Wenig Beifall für die Deutsche Börse
Wenig Beifall für die Deutsche Börse
Wenig Beifall für die Deutsche Börse
Aktie fällt nach Kapitalmarkttag um 3 Prozent – Dax-Konzern erwartet ETF-Boom in Europa
phh Frankfurt
Der Kapitalmarkt der Deutschen Börse diese Woche in London hinterlässt bei Investoren und Analysten Zweifel. Der Aktienkurs hat seit Mittwochabend fast 3% nachgegeben und steht derzeit nur noch bei rund 210 Euro. Zum Vergleich: Anfang Mai feierte die Deutsche Börse noch ein Allzeithoch bei 294 Euro. Seitdem ging es um fast 30% nach unten. Die neue Strategie von CEO Stephan Leithner für den Zeitraum bis zum Jahr 2028 weckt bei Investoren offensichtlich noch keine neuen Kursfantasien.
Stattdessen bleiben offene Fragen, wie um die Zukunft der Tochter ISS Stoxx. In dieser Einheit bündelt die Deutsche Börse ihr Index-, Daten- und Aktionärsberatungsgeschäft. Der Wachstumsinvestor General Atlantic ist mit 20% an der Einheit beteiligt und möchte gerne aussteigen. Dazu wurde dieses Jahr sowohl ein möglicher Börsengang der Sparte als auch ein Rückkauf der GA-Anteile geprüft. Mit dem Ergebnis, dass es kein Ergebnis gibt. Beide Wege würden weiter geprüft, sagte Leithner am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.
Ungünstiges Marktumfeld für ISS-Stoxx-Börsengang
ISS Stoxx droht für die Deutsche Börse damit zur Hängepartie zu werden. Leithner betonte, dass man in jedem Fall die Mehrheit an der Sparte behalten werde – egal, welchen Exit-Kanal General Atlantic am Ende wählt. Dieser gestaltet sich aus zwei Gründen problematisch. Zum einen liegt der Aktionärs- und Stimmrechtsberater ISS in den USA mit Präsident Donald Trump und den Behörden im Clinch. Auch Managern und Wirtschaftsverbänden ist der Einfluss der Stimmrechtsberater schon seit Jahren ein Dorn im Auge.
Zum anderen schauen Investoren aktuell kritischer auf das Datengeschäft und hinterfragen, welche Risiken in diesem Geschäft durch künstliche Intelligenz entstehen können, insbesondere im Bereich Analytics. Leithner betonte, dass er in der KI für das Geschäft von ISS Stoxx kein Risiko, sondern vielmehr Chancen sehe. Weniger als 5% der Revenues seien durch KI bedroht. Mit einer Entscheidung will sich die Deutsche Börse aber nicht unter Druck setzen. „Wir haben keinen konkreten Zeitplan“, sagte Leithner und betonte, dass auch General Atlantic mit seiner Fondstruktur flexibler sei als andere Finanzinvestoren.
Deutsche Börse erwartet europäischen ETF-Boom
Auch die neue Strategie sei zwar zunächst auf das Jahr 2028 ausgerichtet, aber eigentlich viel länger angelegt. „Kapitalmärkte werden sich fundamental verändern in den nächsten fünf Jahren“, sagte Leithner und stellte klar, dass man dabei nicht von der Politik und beispielsweise der Savings and Investment Union abhängig sei. Die junge Generation in Europa nehme ihre finanzielle Zukunft selbst in die Hand und werde damit das ETF-Geschäft antreiben. Die Deutsche Börse geht davon aus, dass sich bis 2029 das europäische verwaltete ETF-Vermögen fast verdoppeln wird. Hinzu kämen alternative Anlageklassen wie Krypto oder digitale Vermögenswerte. Die Deutsche Börse möchte aber auch das Geschäft mit institutionellen Investoren ausbauen, der sogenannten Buy Side. Dazu zählen große Versicherer, Pensionskassen oder Staatsfonds, die bereits 36% der Nettoerlöse ausmachen.
