Investoren stehen bei Euroclear Schlange

Abwickler lockt mit stetigen und wachsenden Einnahmen - Ein Börsengang ist aber unwahrscheinlich

Investoren stehen bei Euroclear Schlange

Von Christopher Kalbhenn, FrankfurtIm Niedrigzinsumfeld verstärken sich die Bemühungen von Investoren, Anlagemöglichkeiten mit zumindest halbwegs zufriedenstellenden Erträgen zu finden. Bietet sich ein Asset an, das auch noch stetig wachsende Einnahmen an den Tag legt, steigert dies das Interesse gerade in einer Phase, in der eine Rezession herannaht. Aktionärskreis in BewegungKein Wunder, dass die Investoren bei dem sich öffnenden internationalen Abwickler und Verwahrer Euroclear Schlange stehen. Laut der “Financial Times” liebäugelt nun auch der amerikanische Buy-out-Spezialist Hellman & Friedman mit dem Erwarb eines Anteils an dem Konkurrenten der zur Deutschen Börse gehörenden Clearstream. Er befindet sich in einem illustren Kreis von Interessenten, zu denen laut Bloomberg auch der Singapurer Staatsfonds GIC und der Buy-out-Spezialist CVC zählen. Hintergrund sind erhebliche Veränderungen im Aktionärskreis von Euroclear, der jahrzehntelang ausschließlich aus Nutzern bzw. Kunden bestand. Im zurückliegenden Jahr verkauften jedoch einige Aktionäre Anteile an die Intercontinental Exchange (ICE), die seither knapp 10 % an Euroclear hält. Der Verwahrer, bei dem seit dem Antritt der neuen CEO Lieve Mostrey im Jahr 2017 ein neuer Wind weht, beschloss daraufhin, die Stimmrechtsgrenze je Aktionär von 5 % auf 25 % zu erhöhen, u. a. “um allen Aktionären die Ausübung ihres vollen Stimmrechts zu ermöglichen”, wie Mostrey in einem Interview mit dieser Zeitung sagte.Seit der Beteiligung der ICE kursieren Spekulationen, dass die Gesellschaft übernommen werden oder sich möglicherweise für einen Börsengang entscheiden könnte. Diese Spekulationen verstärkten sich, als die London Stock Exchange einen 4,92-prozentigen Anteil für 278,5 Mill. Euro erwarb, was einer Gesamtbewertung von rund 5,7 Mrd. Euro entsprach. Allerdings ist noch unklar, wie weit die Öffnung der Gesellschaft gehen kann. Sie versteht sich als in erster Linie den Interessen seiner Nutzer verpflichteter Dienstleister.Ein Börsengang ist nach jetzigem Stand wenig wahrscheinlich und ist auch von Euroclear dementiert worden. Wenig wahrscheinlich scheinen derzeit auch Privatplatzierungen an neue Anteilseigner, die über 50 % hinausgehen. In jenem Interview betonte Mostrey, dass die Wahrung der Unabhängigkeit von Euroclear eines der Hauptziele sei, und Euro-clear-Nutzer würden sich dem Risiko steigender Gebühren ausgesetzt sehen, wenn Finanzinvestoren den Abwickler mehrheitlich kontrollieren.Damit sind die Möglichkeiten für Finanzinvestoren eingeschränkt. So hat der “Financial Times” zufolge Blackstone eben wegen der noch bestehenden Stimmrechtsbeschränkung Abstand von einer Beteiligung genommen.Von den reinen Zahlen her ist Euroclear jedoch ein sehr interessantes Asset. So ist das wertmäßige Volumen der von Euroclear abgewickelten Transaktionen von 2014 bis 2018 von 623 auf 791 Bill. Euro gestiegen, um sich im ersten Halbjahr 2019 um 4 % im Vergleich zum Vorjahr auf 411 Bill. Euro zu erhöhen.Das Volumen der verwahrten Vermögenswerte, 2014 bei 26 Bill. Euro, stieg per Mitte 2019 auf mehr als 30 Bill. Euro.