Italiens größte Bank konzentriert sich auf organisches Wachstum
„Das ist nicht unser Stil“
Intesa Sanpaolo hält sich fern von Konsolidierung in Italien – Rekordzahlen vorgelegt
bl Mailand
Die italienische Großbank Intesa Sanpaolo hält sich weiter aus den Übernahmekämpfen in der Branche heraus. Für das erste Halbjahr vermeldet das Institut einen Rekordgewinn von 5,2 (i.V. 4,8) Mrd. Euro und hebt die Gewinnprognose für das Gesamtjahr auf „deutlich über 9 Mrd. Euro – einschließlich der Managementmaßnahmen im vierten Quartal zur Stärkung der zukünftigen Rentabilität“, so CEO Carlo Messina. Was er damit meint, ließ er offen. Die Aktionäre erhalten in diesem Jahr eine Ausschüttung von „mindestens“ 8,2 Mrd. Euro, davon 2 Mrd. Euro im Rahmen eines Aktienrückkaufs.
Der Aktienkurs reagierte auf die Zahlen mit einem deutlichen Kursanstieg. Das Institut ist an der Börse 96 Mrd. Euro wert. Konkurrent Unicredit kommt inzwischen auf 99,5 Mrd. Euro.
„Mir gefällt das nicht“
Analysten sagte Messina, er habe „keinerlei Absicht, sich an der Konsolidierung in Italien zu beteiligen.“ Das verbiete schon die Wettbewerbssituation. Unabhängig davon sei es „nicht unser Stil“ uns an dem zu beteiligen, „was in diesem Land geschieht. Mir gefällt das nicht. Das ist etwas wie Wildwest."
Im Berichtszeitraum stiegen die Einnahmen um 1,1% auf 13,8 Mrd. Euro. Ein rückläufiger Zinsüberschuss von 7,4 Mrd. Euro (– 6,8%) konnte durch das gestiegene Provisionsergebnis und höhere Einnahmen aus dem Versicherungsgeschäft, vor allem im Schadenbereich, überkompensiert werden. Trotz hoher Investitionen in die Digitalisierung sind die Kosten leicht gesunken: Das liegt auch am sozialverträglichen Abbau von 8.200 Stellen seit 2022.
Die Risikovorsorge für Kreditausfälle wurde weitere reduziert. Operativ verdiente die Bank mit 8,5 Mrd. Euro 1,9% mehr als in der Vorjahresperiode. Die Aufwands-Ertrags-Quote gibt die Bank mit 38 (Vorjahr: 38,5)% an. Die positive Tendenz hielt im zweiten Quartal an. Das grenzüberschreitende Engagement in Russland wurde auf unter 300 Mill. Euro reduziert. Die lokale Präsenz sei gleich Null.
Über den Erwartungen
Die Bank übertraf die Erwartungen der Analysten. Morgan Stanley hob besonders hervor, dass der Zinsüberschuss im zweiten Quartal gegenüber dem ersten gewachsen ist. Das Provisionsergebnis und die stabilen Einnahmen aus dem Versicherungsgeschäft hätten den Erwartungen entsprochen. Die Bank bleibt bei ihrer Kaufeinschätzung mit Kursziel 6,20 (derzeit: 5,20) Euro.
Intesa Sanpaolo setzt neben dem weiteren Ausbau des eigenen Versicherungsgeschäfts, in dem sie zu den Marktführern in Italien gehört, auch stark auf die Vermögensverwaltung. Insgesamt verwaltet sie für ihre Kunden Vermögenswerte von rund 1,4 Bill. Euro – 37 Mrd. Euro mehr als vor einem Jahr.
Digitalisierung
Intesa Sanpaolo investiert in neue Technologien und stellt jüngere, technikaffine, Mitarbeiter ein. Ein Großteil der Kunden wird auf die Digitalbank Isybank transferiert, die aber auch neue, externe Kunden gewinnt. In der Vermögensverwaltung setzt die Bank stark auf ihre digitale Plattform Fideuram Direct und die Zusammenarbeit mit Blackrock.
Für das Gesamtjahr peilt Intesa Sanpaolo wachsende Einnahmen, einen gegenüber Vorjahr stabilen Zinsüberschuss und ein wachsendes Provisionsergebnis. Außerdem sollen die Einnahmen aus dem Versicherungsgeschäft zulegen.