Irgendwas mit Krypto

Der Hype um Digitalwährungen wie Bitcoin hat auch den Aktienmarkt erfasst - Jüngstes Beispiel ist das US-Fintech Longfin

Irgendwas mit Krypto

Von Stefan Paravicini, New YorkOb Bitcoin, Cardano oder Monero – Hauptsache irgendwas mit Krypto. So lautet derzeit die Maxime von Investoren, die an der Rally von Digitalwährungen partizipieren wollen. Doch der Hype ist längst nicht mehr auf die weitgehend unregulierten Handelsplätze beschränkt, auf denen die mit der Blockchain-Technologie gebauten Devisen gehandelt werden. Die Kurssprünge der Cyberwährungen sind auch an den Aktienmärkten zu beobachten.Jüngstes Beispiel ist das US-Fintech Longfin, dem vor einer Woche ein eher unauffälliges Initial Public Offering an der Technologiebörse Nasdaq gelungen ist. Nachdem das Unternehmen mit einem Umsatz von zuletzt 40 Mill. Dollar am Freitag meldete, mit Ziddu.com einen Anbieter von Mikrokrediten gekauft zu haben, der sich für seine Services auf die Blockchain stützt, spitzten Anleger die Ohren. Zurück aus dem Wochenende, an dem Bitcoin auf manchen Handelsplätzen zum ersten Mal über 20 000 Dollar stieg und der US-Börsenbetreiber CME mit dem Handel von Terminkontrakten auf die Cyberwährung startete, erfasste Longfin dann die volle Wucht der Krypto-Rally.Noch am Vormittag verdoppelte sich der Wert des Börsenneulings, worauf der Handel zum ersten Mal für fünf Minuten unterbrochen wurde. Was folgte, war eine Reihe von Minutenintervallen mit fiebrigem Handel, die jeweils durch Pausen von fünf Minuten unterbrochen wurden. Zur Mittagszeit wurde die Aktie für fünfzig Minuten vom Handel ausgesetzt, um die Gemüter zu kühlen. Zu diesem Zeitpunkt notierten Longfin bei 142,82 Dollar – 548 % über dem Schlusskurs vom Freitag. Die Firma, die im jüngsten Geschäftsjahr rund 7 Mill. Dollar verdient haben dürfte, war an der Börse knapp 7 Mrd. Dollar wert.Zum Börsengang am vergangenen Mittwoch hatte Longfin ihre Anteile zu 5 Dollar je Aktie angeboten. Das macht einen Zugewinn von 2 856 % in weniger als vier Handelstagen, der sich nach der Wiederaufnahme des Handels am Montag allerdings rasch halbierte. Kurz zuvor hatte Firmenchef Venkat Meenavalli im Interview mit CNBC eingeräumt, dass die Reaktion der Börse auf den Erwerb von Ziddu übertrieben sei. “Das ist nicht gerechtfertigt, das ist krank”, sagte Meenavalli. Die “verrückte” Spekulation nach der Bekanntgabe des Zukaufs von Ziddu habe er nicht erwartet, sagte der CEO und Chairman weiter. “Das hat nichts mit den Fundamentaldaten der Firma zu tun”, erklärte Meenavalli.Der Longfin-Chef muss es wissen, schließlich hält er 95 % der Anteile an Meridian Enterprises, von der die neue Tochter Ziddu erworben wurde. Im Juni hatte Longfin, die seit Februar im Unternehmensregister eingetragen ist, bereits alle Assets der 2010 gegründeten Stampede Tradex aus Singapur übernommen, an der Meenavalli ebenfalls beteiligt war. Im nächsten Jahr soll Ziddu 5 bis 10 % zum Umsatz beitragen.Longfin ist nicht das erste und sicher nicht das letzte Unternehmen, dessen Aktie durch die Decke geht, weil irgendwo ein Krypto-Zauberwort gesprochen wird. Digital Power, ein Hersteller von Elektroteilen für die Rüstungs- und Medizintechnikindustrie, ist in den vergangenen Tagen ebenfalls durch die Decke gegangen, weil das Unternehmen plant, Digitalwährungen zu schürfen. Rich Cigars will künftig auch irgendwas mit Krypto machen und hat Anleger damit bereits ganz aus dem Häuschen gebracht. Bioptix, ein Zulieferer der Biotechindustrie, hat kurzerhand in Riot Blockchain umfirmiert, damit auch sicher jeder mitbekommt, dass die Firma einen neuen Fokus hat. Crypto Company setzt ausDie Aktie der vor einem Monat an der Börse gestarteten Crypto Company wurde am Dienstag von der Finanzmarktaufsicht SEC wegen Manipulationsverdacht vom Handel ausgesetzt. Im Dezember hat das Papier 2 700 % zugelegt und die Marktkapitalisierung auf 11,9 Mrd. Dollar katapultiert. Die Firma investiert in digitale Assets und entwickelt den Quellcode, um diese Assets zu managen, heißt es. Irgendwas mit Krypto halt.