DIE COMMERZBANK ZIEHT BILANZ

Ins Minus gerutscht

Kreditrisikovorsorge und zusätzliche Restrukturierungskosten drücken Commerzbank in die roten Zahlen

Ins Minus gerutscht

Operativ läuft es bei der Commerzbank besser als von Analysten erwartet. Doch um wenigstens einen Teil des angekündigten Stellenabbaus umzusetzen, und wegen des anstehenden Anstiegs der Kreditausfälle, nimmt das Institut bereits im dritten Quartal ein negatives Konzernergebnis in Kauf.lee Frankfurt – Die Commerzbank ist im dritten Quartal zwar erwartungsgemäß in die roten Zahlen geschlittert, schlägt sich jedoch operativ in der Coronakrise bislang recht gut. In einer Telefonkonferenz mit Journalisten stellte Finanzchefin Bettina Orlopp das um gut 6 % verbesserte Provisionsergebnis heraus, dank dessen das Institut die Erträge nahezu stabil habe halten können. Zumindest, wenn man negative Sonder- und Bewertungseffekte sowie die um 71 Mill. Euro gestiegenen Rückstellungen für Rechtsrisiken im Zusammenhang mit Frankenkrediten herausrechnet. Alles in allem sanken die Erträge auf Konzernebene im Vergleich zum Vorjahreszeitraum jedoch um 3,4 % auf rund 2 Mrd. Euro. Etwa mehr als die Hälfte davon entfiel auf das Privat- und Unternehmerkundengeschäft, knapp 800 Mill Euro auf die Firmenkundensparte. (siehe Grafik). Weitere 45 Mill. Euro wurden unter dem Bilanzposten “Sonstiges und Konsoldierung” gebucht, hier flossen auch die 43 Mill. Euro an Bewertungsgewinnen ein, die der Risikokapitalfonds CommerzVentures beisteuerte. Stabile KostenWeitgehend stabil entwickelten sich auch die Kosten, die den Angaben zufolge trotz Investitionen in IT und Digitalisierung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 30 Mill. Euro auf rund 1,5 Mrd. Euro sanken. Neben den wohl vor allem pandemiebedingt niedrigeren Reisekosten und dem laufenden Stellenabbau schlug sich Orlopp zufolge hier das “strikte Kostenmanagement” nieder. “Den niedrigeren operativen Kosten standen allerdings um knapp 20 % höhere Pflichtbeiträge von 71 Mill Euro gegenüber”, heißt es in der Mitteilung des Instituts.Das fällt jedoch kaum ins Gewicht, wenn man es ins Verhältnis setzt mit der Belastung, die durch den in den kommenden Monaten zu erwartenden Anstieg der Kreditausfälle zu erwarten ist. Zu Recht unterstreicht Orlopp mit stolz die Qualität des Kreditbuchs. Der Anteil der Problemkredite am gesamten Portfolio ist mit 0,9 % noch immer ausgesprochen niedrig.Doch mit dem November-Lockdown, von dem niemand weiß, ob er nicht doch in die Verlängerung gehen muss, wird die Zahl der Unternehmen steigen, die ihre Kredite schon bald nicht mehr bedienen können. Das weiß auch die Finanzchefin, die damit rechnet, dass im Januar, wenn Unternehmen wieder verpflichtet sind, eine sich abzeichnende Insolvenz zu melden, die Ausfallraten steigen. Zusätzliche Risikovorsorge Für das laufende Jahr indes hält Orlopp am prognostizierten Risikoergebnis zwischen -1,3 und -1,5 Mrd. Euro fest. Das dritte Quartal steuerte hierzu einen Beitrag von – 272 Mill. Euro bei. Auch hier hatten Analysten mit einer Belastung von 303 Mill. Euro im Durchschnitt mit Schlimmerem gerechnet.Wie Orlopp erläuterte, entfielen 181 Mill. Euro der tatsächlichen Belastung auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Davon wiederum wurden den Angaben zufolge 70 Mill Euro als sogenannte Top-Level-Adjustments gebucht. Das bedeutet, dass es sich um eine zusätzliche Vorsorge handelt, die das Institut vorsorglich für Ausfälle bildet, die es in der Zukunft erwartet. Angesichts der gestiegenen Risikokosten schnurrte das operative Ergebnis auf 168 Mill. Euro zusammen – im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren die Analysten schon mit 449 Mill. Euro unzufrieden gewesen. Neues AltersteilzeitprogrammLetztlich waren es jedoch zusätzliche Restrukturierungskosten, die den Konzern in die Verlustzone drückten. Nachdem der Konzern in der ersten Jahreshälfte ein freiwilliges Alterteilszeitprogramm aufgelegt hatte, das rund 800 Beschäftigte annahmen, soll die Belegschaft nun bis 2024 durch ein zweites Programm um weitere 1 000 Köpfe schrumpfen. Dafür, und für die bereits im September 2019 angekündigte Schließung von rund 200 Filialen, die mit rund 61 Mill. Euro zu Buche schlägt, nimmt die Commerzbank insgesamt 201 Mill. Euro an zusätzlichen Restrukturierungskosten in die Hand.Wie Orlopp in der Telefonkonferenz ausführte, richtet sich das Programm an Beschäftigte im Alter von 55 bis 60 Jahren. Sofern sie in Altersteilzeit gehen, arbeiten sie zunächst weiterhin in Vollzeit, um sich dann statt mit 67 bereits mit 63 Jahren zur Ruhe zu setzen.Die Teilnehmer erhalten dabei durchgehend ein halbes Gehalt, das um einen nicht näher bezifferten Aufstockungsbeitrag und eine Sonderzahlung ergänzt wird. Die Commerzbank bucht während der ersten Hälfte der Laufzeit die vollen Gehälter als Personalkosten. Ab 2024 fallen den Angaben zufolge keine Personalkosten mehr an. Sofern das Programm planmäßig angenommen wird, hätte die Commerzbank etwa 60 % des im Herbst 2019 angekündigten Stellenabbaus auf freiwilliger Basis umgesetzt.