Immobilienfinanzierer hoffen auf Bodenbildung
Immobilienfinanzierer hoffen auf Bodenbildung
Finanzierungen ziehen wieder leicht an – Hohe Zinsen und wirtschaftliche Rahmenbedingungen bremsen weiter
Das Geschäft mit Immobilienkrediten hat sich im ersten Quartal leicht erholt. Gegenüber dem vierten Quartal 2022 gab es einen Anstieg um 3,2% auf 25,6 Mrd. Euro. Die Nachfrage bewege sich aber noch auf niedrigem Niveau, teilte der Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) mit. Die hohen Zinsen lasteten schwer.
wbr Frankfurt
Die positiven Zahlen zum Immobilienkreditgeschäft im ersten Quartal werden in der Branche mit Vorsicht interpretiert. Ob es sich um eine Bodenbildung handelt, könne man nicht sagen. Die nächsten ein bis zwei Quartale dürften darüber Aufschluss geben. „Die Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen bewegt sich jedoch grundsätzlich weiter auf einem im längerfristigen Vergleich niedrigen Niveau“, heißt es in einer Mitteilung des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (VDP).
Der VDP erklärte, der Immobilienmarkt habe aufgrund veränderter Rahmenbedingungen wie beispielsweise dem Krieg in der Ukraine oder Inflations- und Zinsanstieg bereits im Verlauf des vergangenen Jahres „jegliche Dynamik“ eingebüßt.
Hinzu kommt, dass die Zinsen für private Finanzierungen mit einer Laufzeit von zehn Jahren von Anfang 2021 von 0,75% auf knapp über 4% im Oktober 2022 gestiegen waren. Seitdem bewegen sich die Konditionen unter Schwankungen seitwärts zwischen 3,5 und 4%.
Zurückhaltung bestimmt das Bild
Die Kreditnachfrage werde von der generellen Zurückhaltung der Marktteilnehmer bestimmt. „Die noch nicht abgeschlossene Adjustierung von Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern führt zu wenigen Transaktionen und damit auch zu einem geringen Neugeschäft bei den Immobilienfinanzierern“, kommentierte VDP-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt das Neugeschäft bei Immobilienkrediten. Von Kunden der VDP-Mitgliedsinstitute wurden im ersten Quartal dieses Jahres 16,3 Mrd. Euro an Wohnimmobilienkrediten nachgefragt.
In längerfristiger Betrachtung wird der Einbruch deutlich. Im Bereich der Wohnimmobilien sind die Darlehenszusagen seit dem ersten Quartal 2021 bis 2023 um 66,2% zurückgegangen. Ähnlich stark waren Ein- und Zweifamilienhäuser betroffen, bei denen der Rückgang 56,2% beträgt. Vergleichsweise wenig haben Finanzierungen von Mehrfamilienhäusern gelitten, dort ist in den vergangenen zwei Jahren das Volumen lediglich um 13,2 % zurückgegangen.
Mehrfamilienhäuser gewinnen an Gewicht
Die unterschiedlichen Entwicklungen im Bereich der Wohnimmobilienfinanzierung haben dazu geführt, dass Kredite für Mehrfamilienhäuser einen Anteil an den Gesamtkrediten von rund 36% ausmachen. Das ist fast doppelt so viel wie vor zwei Jahren. Im Gegenzug dazu nahm die Bedeutung der Finanzierungen von Ein- und Zweifamilienhäusern sowie Eigentumswohnungen spürbar ab.
Das Volumen an Gewerbeimmobilienfinanzierungen betrug in den ersten drei Monaten dieses Jahres 9,3 Mrd. Euro und lag damit 19,2% oberhalb des Volumens im vierten Quartal 2022. Ein Anstieg auf niedriger Basis, denn rückblickend betrachtet ist auch das Neugeschäft mit Gewerbeimmobilienkrediten in den vergangenen Jahren eingebrochen. Besonders herb war der prozentuale Rückgang bei Einzelhandelsimmobilien. Dort reduzieren sich die Darlehenszusagen um 47,7% seit Anfang 2021. Etwas moderater fiel der Rückgang bei Bürogebäuden aus. Hier rutschten die Finanzierungen in den vergangenen zwei Jahren um
30,8 % ab.
Kauf ist schwieriger geworden
Nach Einschätzung des Pfandbriefverbandes gestalten sich der Erwerb von Wohneigentum und das Investment in dem Segment Wohnen deutlich schwieriger als früher. Neben Preissteigerungen und hohen Kreditkosten seien auch die Renditeanforderungen an Immobilieninvestitionen gestiegen. „So lange die gegenwärtige Phase der Unsicherheit über die weitere Preis- und Zinsentwicklung noch nicht abgeschlossen ist, dürfte auch die Nachfrage nach Finanzierungen verhalten bleiben“, so Tolckmitt.

