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Im Visier des Leerverkäufers

lee - Schachspieler und Unternehmer haben im besten Falle eines gemeinsam: Sie denken stets ein paar Züge voraus. Insofern dürfte es dem Gründer und passionierten Schachspieler Wolfgang Grenke (69) gleich doppelt zu schaffen machen, wie der...

Im Visier des Leerverkäufers

lee – Schachspieler und Unternehmer haben im besten Falle eines gemeinsam: Sie denken stets ein paar Züge voraus. Insofern dürfte es dem Gründer und passionierten Schachspieler Wolfgang Grenke (69) gleich doppelt zu schaffen machen, wie der britische Leerverkäufer Fraser Perring die von ihm gegründete und nach ihm benannte Leasingfirma derzeit vor sich hertreibt.Perring, der maßgeblich Anteil daran hatte, den Zahlungsdienstleister Wirecard zur Strecke zu bringen, wirft der Grenke AG undurchsichtige Geschäfte im Rahmen eines von ihr praktizierten Franchisesystems vor. Demnach soll die nicht zum Konzern gehörende CTP Handels- und Beteiligungs GmbH Franchisefirmen im Ausland übernehmen, um sie nach ein paar Jahren zu womöglich überhöhten Preisen an die Grenke AG weiterzuverkaufen. Pikantes Detail: CTP befindet sich mehrheitlich im Besitz des Firmengründers. Dieser hält zugleich gemeinsam mit seiner Familie mehr als 40 % der Grenke-Aktien, was wiederum als tragende Säule in der Verteidigungsstrategie der attackierten Firma dient.Parallelen zum Fall Wirecard sind unschwer auszumachen: Eine Firma aus der Provinz, die es aus dem Umfeld des durch diverse Skandale als schmuddelig verrufenen Neuen Marktes ziemlich weit nach oben schafft im Börsenolymp, und das, obwohl (oder gerade weil?) kaum jemand ihr Geschäftsmodell im Detail durchdringt. Ein Aktienkurs, der auf dem Weg nach unten Achterbahn zu fahren scheint. Und ein Management, das lange für einen eher ungeschickt anmutenden Befreiungsschlag braucht. Am Freitag erst hatte das Management in einer kurzfristig anberaumten Telefonkonferenz die von Perring erhobenen Vorwürfe in Bausch und Bogen verurteilt, mit strafrechtlichen Schritten gedroht und – der Fall Wirecard lässt grüßen – ein Sondergutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in Aussicht gestellt. Am Montag folgte dann der nächste Höhepunkt des Schaukampfs. Der 2018 als stellvertretender Vorsitzender in den Aufsichtsrat gewechselte Gründer lege sein Mandat vorläufig nieder, teilte die Grenke AG mit. So sollen Interessenkonflikte beim Verkauf der von CTP gehaltenen Beteiligungen an Franchiseunternehmen vermieden werden. Die für Investoren entscheidende Frage lautet freilich vor allem, ob sich die gegen Grenke erhobenen Vorwürfe des Bilanzbetrugs erhärten werden. Dies wird maßgeblich von einem zweiten Gutachten abhängen, das die Firma angekündigt hat -erstellen soll es nicht der ohnehin mandatierte Abschlussprüfer KPMG, sondern eine unabhängige Adresse.