Autoversicherung

HUK-Coburg erwartet kräftige Preissteigerungen

Die HUK-Coburg rechnet mit weiteren kräftigen Preissteigerungen in der Kfz-Versicherung. Hausgemachte Probleme im Kundenservice hat der Branchenprimus nun nach eigener Einschätzung im Griff.

HUK-Coburg erwartet kräftige Preissteigerungen

HUK-Coburg erwartet kräftige Preissteigerungen

In der Autoversicherung wirkt sich die hohe Inflation für Ersatzteile aus – Probleme im Kundenservice gelten als gelöst – Starkes Wachstum

Die HUK-Coburg rechnet mit weiteren kräftigen Preissteigerungen in der Kfz-Versicherung. Die Inflation etwa für Ersatzteile für Autos werde weiterhin über dem allgemeinen Inflationsniveau liegen. Die hausgemachten Probleme im Kundenservice hat der Branchenprimus nun nach eigener Einschätzung im Griff.

mic München

Die HUK-Coburg rechnet in ihrem defizitären Kerngeschäft Autoversicherung mit einer hohen Inflation für die Schäden auch im Jahr 2024. „Die Versicherungsschäden werden weiterhin deutliche Teuerungsraten aufweisen“, sagte Vorstandssprecher Klaus-Jürgen Heitmann in der Jahrespressekonferenz in München. Sie würden über der allgemeinen Inflationsrate liegen, weil es de facto ein Liefermonopol der Automobilindustrie gebe, so dass man Preissteigerungen bei Autoersatzteilen letztlich hinnehmen müsse. Außerdem nähmen die Elementarschäden aufgrund des Klimawandels ein neues Ausmaß an.

Kfz-Vorstand Jörg Rheinländer bekräftigte, dass die HUK-Coburg die Tarife zum Jahreswechsel 2023/2024 um mehr als 10% erhöht habe: „Das sind Bereiche, die natürlich sehr deutlich sind und die uns auch nicht so gut gefallen.“ Aber man müsse auf die Schadenbelastung reagieren. Angesichts der Ergebnissituation erwarte er im laufenden Jahr nochmals Beitragsanpassungsrunden wie in diesem Jahr. Eventuell werde man auch im übernächsten Jahr eine Erhöhung wie zum Jahreswechsel 2023/2024 sehen.

Im vergangenen Jahr ist der größte deutsche Autoversicherer tief in die roten Zahlen gerutscht. Das versicherungstechnische Ergebnis für eigene Rechnung der Kfz-Sparte sank von 37 auf −216 Mill. Euro. Das Kapitalanlageergebnis der Sparte habe rund 100 Mill. Euro betragen, sagte Rheinländer. Sie erwirtschaftete also auch inklusive dieses Postens einen Verlust.

Die kombinierte Schaden- und Kostenquote der Kfz-Sparte verschlechterte sich von 103,6 auf 113,4%, nachdem sie 2021 noch 93,3% betragen hatte. Heitmann detaillierte, dass die Inflation im Jahr 2023 die Quote um rund 10 Prozentpunkte erhöht und damit die Preissteigerungen, die die Quote um 5 Punkte drückten, übertroffen habe. Zusätzlich habe die gestiegene Schadenhäufigkeit die Quote um 5 Punkte steigen lassen.

Mit der Quote von 113,4% schneidet die HUK-Coburg im zweiten Jahr in Folge etwas schlechter als die Branche im Schnitt ab, während die Coburger aufgrund ihrer niedrigen Kostenquote sonst meist die Wettbewerber hinter sich gelassen haben. Rheinländer begründete dies mit einer Erhöhung der Reserven: „Wir verstärken sowohl Geschäftsjahresschäden als auch die Vorjahresschäden sehr stark.“ Diese Vorsorge sei sehr sinnvoll, um keine Hypothek in die Zukunft zu tragen.

Fehleinschätzung der Frequenz

Heitmann bekannte, dass der Vorstand die Entwicklung der Schadenhäufigkeit falsch eingeschätzt hatte: „Wir waren davon ausgegangen, dass wir im Jahr 2023 quasi in eine Seitwärtsbewegung bei den Schadenhäufigkeiten eintreten.“ Rheinländer wollte dies aber nicht als Fehler des Vorstands gewertet wissen. Für alle Experten sei diese Entwicklung überraschend gewesen.

Heitmann betonte, die HUK-Coburg sei weiterhin ein Wachstumsunternehmen. In der Autoversicherung stiegen die Beitragseinnahmen um 8,3% auf 4,8 Mrd. Euro. Das Neugeschäft addierte sich auf 1,4 Millionen Verträge, der Bestand der versicherten Fahrzeuge stieg auf 13,9 Millionen Stück. Dies entspricht einem Plus von 183.200 Fahrzeugen. Der Allianz wird ein Anstieg von 258.000 Fahrzeugen zugeschrieben. Rheinländer erklärte, im Wechselgeschäft zum Jahresende – das die HUK-Coburg dem Jahr 2024 hinzurechnet – habe die HUK-Coburg im Saldo 100.000 Fahrzeuge verloren.

Federn lassen musste die HUK-Coburg im vergangenen Jahr auch in der Kategorie Kundenzufriedenheit, wie Heitmann bekannte: „Wir waren in der Schadenbearbeitung nicht immer gut.“ Die Kunden hätten teils zu lange warten müssen. Seit Ende des vergangenen Jahres habe man die Situation wieder im Griff. Rheinländer detaillierte, die Kunden warteten nun am Telefon üblicherweise weniger als eine Minute, und auch bei den Schriftstücken sei man momentan sehr gut aufgestellt.

Rheinländer wollte die erheblichen Probleme nicht als Folge der falsch eingeschätzten Schadenhäufigkeit einstufen. Die eigentliche Aufgabe sei es, die Schadenorganisation fit für den Klimawandel zu machen. Bei Extremereignissen habe ein Versicherer eine enorme Spitzen-Arbeitsbelastung zu verkraften.

Erfolgreiches erstes Quartal

Heitmann wies darauf hin, dass die HUK-Coburg den Gewinn vor Steuern auf 298 Mill. Euro verdoppelte. Dafür seien auch Sonderfaktoren im Vorjahr verantwortlich. Darüber hinaus sei das Kapitalanlageergebnis sehr erfreulich gewesen. Es kletterte um 86% auf 931 Mill. Euro.

Das laufende Jahr sei vielversprechend gestartet, sagte Heitmann. Das Neugeschäft sei im ersten Quartal um 18% gestiegen. Dies sei unter anderem auf das gut angenommene Angebot der Neodigital Autoversicherung zurückzuführen. 28.000 Fahrzeuge seien dort versichert, man fasse auch im Maklermarkt Fuß. In der Sparte Haftpflicht-, Unfall- und Sachversicherung sei das Neugeschäft um 7% gestiegen. Heitmann geht nach eigenen Worten davon aus, dass die HUK-Coburg mit der Autoversicherung auch im Jahr 2024 stärker als der Markt wachsen wird.

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