ING gibt dem Scheitern eine Chance

Deutschland-Chef Jue: Wer stillsteht, wird überholt

ING gibt dem Scheitern eine Chance

jh München – Für die Bank der Zukunft ist es wichtig, auch Fehler zu machen. Diese Ansicht hat Nick Jue, der Vorstandsvorsitzende der ING Deutschland, auf dem Bayerischen Bankentag, einer Veranstaltung des Bayerischen Bankenverbands, vertreten. Wer offen sei für Neues und Neues wage, scheitere manchmal, betonte Jue. Das werde in Deutschland recht negativ gesehen, anders als in Ländern wie den Niederlanden. “Aber wer stillsteht, wird überholt”, sagte Jue. “Wir müssen viel schneller auf die Kunden und den Markt reagieren.” In der ING werde inzwischen oft in Wochen und Monaten gedacht, nicht in Drei- oder Vierjahresschritten.Bezogen auf den Kontakt zum Kunden sagte der Deutschland-Chef der niederländischen Bank: “Das Smartphone wird das Maß aller Dinge.” Zwar hinke die Nutzung des Online-Banking in Deutschland anderen europäischen Ländern wie Italien hinterher, aber die Zahl steige stark. “Wir entwickeln nur noch für das Handy”, berichtete Jue. ING wolle führend in der Digitalisierung sein, da es neue Wettbewerber wie Google, Amazon und Fintechs gebe.In der Zusammenarbeit mit Fintechs sieht Jue wie andere in der Branche eine große Chance. Als Beispiel nannte er die 2017 gestartete Kooperation mit Scalable Capital. Von den 1,8 Mrd. Euro, die der digitale Vermögensverwalter betreue, stammten mehr als 1 Mrd. Euro von Kunden der ING. Vorteil solcher Kooperationen sei für die Bank, dass sie ihren Kunden alles aus einer Hand anbieten könne. Der Vorteil für die Fintechs sei eine große Zahl von Kunden – im Fall der ING Deutschland 9,5 Millionen – und eine etablierte Marke. “Das Start-up fängt nur mit einem Kunden an”, fügte Jue hinzu. Mehr EigenverantwortungVoraussetzung für schnelles Denken und Handeln ist nach seiner Meinung mehr Teamwork und Eigenverantwortung: “Mitarbeiter brauchen Handlungsspielraum.” Für eine effiziente Zusammenarbeit macht die ING nach Jues Schilderung gute Erfahrungen mit großen Arbeitsräumen. Als die Wände zwischen den Vorstandsbüros abgerissen worden seien, habe dies nicht jedem in der obersten Führungsebene gefallen. Mittlerweile seien aber alle von einer solchen Offenheit überzeugt.