Investitionen in die Klimaziele werden transparenter

Anleger profitieren von der Transformation der Wirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit - Auch ausgewählte Übergangsindustrien in Betracht ziehen

Investitionen in die Klimaziele werden transparenter

Die Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft ist eine Chance für Investoren. Für die Erreichung der gesetzten Klimaziele sind hohe Investitionen notwendig. Die EU-Kommission ist mit der Umsetzung des “EU-Aktionsplans” bestrebt, auch das Kapital von privaten Anlegern und institutionellen Investoren zu mobilisieren. Mit der Offenlegungsverordnung erhalten Investoren ab dem Jahr 2021 deutlich mehr Transparenz darüber, wie nachhaltig ein Investment ist. Aufgrund des erforderlichen Wandels sollten Anleger neben den nachhaltigen Kapitalanlagen auch ausgewählte Übergangsindustrien in Betracht ziehen. Dies bietet Potenzial für Rendite und Diversifizierung und leistet gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele.Die Gletscherschmelze oder die erneuten Temperaturrekorde im Sommer 2020 sind nur zwei Beispiele, wie die Folgen der Erderwärmung konkret in unserem ökologischen Umfeld spürbar sind. Laut der US-Meeres- und Atmosphärenforschungsbehörde NOAA waren die Monate Juni bis August 2020 auf der Nordhalbkugel so warm wie nie zuvor. Die Mitteltemperaturen lagen in dieser Zeit 1,17 Grad über dem Langjahresmittel des 20. Jahrhunderts. Die Umsetzung der Klimaziele gewinnt mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen der NOAA noch einmal an Präsenz und Dringlichkeit.Es ist allen bekannt: Bereits 2015 wurde im Pariser Klimaabkommen vereinbart, die Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts auf unter 2 Grad Celsius, möglichst sogar auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Klar ist: Dazu braucht es eine radikale Reduzierung der Emissionen von Treibhausgasen. Die jährlichen CO2-Emissionen haben sich seit den 60er Jahren weltweit fast verdreifacht. Zur Erreichung des 2-Grad-Celsius-Ziels müssten laut Weltklimarat die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2055 auf Netto-Null-Emissionen reduziert werden; für das 1,5-Grad-Celsius-Ziel müsste diese Reduktion bereits 15 Jahre früher erreicht werden. Derzeit liegen sie bei über 40 Gigatonnen.Es braucht also eine signifikante Trendumkehr in allen Bereichen unseres Lebens. Eine Transformation der Wirtschaft spielt dabei eine entscheidende Rolle. Hier sind Innovationen gefordert. Und viele Unternehmen arbeiten bereits intensiv daran und beweisen mit neuen Produkten und Dienstleistungen, dass sie die Situation verstanden haben.Für die anderen nimmt der Handlungsdruck zu, ihre Geschäftsmodelle zu verändern und klimaneutral auszurichten. Zudem gilt fehlende überprüfbare Nachhaltigkeit für Ratingagenturen, Kreditgeber und Anleger inzwischen als Investmentrisiko. Und die Bundesregierung hat jüngst weitere Elemente des nationalen Klimapaketes beschlossen. Im kommenden Jahr wird sie eine CO2-Bepreisung für den Ausstoß von Treibhausgasen in den Bereichen Wärme und Verkehr einführen. Der Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft bietet für Unternehmen aber ebenso die Chance, sich zukunftsorientiert weiterzuentwickeln und damit resistenter gegen Krisen zu werden.Dafür sind aber hohe Investitionen nötig. Allein in Europa rechnet die EU-Kommission mit rund 180 Mrd. Euro pro Jahr. Dazu braucht es auch das Kapital von privaten Anlegern und institutionellen Investoren. Um diese Gelder in nachhaltige Investments zu steuern, hat die EU-Kommission im Jahr 2018 den “Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums” verabschiedet. Dieser