IM INTERVIEW: BERNHARD HODLER

"Ich bin sicher weniger barock"

Der Julius-Bär-Chef über seine plötzliche Berufung und seinen Führungsansatz

"Ich bin sicher weniger barock"

– Herr Hodler, der Verwaltungsrat hatte im November, nach dem Rücktritt von Boris Collardi, ein “Evaluationsprogramm für die langfristige Führung der Bank’ angekündigt. Sind Sie das Ergebnis?Ja, der Verwaltungsrat hat mich in der Rolle des Chief Executive Officer bestätigt, und er hat mir an seiner letzten Sitzung, die vor kurzem stattgefunden hat, das Vertrauen ausgesprochen.- Sind Sie also der Mann für die langfristige Führung der Bank?Ja, der bin ich, wobei ich Ihnen jetzt nicht sagen kann, ob ich zehn oder fünf oder drei Jahre in dieser Funktion bleiben werde.- Wir haben Ihren Vorgänger als eher barocke und gleichzeitig draufgängerische Persönlichkeit erlebt. Wie sind Sie?Ich bin sicher weniger barock. Dafür authentisch, ausgeglichen und fokussiert auf die Umsetzung der Strategie die Erreichung der Ziele.- Sie waren am Anfang Ihrer Karriere ein Kreditanalyst. Später wurden Sie Risikomanager. Diese Leute haben doch die Rolle des Bremsers in einer Bank. Ist das auch Ihre Aufgabe?Ich muss Ihre Lesarart meines Lebenslaufes etwas korrigieren. Ich war in meiner Zeit bei den beiden Schweizer Großbanken nicht nur im Risikomanagement, sondern auch im Handel tätig. Bei Julius Bär war ich fünf Jahre Vorsitzender der Geschäftsleitung der Bank und hatte dabei auch die direkte Verantwortung für unsere Niederlassungen in New York und Jersey. Ich war auch Chief Operations Officer oder Betriebschef, wenn Sie lieber wollen. Mein Portefeuille ist also breiter als das eines reinen Risikomanagers.- Aber sind Sie nun Bremser oder Steuermann?Ich hatte vor kurzer Zeit einen Vortrag bei einer Berufsorganisation von Risikomanagern. Dort habe ich gleich am Anfang gesagt, dass eine wichtige Funktion jedes Risikomanagers sein muss, auch das Wachstum zu unterstützen. Entscheidend ist aber, dass das Wachstum nachhaltig ist.- Die Bank Julius Bär hat eine stark schweizerisch geprägte Führung. Ist das ein Zufall?Nein, die schweizerische Prägung der Bank hat mit unseren Wurzeln zu tun. Dass ich als CEO und unser Verwaltungsratspräsident einen Schweizer Pass besitze, passt zur DNA von Julius Bär.- Es gibt viele Stimmen, die sagen, Julius Bär werde kaum im bisherigen Tempo weiterwachsen können. Wäre es ein Problem für Sie, die neuen Leistungsziele herunterschrauben zu müssen?Die aktuellen Ziele sind seit 2015 gültig, und wir werden diese Ziele im Laufe des Jahres sicher anschauen müssen. Ich glaube aber, dass wir im bisherigen Tempo weiterwachsen können. Wir hatten kürzlich ein dreitägiges Meeting mit der Geschäftsleitung auf dem Bürgenstock (Berg am Vierwaldstättersee, die Red.), und alle Elemente, die wir dort betrachtet haben, zeigen uns, dass wir das Potenzial haben, im bisherigen Tempo weiterzuwachsen, ohne die Stabilität der Plattform zu gefährden.—-Das Interview führte Daniel Zulauf.