Schweizer Regulierungsdebatte

Hybridkapital soll Kompromiss ermöglichen

Bei der Notrettung von Credit Suisse fühlten sich die Inhaber von AT1-Anleihen geprellt. Ausgerechnet diese Finanzinstrumente stehen nun aber im Zentrum eines 2025 vorgelegten Kompromissvorschlags für die Kapitalvorgaben der UBS.

Hybridkapital soll Kompromiss ermöglichen

In der Schweiz tobt eine Debatte um die Kapitalvorgaben für die UBS. Nach den Vorstellungen der Schweizer Regierung soll die UBS ihre ausländischen Töchter zu 100% mit hartem Eigenkapital unterlegen. Im Zentrum eines Kompromissvorschlags, den eine überparteiliche Gruppe Schweizer Parlamentarier in der vergangenen Woche vorgelegt haben steht das „Additional Tier 1 Capital“. Die kurz AT1- oder auch Coco-Bonds genannten Finanzinstrumente sind ein Hybrid zwischen Fremd- und Eigenkapital mit verlustabsorbierendem Charakter.

Entlastung für die UBS

Laut Kompromissvorschlag soll die von der Regierung vorgeschlagene Eigenkapitalanforderung zwar nicht aufgeweicht werden, jedoch soll die Unterlegung nicht ausschließlich durch Eigenkapital, sondern auch mit bis zu 50% durch AT1-Kapital erfolgen können. Dies würde die UBS erheblich entlasten. Denn AT1-Kapital ist zwar teurer als Fremdkapital, aber doch in der Regel günstiger als Eigenkapital.

Umstrittene Finma-Entscheidung

Allerdings sind die Investoren mit Blick auf den Umgang der Schweizer Behörden mit den Hybrid-Anleihen gebrannte Kinder. Denn im Zuge der Notübernahme der Credit Suisse im Frühjahr 2023 fuhren sie faktisch schlechter als die Aktionäre. Auf Geheiß der Finanzmarktaufsicht wurden AT1-Anleihen im Wert von 16 sfr abgeschrieben, während die Übernahmevereinbarung mit der UBS ein Tauschangebot an die Aktionäre vorsah.

AT1-Klage beschäftigt die Gerichte

Die Finma argumentierte damals, das die Großbank den „Point of non Viability“ erreicht hatte, also nicht mehr lebensfähig war. In diesem Fall hätte nach der Logik der Verlustkaskade jedoch eigentlich zuerst das Eigenkapital herangezogen werden müssen. Die Klage der AT1-Bondholder von Credit Suisse beschäftigt noch die Gerichte. Der Fall zeigt in jedem Fall, dass AT1-Anleihen hoch riskant sind, weil der Umgang mit den erst nach der Finanzkrise entwickelten Instrumente im Krisenfall im Ermessen der Behörden liegt.

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AT1-Kapital als Kompromiss

dz Zürich