zielt darauf ab, die Kapitalflüsse bewusst in die Transformation der Wirtschaft umzulenken.Die Finanzindustrie nimmt eine entscheidende Rolle ein, um diese Umlenkung durch die Mobilisierung des notwendigen Kapitals zu erreichen. Darüber hinaus sind Finanzdienstleister und Vermögensverwalter ab März 2021 durch die Offenlegungsverordnung der EU zu größt-möglicher Transparenz verpflichtet. Dazu gehört unter anderem die Information, ob Nachhaltigkeitsrisiken bei Investitionsentscheidungen einbezogen und ob die Auswirkungen von Anlageentscheidungen auf Nachhaltigkeitsfaktoren berücksichtigt werden. Die Berücksichtigung dieser Aspekte erfolgt beispielsweise in vorvertraglichen Informationen wie Fondsprospekten oder regelmäßigen Jahresberichten. Auf dieser Basis sollen Anleger ihre Investitionsentscheidungen im Bewusstsein darüber treffen können, wie nachhaltig ihre Investitionen sind. InvestitionschancenIn Zukunft wird es für den Anleger also einfacher, Anlageprodukte als wirklich nachhaltig zu identifizieren. Bereits heute gibt es ein wachsendes Angebot an nachhaltigen Fondsprodukten, die zum Beispiel Umweltaspekte verfolgen, Klimarisiken berücksichtigen oder auf Best-in-Class-Ansätze – das heißt die aus ESG-Sicht (ESG steht für Environment Social Governance) überdurchschnittlich bewerteten Unternehmen der jeweiligen Branche – abstellen. Der Themenfonds LBBW Global Warming ist ein gutes Beispiel für einen Fonds, der sich zum Ziel gesetzt hat, der Erderwärmung entgegenzuwirken und deren Folgen abzumildern. Aufgrund der steigenden Nachfrage hat sich das Volumen des Fonds seit Jahresbeginn nahezu verdreifacht. Zudem zeigt die Wertentwicklung des Fonds mit einem Plus von 19,3 % im Einjahreszeitraum bis Ende September 2020, dass Nachhaltigkeit und Performance gleichzeitig möglich sind.Zur Erreichung der ambitionierten Klimaziele erfordert es im Zeitablauf insbesondere auch den Wandel bestehender Industrien – vor allem solcher mit hohen Treibhausgasemissionen. Deshalb sollten Anleger nicht nur auf Unternehmen setzen, die bereits heute nachhaltig sind. Sondern auch auf solche, die sich mitten in der Transformation befinden und ihre Geschäftsmodelle umstellen. In diesen “Übergangsindustrien” finden wir Firmen, die vielleicht heute noch einen hohen CO2-Ausstoß ausweisen, durch eine gezielte Weiterentwicklung aber den Weg zu einer emissionsarmen Wirtschaft gehen. Beitrag zum KlimawandelDazu zählen zum Beispiel der Bereich der Stromerzeugung und auch die Herstellung von Konstruktionsmaterialien wie Stahl – wo bereits CO2-neutrale Methoden in der Testphase sind. Auch Zulieferer von bekannten nachhaltigen Unternehmen sind hier von großer Bedeutung. Das betrifft beispielsweise Autoteile wie Batterien oder Chassisteile für die Hersteller von E-Autos.Es gibt viele Unternehmen, die erkannt haben, dass in der Nachhaltigkeit ihre Zukunft liegt. Viele sind dabei schon ziemlich weit, andere haben sich erst auf einen vielversprechenden Weg gemacht. Die Transparenzpflicht macht diese jetzt sichtbar und wird die Nachfrage nach nachhaltigen Anlageprodukten weiter steigern. Das ist eine Chance für Anleger. Sie können auf Nachhaltigkeit setzen, auf Rendite und auf Diversifizierung. Sie profitieren also von der Transformation der Wirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit. Und sie leisten mit ihren Investments zugleich einen Beitrag dazu, dass der notwendige Wandel im Sinne der gesetzten Klimaziele entscheidend vorangebracht wird. Thomas Rosenfeld, Chief Executive Officer der LBBW Asset und Wealth Management und Vorsitzender des Nachhaltigkeitsrates der LBBW