ING-DiBa greift bei Lendico zu

Direktbank steigt mit Akquisition von Fintech beschleunigt in die digitale Mittelstandsfinanzierung ein

ING-DiBa greift bei Lendico zu

Die Digitalisierung hält Einzug ins Firmenkundengeschäft der Banken. Nachdem einige Fintechs den Weg dafür bereitet haben, schlägt die ING-DiBa nun mit der Übernahme von Lendico zu. Die Direktbank fügt ihrem Portfolio damit einen weiteren Baustein der Digitalisierung zu, der für schnelles Wachstum taugt. bg Frankfurt – Die ING-DiBa setzt die vor zwei Wochen auf der Bilanzpressekonferenz angekündigte Erweiterung des Geschäftsmodells um Online-Mittelstandskredite mit einem Fintech-Zukauf unerwartet schnell um. Die Bank bestätigte am Montag einen Bericht von “Finanz-Szene” zum Erwerb von Lendico, einem Berliner Fintech, das von Rocket Internet gegründet wurde und auf Darlehen für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) spezialisiert ist. Diese Fokussierung erfolgte, nachdem sich das Geschäft mit privaten Krediten als schwierig erwiesen hatte. Lendico-Mitgründer Dominik Steinkühler hatte kürzlich bei der Commerzbank angeheuert, um dort das Geschäft mit digitalen Krediten für Firmenkunden aufzubauen.Für die ING-DiBa ist die Aufnahme der Kreditvergabe an KMUs ein weiterer Baustein in ihrem noch jungen Firmenkundengeschäft, das per Ende 2017 aber schon auf Ausleihungen von 31 Mrd. Euro kam. ING-DiBa-Chef Nick Jue hatte vor 14 Tagen explizit darauf hingewiesen, dass man für die KMU-Offensive auch eine Fintech-Plattform kaufen könne. Bis 2022 will die ING-DiBa zu den fünf größten Firmenkundenbanken in Deutschland gehören, derzeit ist sie ungefähr auf Rang 8.Bei der Umsetzung ihrer Fintech-Strategie macht die Direktbank schnell Nägel mit Köpfen. Es besteht bereits eine Integration des Insuretech-Angebots von Clark, die Kooperation mit dem Robo-Advisor Scalable Capital wird von den DiBa-Kunden gut angenommen. Einen gewichtigen Schritt zur Digitalisierung hatte die DiBa aber bereits 2008 mit dem Erwerb von Interhyp unternommen, wurde damit doch die Baufinanzierung online gebracht, ohne auf eine Vor-Ort-Beratung zu verzichten. Heute beträgt das Baufinanzierungs-Volumen knapp 70 Mrd. Euro. Gedränge im KMU-SegmentDem Bereich digitale Mittelstandskredite widmen sich in Deutschland einige Fintechs, darunter Creditshelf, Auxmoney, Funding Circle, Compeon und Iwoca. Das Kreditbuch von Lendico dürfte nicht so üppig sein – vor einem Jahr hieß es, man habe in drei Jahren kumuliert 100 Mill. Euro ausgereicht. Seitdem ist man auf steigende Ticketgrößen gegangen von im Schnitt mehr als 100 000 Euro. Im Markt waren letztes Jahr auch Gerüchte, eine Großbank wie die BBVA könnte Funding für Lendico bereitstellen, böse Zungen vermuteten, Lendico könne das Geld ausgehen – gegenüber der Börsen-Zeitung wurde versichert, man habe “genug Wasser unter dem Kiel”, werde sich aber auch nicht wehren, wenn ein Traumpartner ums Eck komme.Den haben die Berliner nun in der ING-DiBa gefunden, der es beim Zukauf wohl vor allem um die technische Plattform (die es noch zu integrieren gilt) plus den Zugang zum KMU-Sektor geht, den das Fintech aufgebaut hat. Vom alten Gründerteam der Berliner war zuletzt nur noch Clemens Paschke an Bord. Rocket Internet ist an der Lendico-Mutter E-Commerce Holding II nur noch mit einer Minderheit beteiligt, die Mehrheit liegt beim Hedgefonds Arrowgrass. Vor gut drei Jahren wurde der Firmenwert von Lendico auf 120 Mill. Euro bemessen, 2016 wurde eine Wertminderung von 19,5 Mill. Euro vorgenommen.—– Wertberichtigt Seite 6