Immobilienfinanzierung

Hypoport verabschiedet sich von Jahreszielen

Der Finanzdienstleister Hypoport hat wegen der sinkenden Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen seine Jahresziele einkassiert und die Prognose ausgesetzt. Die Aktie des SDax-Konzerns rutschte am Freitag zeitweise um mehr als zwei Fünftel ab.

Hypoport verabschiedet sich von Jahreszielen

sp Berlin

Der Finanzdienstleister Hypoport hat sich wegen der schwachen Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen auf seiner Plattform von den Jahreszielen verabschiedet und die Prognose ausgesetzt. Noch sei nicht absehbar, ob die Zurückhaltung der Verbraucher wegen steigender Zinsen, hoher Inflation und wachsender makroökonomischer Risiken anhalten werde, teilte das Unternehmen zur Begründung mit.

Der bisher angepeilte Umsatz von 500 Mill. bis 540 (i. V. 446) Mill. Euro und der in Aussicht gestellte operative Gewinn (Ebit) von 51 Mill. bis 58 (48) Mill. Euro würden deutlich verfehlt, kündigte Hypoport am Donnerstagabend an. Die Aktie rutschte am Freitag zeitweise um mehr als 40% ab und notierte bei 87,15 Euro. Seit Jahresbeginn hat der SDax-Konzern mehr als vier Fünftel eingebüßt.

„Dass das dritte Quartal bereits so eine schwache Performance zeigt, ist bedenklich, denn in unseren Augen wird der Hypothekenmarkt noch weiter schrumpfen“, erklärte Analyst Simon Keller vom Bankhaus Hauck Aufhäuser, der das Preisziel von 205 auf 70 Euro kappte und eine Verkaufsempfehlung aussprach. Auch Warburg-Analyst Marius Fuhrberg rechnet mit einer weiteren Eintrübung in der privaten Baufinanzierung, nachdem die Bundesbank für Juli bereits einen Rückgang der Hypothekendarlehen um 16% feststellt hatte. Er traut Hypoport auf mittlere Sicht aber eine kräftige Erholung zu und empfiehlt die Aktie zum Kauf. Während viele Marktbeobachter aufgrund der Eintrübung im Immobilienmarkt im dritten Quartal mit rückläufigen Umsätzen bei Hypoport gerechnet hatten, kommt der Einbruch beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) offenbar unerwartet. „Die Gewinnwarnung zeigt die Schattenseite eines operativen Hebels im Plattform-Geschäft, denn der Gewinn ist überproportional zum Umsatz betroffen“, kommentiert Keller, der für 2023 mittlerweile mit einem negativen Ebit bei Hypoport rechnet.

„Wir leben in einer neuen Welt mit steigenden Zinsen und höheren Finanzierungskosten“, sagte ein Unternehmenssprecher. Die Immobilienpreise hätten auf diese Entwicklung noch kaum reagiert. Die weitere Entwicklung bei Hypoport hänge davon ab, wann die Preisvorstellungen von potenziellen Käufern und Verkäufern auf dem Immobilienmarkt wieder zusammenfänden. Erst dann sei wieder mit höherer Aktivität und höherer Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen zu rechnen.

Der Vorstand von Hypoport kündigte Maßnahmen an, um das Kostenniveau an das aktuelle Marktumfeld anzupassen. Das betreffe vor allem Innovationsprojekte, die nun verschoben würden, erklärte ein Sprecher auf Anfrage. Nachbesetzungen von frei werdenden Stellen würden restriktiver gehandhabt.

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