Büroimmobilienmarkt

Homeoffice mindert den Flächenbedarf

Corona hat die Arbeitswelt dauerhaft verändert. Das Münchener Ifo-Institut und die Unternehmensberatung McKinsey haben sich mit den Auswirkungen auf den Markt für Büroimmobilien beschäftigt.

Homeoffice mindert den Flächenbedarf

Homeoffice mindert den Flächenbedarf

Viele leerstehende Räume – Unternehmen verkleinern sich – Mancherorts weniger Büroarbeitsplätze als Angestellte

Corona hat dauerhafte Auswirkungen auf den Büroimmobilienmarkt. Da viele Mitarbeiter von Firmen, Banken und Behörden im Homeoffice arbeiten, sinkt der Bedarf an Büros, mit der Folge, dass Standorte verkleinert oder aufgegeben werden. Wegen langfristiger Mietverträge ist dieser Effekt aber noch nicht voll durchgeschlagen.

dpa-afx München/fir Frankfurt

Städte weltweit müssen sich auf ein dauerhaftes Fernbleiben vieler Büroangestellter einstellen. In Deutschland arbeitet nach regelmäßigen Umfragen des Münchner Ifo-Instituts auch nach dem Ende der Corona-Pandemie ein gutes Viertel der Angestellten daheim, in manchen internationalen Metropolen liegt der Anteil der Heimarbeiter laut McKinsey Global Institute sogar noch höher. Das hat Auswirkungen auf den Büroimmobilienmarkt: In Deutschland sind die Neuvermietungen im ersten Halbjahr um 40% eingebrochen, wie der Immobiliendienstleister Jones Lang LaSalle (JLL) berichtet. “20% sind der Homeoffice-Effekt, die übrigen 20% der Effekt der konjunkturell unsicheren Lage”, sagt Stephan Leimbach, Leiter des Bürovermietungsgeschäfts bei JLL.

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Das zweite Halbjahr läuft laut Leimbach traditionell besser als das erste. “Für dieses Jahr gehen wir davon aus, dass etwa 2,8 Mill. Quadratmeter Bürofläche neu vermietet werden, letztes Jahr waren es 3,6 Mill. Quadratmeter. Das wäre ein Rückgang von gut 20%.” Die Homeoffice-Quote in Deutschland liegt seit einem Jahr stabil bei 25% der Beschäftigten, wie Simon Krause berichtet, Heimbüro-Fachmann beim Ifo-Institut. “Wir gehen davon aus, dass das so bleibt.” Vor der Pandemie seien es nur 10% gewesen. “Die Folge ist, dass sich die Zahl der wegen Homeoffice leerstehenden Büros verdreifacht hat. In manchen Branchen sind das jeden Tag etwa 30 bis 35% der Büros.” Ungenutzte Büroräume sind teuer, in wirtschaftlich unsicheren Zeiten entscheiden sich viele Firmen für die Verkleinerung. “Mein Eindruck ist, dass sich die Unternehmen im Schnitt um 20% verkleinern”, sagt JLL-Manager Leimbach.

Mehr Gemeinschaftsflächen

Nach Worten des Ifo-Experten Krause wandeln manche Unternehmen die freien Büros in Gemeinschaftsflächen um, für mehr persönliche Interaktion an Präsenztagen. Andere verringerten ihren Flächenbedarf etwa durch Desksharing, hier teilen sich mehrere Mitarbeiter einen Schreibtisch. “Dieser Effekt schlägt auf den Büromarkt durch. Das passiert aber nicht sofort, sondern mit Verzögerung, weil viele Firmen langfristige Mietverträge haben.” Eine Folge der Arbeit im Heimbüro ist, dass eine steigende Zahl von Unternehmen inzwischen weniger Büroarbeitsplätze als Angestellte hat.

Der Trend zur Verringerung der Büroflächen wird wohl anhalten. Das McKinsey Global Institute hat den Büromarkt in neun führenden Wirtschaftsmetropolen untersucht. Demnach wird der Bedarf an Büroflächen bis 2030 in sieben der neun Städte sinken. Allein in einem moderaten Szenario etwa in München und New York jeweils um 16% und in Paris und London um 13% bzw. um 11% (s. Grafik). In einem schwerwiegenden Szenario geht es deutlich stärker bergab, in München um 27%.

Unternehmen müssen bei der Verkleinerung ihrer Büros sorgfältig planen. Viele Mitarbeiter arbeiten am liebsten daheim. Aber wenn sie denn im Büro erscheinen, möchten sie in schönem Ambiente mit attraktiven Arbeitsbedingungen tätig sein. “Die Qualität des Büros wird immer wichtiger”, sagt Stephan Kippes, Marktforscher beim Immobilienverband Deutschland Süd. Wichtig ist auch die Lage. “Es sollte ein Ort sein, an dem man sich wohlfühlt, der gut zu erreichen ist und wo man in der Umgebung noch andere Dinge erledigen kann”, sagt Leimbach. Fazit: “Das Büro muss mehr sein als ein überdachter Schreibtisch.”

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