Bankenrettung

HSBC sichert sich Silicon Valley Bank UK

HSBC hat von der Bank of England den Zuschlag für die britische Tochter der ins Trudeln geratenen Silicon Valley Bank erhalten. Damit wurde eine Rettungsaktion unter Einsatz von Steuergeldern vermieden.

HSBC sichert sich Silicon Valley Bank UK

hip London

HSBC hat die britische Tochter der zahlungsunfähigen Silicon Valley Bank (SVB) von der Bank of England zum symbolischen Preis von 1 Pfund bekommen. „Wir wissen, dass das nicht die Umstände sind, die sie gewählt hätten, um zu uns zu stoßen“, heißt es in einer Hausmitteilung der britischen Großbank an ihre neuen Mitarbeiter, die der Börsen-Zeitung vorliegt. Doch man heiße sie herzlich willkommen und freue sich auf die weitere Zusammenarbeit. Die Bank of England hatte in Abstimmung mit dem Schatzamt und den Aufsichtsbehörden der HSBC den Zuschlag gegeben.

Dem waren am Wochenende Krisensitzungen mit Premierminister Rishi Sunak und Schatzkanzler Jeremy Hunt vorangegangen. „Ich freue mich, dass wir so schnell eine Lösung gefunden haben“, sagte Hunt. „HSBC ist Europas größte Bank. Die Kunden der SVB sollten sich von der Stärke, dem Schutz und der Sicherheit beruhigt fühlen, die das für sie bringt.“ Er betonte zudem, dass keine öffentlichen Mittel zum Einsatz kamen. Rothschild hatte die Bank of England beraten.

Die Rettungsaktion hatte Erinnerungen an den Zusammenbruch von Northern Rock und die Finanzkrise hervorgerufen, die für die britischen Steuerzahler mit enormen Kosten verbunden waren. Schatzkanzler Hunt bringt der Deal mit HSBC den Vorteil, dass die Vorstellung seines Haushaltsentwurfs am Mittwoch nicht von einer spektakulären Pleite überschattet wird, die ausgerechnet die Unternehmen in Schwierigkeiten gebracht hätte, deren Zukunftspotenzial er beschwören will.

SVB UK hat mehr als 3 000 Kunden, die nicht nur aus den klassischen Silicon-Valley-Branchen stammten, sondern auch aus der Medizintechnik und Biotechnologie. Der Bank of England zufolge wurden keine anderen britischen Banken von der Transaktion oder der Abwicklung der US-Mutter von SVB UK „direkt wesentlich“ betroffen. Nicht nur HSBC war an SVB UK interessiert. Auch die auf Clearing spezialisierte Bank of London hatte ein Angebot gemacht und der Hoffnung auf eine diversifiziertere Bankenlandschaft Ausdruck verliehen. „Es wäre zutiefst enttäuschend, wenn dieser Moment zu einer weiteren Konsolidierung der Macht unter den großen Banken führen würde“, hatte Gründer und CEO Anthony Watson gesagt. Doch er kam nicht zum Zug. Auch der Neobank Oaknorth Bank, dem Staatsfonds ADQ aus Abu Dhabi und dem Finanzinvestor Carlyle Group wurde Interesse nachgesagt.

Die HSBC erwartet einen Gewinn aus der Transaktion, wie einer Pflichtveröffentlichung zu entnehmen ist. Über dessen Höhe will sie „zu gegebener Zeit“ informieren. Per 10. März habe sich das Kreditbuch von SVB UK auf rund 5,5 Mrd. Pfund belaufen, die Einlagen auf 6,7 Mrd. Pfund. Das greifbare Eigenkapital bewege sich bei 1,4 Mrd. Pfund. Für das Ende Dezember abgelaufene Geschäftsjahr wies das Institut einen Vorsteuergewinn von 88 Mill. Pfund aus.

„Wir wollen Sie wissen lassen, dass wir diesen Zukauf tätigen, weil wir SVB UK für ein großartiges Geschäft mit großartigen Leuten halten“, schrieben HSBC-Chef Noel Quinn und Ian Stuart, der Chef der HSBC UK Bank, den neuen Beschäftigten. Sowohl strategisch als auch kulturell passten beide Banken hervorragend zusammen. „Die finanzielle Stärke und weltweite Vernetzung von HSBC machen uns zum idealen Partner, wenn aus den Start-ups von heute die multinationalen Konzerne von morgen werden“, heißt es in der Hausmitteilung.

Der Pflichtveröffentlichung zufolge will das Management die Aktionäre bei Veröffentlichung der Quartalszahlen am 2. Mai genauer über die „strategische Akquisition zur Stärkung des Bankgeschäfts von HSBC im Vereinigten Königreich“ informieren.