. Ich war früher Leistungssportler“, erklärt er. Sein Haus wolle bei Gebühren fair sein und erhebe etwa bei den eigenen Fonds keinen Ausgabeaufschlag, gehe aber auch nicht nur über den Preis.

Eine individuelle Vermögensverwaltung bietet die Castell’sche Bank in der Regel ab einem zu investierenden Vermögen von 250000 Euro an. Die Fonds stehen auch Retailinvestoren offen. Eine digitale Vermögensverwaltung hatte Hille indes schon kurz nach seiner Ankunft Ende 2020 zugemacht. Der Robo-Advisor „passte nicht wirklich zu unserem Haus, und der Kundenzuspruch war auch eher gering gewesen“, sagt er.

Nach seinem Ausstieg bei der DWS hatte Hille eigentlich ein Family Office gründen wollen, war dann aber mit der Castell’schen Bank ins Gespräch gekommen. Die Pläne dort ähnelten dem, was er selbst aufziehen wollte. Und so ließ er sich unter anderem von den Fürsten überzeugen, in Würzburg anzuheuern, wie sich Hille erinnert.

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