Großbanken

HVB erwartet nachlassende Dynamik im zweiten Halbjahr

Die neue Vorstandssprecherin der Unicredit-Tochter HypoVereinsbank , Marion Höllinger, kann mit sehr guten Halbjahreszahlen aufwarten. Die Zinswende trug zum Ertragsschub der drittgrößten deutschen Geschäftsbank bei.

HVB erwartet nachlassende Dynamik im zweiten Halbjahr

HVB dämpft Erwartungen

Unicredit-Tochter rechnet wegen saisonalen Rückgangs im Handel mit nachlassender Ertragsdynamik – Risikovorsorge erhöht

sck München

Nach einem starken ersten Halbjahr rechnet die HypoVereinsbank (HVB) für die laufende zweite Jahreshälfte mit einer nachlassenden Dynamik der operativen Erträge. "Für das zweite Halbjahr 2023 gehen wir davon aus, dass sich der positive Trend abflachen wird, insbesondere durch einen saisonalen Rückgang im Handelsgeschäft", schreibt die Unicredit-Tochter in ihrem Zwischenbericht zum 30. Juni.

Jahresgewinn über Vorjahr

Die drittgrößte deutsche Geschäftsbank veröffentlichte das Zahlenwerk dieser Tage auf ihrer Internetseite. Trotz der sich abschwächenden Wirtschaft in Deutschland hält die in München ansässige Bank an ihrer Prognose fest, im laufenden 12-Monats-Berichtturnus das Ergebnis spürbar zu steigern: "Für das Geschäftsjahr 2023 gehen wir weiterhin davon aus, dass die operativen Erträge (...) deutlich über den operativen Erträgen im Geschäftsjahr 2022 liegen werden."

Wirkung der Zinswende verpufft

Wie ihre Wettbewerber profitiert auch die HVB von der Zinswende infolge der Leitzinserhöhungen der EZB. Das gibt der gesamten Kreditwirtschaft einen Schub. Der HVB-Vorstand erwartet ebenso einen deutlichen Anstieg des Ergebnisses vor und nach Steuern im Gesamtjahr – allerdings werde das Resultat in der zweiten Hälfte "sehr deutlich" unter dem des ersten Halbjahres liegen. Vorstandssprecherin ist seit März Marion Höllinger. Die Privatkunden-Managerin folgte auf Michael Diederich, der als CFO in den Vorstand des Fußball-Erstligisten FC Bayern München wechselte.

Schwung in Retailsparte

In den ersten sechs Monaten dieses Jahres steigerte die HVB den Vorsteuergewinn um 43% oder 401 Mill. auf 1,34 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Im gesamten Vorjahr erwirtschaftete das Institut 1,77 (2021: 0,63) Mrd. Euro. Mit ihrem Halbjahresresultat trugen die Münchner nahezu ein Viertel zum Gewinn vor Steuern des italienischen Mutterkonzerns bei. Die Unicredit-Gruppe legte ihren Zwischenbericht Ende Juli vor.

Im ersten Halbjahr sorgten ein Schwung bei den operativen Erträgen und zugleich gedrückte Verwaltungsaufwendungen für einen Ergebnisschub. Die HVB erhöhte die operativen Erträge um 21% auf 2,72 Mrd. Euro. Der größte Ertragsposten, der Zinsüberschuss, legte um 9% auf 1,41 Mrd. Euro zu. Die Geschäftsleitung erklärte das mit einer ausgeweiteten Marge im Einlagengeschäft aufgrund der gestiegenen Marktzinsen. Das dürfte wesentlich dazu beigetragen haben, dass das Retailsegment den Vorsteuergewinn auf 268 (121) Mill. Euro mehr als verdoppelte.

Gefragte Absicherungsgeschäfte

Währenddessen sprang das Handelsergebnis auf 749 (340) Mill. Euro. Die HVB führte das u.a. auf deutliche Steigerungen in den Bereichen Fixed Income und Currencies & Commodities (FICC) zurück. Die Nachfrage der Kunden nach Absicherungsgeschäften sei deutlich gewachsen. Die Sparte Corporates, die das Firmenkundengeschäft und Investment Banking umfasst, erhöhte den Vorsteuergewinn auf 1 (0,8) Mrd. Euro.

Personalabbau greift

Die Kosten-Ertrags-Relation verbesserte sich auf 46,8 (59,3)%. Zugleich reduzierte die HVB den Verwaltungsaufwand um 4% oder 54 Mill. Euro auf 1,28 Mrd. Euro. Dazu trugen abermalige Filial- und Stellenstreichungen bei. Ende Juni zählte die Bank noch 10.361 Mitarbeiter – über 500 weniger als vor einem Jahr. Die Personalkosten schrumpften um 4% auf 665 Mill. Euro.

Derweil erhöhte die HVB die Kreditrisikovorsorge um 50 Mill. Euro (Nettozuführungen). Die Summe setzt sich überwiegend zusammen aus Einzelwertberichtigungen. Ein Jahr zuvor hatte sie noch 29 Mill. Euro an Nettoerträgen aus Auflösungen verbucht.

Die HypoVereinsbank hat im ersten Halbjahr von einem florierenden Handelsgeschäft profitiert. Zudem profitierte sie wie ihre Wettbewerber von der Zinswende. Für das zweite Halbjahr rechnet die Unicredit-Tochter jedoch mit einer nachlassenden Ertragsdynamik, wie aus dem Halbjahresbericht hervorgeht.

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