Schrumpfender Zinsüberschuss drückt Gewinn

ING Deutschland verdient zinsbedingt weniger

Das sinkende Zinsniveau macht sich auch bei der ING in Deutschland bemerkbar. Der Zinsüberschuss ist im zweiten Quartal gesunken und hat den Vorsteuergewinn im Jahresvergleich um ein Fünftel auf 381 Mill. Euro gedrückt.

ING Deutschland verdient zinsbedingt weniger

ING Deutschland verdient weniger

Schrumpfender Zinsüberschuss drückt Vorsteuergewinn auf 381 Mill. Euro – Bank baut weiter Personal auf

fir Frankfurt

Das sinkende Zinsniveau macht sich auch bei der ING in Deutschland bemerkbar. Der Zinsüberschuss ist im zweiten Quartal gesunken und hat den Vorsteuergewinn im Jahresvergleich um ein Fünftel auf 381 Mill. Euro gedrückt.

Die Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) sind auch im zweiten Quartal auf den Gewinn der ING Deutschland durchgeschlagen. Wegen weiter schrumpfender Zinseinnahmen verdiente sie vor Steuern 381 Mill. Euro. Das war gut ein Fünftel weniger als im Vorjahreszeitraum, als 489 Mill. Euro zusammenkamen, aber geringfügig mehr als im ersten Quartal mit 364 Mill. Euro.

Lockere Geldpolitik spürbar

Die Notenbank hat den Einlagenzins seit Juni 2024 in acht Schritten auf 2,0% herabgesetzt. Der Zinsüberschuss der ING Deutschland, zu der auch der Immobilienkredit-Vermittler Interhyp gehört, ist zugleich von 801 Mill. Euro Mitte vergangenen Jahres auf nun 709 Mill. Euro gesunken, zeigen Daten, welche die ING-Gruppe am Donnerstag anlässlich der Präsentation der Quartalszahlen vorgelegt hat. Die ING führt den Ertragsschwund auch auf vorübergehende Zinsaktionen zurück, die den Zinsaufwand erhöhten. Die hiesige Tochtergesellschaft der niederländischen Bank ist stark zinsabhängig. Aktuell steht der Zinsüberschuss für 86% der Gesamterträge von 821 Mill. Euro.

Höhere Aufwendungen

Der Provisionsüberschuss legte im Jahresvergleich zu, was dem Institut zufolge mit höheren Gebühren aus dem Tagesgeschäft und mehr Handelsgeschäften zusammenhängt sowie einer Steigerung der Kundenzahl. Kostenseitig ging es etwas nach oben. Sie beliefen sich auf 390 Mill. Euro, gut 5% mehr als ein Jahr zuvor, aber weniger als im Vorquartal. Die Bank begründet den Anstieg im Jahresvergleich mit Gehaltserhöhungen sowie Investitionen in das Geschäftswachstum.

Zudem baut die ING hierzulande weiter Personal auf. Auf 7.055 Vollzeitäquivalente belief sich die Zahl der Mitarbeiter Ende Juni, 48 mehr als Ende März und fast 500 mehr als vor einem Jahr. Zu einem größeren Teil sei der Anstieg allerdings auf eine rechnerische Größe zurückzuführen. So habe die ING Deutschland administrative Dienstleistungen von der Gruppe bezogen, und diese Arbeitskräfte wurden quartalsweise der Tochtergesellschaft zugeordnet, sagte ein Sprecher.

Darüber hinaus seien aber auch IT-Experten von der ING Deutschland eingestellt worden, um die Digitalisierung voranzutreiben. Außerdem habe die Tochtergesellschaft Interhyp Stellen aufgebaut, weil sich das Baufinanzierungsgeschäft belebte. Ende 2022 war von den Münchnern noch der Abbau von 100 Stellen angekündigt worden.

Das Volumen der Wohnimmobilienkredite gibt ING Deutschland per Ende Juni mit 97,3 Mrd. Euro an, was ein weiterer leichter Zuwachs gegenüber dem ersten Quartal ist (95,8 Mrd.) und ein Anstieg um 6 Mrd. Euro binnen eines Jahres. Was Kundeneinlagen angeht, so legten sie in einem Jahr um 11,5 Mrd. Euro auf 165,5 Mrd. Euro zu, gingen aber im Vergleich mit dem Vorquartal leicht zurück.

Auflösungen von Risikovorsorge

Die Kreditrisikovorsorge zeigt sich rückläufig. Zuführungen betrugen dem Zahlenwerk zufolge 50 Mill. Euro im zweiten Quartal nach 77 Mill. im Vorquartal und 56 Mill. im Vorjahreszeitraum. Im Retail Banking beliefen sich die Risikokosten auf 42 Mill. Euro, die vorwiegend bei Verbraucherkrediten angefallen seien.

Der Konzern hat im Quartal mit 2,37 Mrd. Euro vor Steuern fast 8% weniger verdient als im Vorjahr. Nach Steuern kamen 1,68 Mrd. Euro herum, ein Minus von 6%. Ursächlich dafür waren ein Rückgang des Zinsüberschusses um bald 8% sowie ein Kostenanstieg um 6,5%. Da die Niederländer den Provisionsüberschuss um gut 12% steigern konnten, blieben die Gesamterträge mit 5,7 Mrd. Euro stabil. Auch die Risikovorsorge verharrte mit rund 300 Mill. Euro auf Vorjahresniveau.

Er sei zufrieden mit dem Ergebnis in einem volatilen ersten Halbjahr, ließ sich der Vorstandschef der ING Groep, Steven van Rijswijk, in einer Mitteilung zitieren.