Zahlungsdienstleister

In der Payment-Branche steigt das Übernahme­fieber

Zahlungsdienstleister sind bei Investoren derzeit beliebt. Kursstürze wecken die Kauflust.

In der Payment-Branche steigt das Übernahme­fieber

Reuters London/New York

– Ein Kurssturz weckt Begehrlichkeiten: Nachdem sich der Börsenwert von Europas größtem Zahlungsabwickler Nexi nahezu halbiert hat, bekommt das Unternehmen Insidern zufolge immer wieder Anfragen von Investoren, die es kaufen und von der Börse nehmen wollten. So habe Nexi-Chef Paolo Bertoluzzo mit dem US-Firmenkäufer Silver Lake verhandelt, sagten zwei mit dem Vorgang vertraute Personen. Gescheitert seien die Gespräche letztlich am Preis für das an der Börse mit 11 Mrd. Euro bewertete Unternehmen.

Ob derzeit weitere Kaufwillige bei Nexi anklopfen, ist nicht bekannt. Doch allgemein ist das Interesse von Investoren an Zahlungsdienstleistern in Europa und den USA derzeit hoch, wie Insider aus Banken und der Industrie berichten. Nach dem drastischen Kurssturz von Tech-Aktien in den vergangenen zwölf Monaten, der auch Zahlungsabwickler getroffen hat, stellen sich Unternehmen immer mehr darauf ein, dass die Bewertungen sich in der nahen Zukunft nicht deutlich erholen werden. Das bringt bei Übernahmeverhandlungen die Preisvorstellungen näher zueinander.

„Viele Unternehmen, die in den vergangenen Jahren an die Börse gingen, stellen fest, dass das nicht immer von Vorteil ist – besonders wenn sie noch klein sind oder keine Gewinne erzielen“, sagt Peter Chris­todoulo, Partner bei Francisco Partners. Branchenexperten erwarten trotz der durch steigende Zinsen erschwerten Bedingungen am Fremdkapitalmarkt, dass M&A-Aktivitäten zum Ende des Jahres und im kommenden Jahr zunehmen.

Zu den ersten Deals des Jahres zählt die Übernahme des Kölner Zahlungsdienstleisters EVO durch Global Payments für 4 Mrd. Euro. Global Payments, ein Unternehmen aus dem US-Bundesstaat Georgia, kündigte den Kauf Anfang August an. Mit der Übernahme sichert sich die US-Firma Zugang zu Märkten in Polen, Deutschland, Griechenland und Chile. Silver Lake ist nach Angaben von Global Payments mit 1,5 Mrd. Dollar an der Finanzierung beteiligt.

Auch andere Payment-Unternehmen zeigen sich offen für Übernahmen. BTRS Holdings, der Gesellschafter des Bezahldienstes Billtrust, soll Insidern zufolge mit einer Investmentbank die Verkaufschancen seiner Tochter erkunden. BTRS ging 2021 an die Börse und bietet mit Billtrust cloudbasierte Bezahllösungen für US-Firmenkunden. Ähnliche Pläne gibt es auch bei der Paya Holding, einer US-Tochter der britischen Sage Group, die 2020 an die Börse ging. Der Aktienkurs von BTRS sank in den vergangenen zwölf Jahren um 38%, der von Paya um 28%. Insidern zufolge sucht auch Paya nach dem richtigen Käufer.