Wohneigentum

Immobilienbranche muss Gas geben

Deutsche Wohngebäude werden bei weitem nicht in ausreichendem Maß energetisch saniert, um die Klimaziele zu erreichen. Die Zahl der Verkäufe von Eigentumswohnungen ging 2020 zurück, die Umsätze legten aber zu.

Immobilienbranche muss Gas geben

tl Frankfurt

Bis zum Jahr 2030 muss die Gebäudewirtschaft ihren CO2-Bedarf um 40% reduzieren. „Zwischen 2010 und 2020 sind wir nicht wirklich vorangekommen“, sagte Michael Voigtländer, Leiter des Kompetenzfelds Finanzmärkte/Immobilienmärkte des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), bei der Vorstellung des 14. Accentro Wohneigentumsreports. Das liegt an den ungenügenden Sanierungsanstrengungen.

Statt jährlich 2% des Bestandes wird nur etwa die Hälfte klimafit gemacht. „Allein für die energetische Sanierung muss man bis 2050 mit 500 Mrd. Euro rechnen, also 43 Mrd. Euro pro Jahr.“ Inklusive der normalen Instandsetzung und üblicher Modernisierungen müssen 1,3 Bill. Euro in den deutschen Wohnungsbestand investiert werden. Voigtländer verwies in dem Zusammenhang auf das Dilemma zwischen Sozialpolitik und Klimaschutz, sprich in den ältesten und damit sanierungsbedürftigsten Wohnhäusern wohnen oftmals die einkommensschwächsten Mieter. Er empfahl der neuen Bundesregierung zu überlegen, wie der Mietanstieg bei sanierten Wohnungen zumindest so lange abgeschwächt werden kann, bis die Einsparungen in den Energiekosten den Mietanstieg kompensieren.

Bremsend auf die Sanierungsbemühungen wirke aber auch der Fachkräftemangel, insbesondere im Sanitär- und Kältetechnikbereich. Voigtländer sprach sich für eine gezielte Zuwanderung aus, aber für höhere Löhne zur Steigerung der Attraktivität des Handwerks. Investoren und Eigentümer sollten jetzt mit der energetischen Sanierung beginnen, denn: „Günstiger wird es sicher nicht.“

2020 wurden in Deutschland weniger Eigentumswohnungen verkauft als im Jahr zuvor. Da die Preise aber stiegen, legte der Umsatz um 3,3% auf 36 Mrd. Euro zu, ergab die Auswertung der Daten der Gutachterausschüsse in 81 Großstädten. „Gerade Mittelstädte ziehen Kapitalanleger an. Ausschlaggebend sind neben den guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch die niedrigeren Einstiegspreise und Vervielfältiger, als es sie in den Top-7-Städten gibt“, erklärte Lars Schriewer, Vorstandsvorsitzender von Accentro Real Estate.

Die meisten Wohnungen wurden in Berlin (16473), München (9845) und Hamburg (6195) verkauft, gefolgt von Köln, Frankfurt am Main und Stuttgart. Der größte Rückgang ist in Frankfurt am Main zu beobachten (–17,7%), gefolgt von Köln (–17,5%) und Berlin (–11,0%).