In den USA häufen sich Großschäden

Swiss Re: 2012 entfielen die größten Naturkatastrophen auf die Vereinigten Staaten - Risiko Klimawandel

In den USA häufen sich Großschäden

Nordamerika hat sich 2012 für die Versicherer als Katastrophenkontinent entpuppt. Nach Berechnungen des Rückversicherers Swiss Re verringerten sich zwar die versicherten Schäden aus Naturkatastrophen weltweit um fast die Hälfte auf 65 Mrd. Dollar, davon machten aber die USA den Löwenanteil aus.sck München – Die weltweit fünf größten Naturkatastrophen haben im Jahr 2012 die USA getroffen. Allein diese Ereignisse führten nach Schätzungen des zweitgrößten Rückversicherungskonzerns, der Swiss Re, zu einem versicherten Gesamtschaden von knapp 43 Mrd. Dollar (siehe Tabelle). Das sind zwei Drittel aller globalen Naturkatastrophenschäden. Hurrikan “Sandy”, der Ende Oktober bis Anfang November an der Ostküste der USA tobte, bescherte der Assekuranz allein einen Schaden von geschätzten 20 bis 25 Mrd. Dollar, bekräftigte die Swiss Re. Der Schweizer Wettbewerber von Branchenprimus Munich Re bezifferte zuvor die Belastung durch “Sandy” für sich auf rund 900 Mill. Dollar. Die Munich Re nennt bisher zwar noch keine konkreten Zahlen, sprach aber zuletzt von einer Belastung im mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich. “Sandy” war nach Hurrikan “Katrina”, der im August 2005 weite Teile von New Orleans lahmlegte, der tropische Wirbelsturm mit der zweitgrößten Schadenbilanz. “Katrina” kostete die Assekuranz damals über 60 Mrd. Dollar.Im vergangenen Jahr sorgte das verheerende Erdbeben in Japan für Schäden gigantischen Ausmaßes. Viele Versicherer erlitten seinerzeit hohe Verluste. Swiss Re bezifferte die weltweiten versicherten Naturkatastrophenschäden 2011 auf 120 Mrd. Dollar. Keine Trendwende in SichtIn ihrer jüngsten Studie schreibt die Swiss Re insbesondere von wetterbedingten Naturkatastrophen in den USA. Mitte Oktober warnte die Munich Re in einer Analyse bereits vor wachsenden Schadenrisiken in Nordamerika. Der Marktführer nannte als Ursache dafür den Klimawandel, der insbesondere die USA trifft. Die Munich Re folgerte, dass die globale Erderwärmung vor allem auf diesem Kontinent die Zahl der Naturkatastrophen erhöhen wird. “Nirgendwo auf der Welt steigt die Zahl der Wetterkatastrophen stärker als in Nordamerika”, meldete die Munich Re (vgl. BZ vom 18. Oktober).Der Chef der US-Konzerntochter Munich Reinsurance America, Tony Kuczinski, sagte: “Wenn man sich die Langzeittrends ansieht, wird klar, dass die Schäden aus Wetterereignissen in Nordamerika tendenziell zunehmen.” Im Frühjahr und im Sommer kosteten eine ungewöhnliche Serie von Tornados und eine Dürreperiode in den USA die Versicherungswirtschaft bereits viel Geld. Betroffen waren u. a. Ernteausfallpolicen für landwirtschaftliche Betriebe. Die Munich Re war mit rund 200 Mill. Euro dabei.Im August kamen die USA beim Hurrikan “Isaac”, der an der Südostküste des Landes Schäden von gut 1,5 Mrd. Dollar verursachte, zunächst noch recht glimpflich davon. Der Verlauf von “Sandy” war hingegen ungewöhnlich, da bei Wirbelstürmen zumeist der Süden betroffen ist. Die Hurrikan-Saison beginnt im Juni und endet im November.Die USA sind der weltgrößte Versicherungsmarkt. Trotz des hohen Wettbewerbs sind die Policen im Vergleich zu Europa recht teuer. Experten meinen, dass sich darin auch die höheren Haftungsrisiken widerspiegelten. Der weltweite Rückversicherungsmarkt befindet sich seit über zehn Jahren in einer “weichen” Phase – das heißt, die Versicherungsprämien stehen auf breiter Front unter Druck. Dies ist u. a. auf Überkapazitäten bei den Rückversicherern zurückzuführen. Deutliche Preissprünge bei den Naturkatastrophendeckungen nach dem Erdbeben in Japan brachten keine Trendwende.