Nach Fusionen in Europa

J.P. Morgan SE verdoppelt Erträge und steigert Gewinn

Die Fusion ihrer drei Europa-Einheiten und die Zinswende haben der US-Investmentbank J.P. Morgan in Europa 2022 glänzende Zahlen beschert.

J.P. Morgan SE verdoppelt Erträge und steigert Gewinn

J.P. Morgan SE verdoppelt Erträge und steigert Gewinn

Nach mehreren Fusionen in Europa ist die US-Investmentbank nach Bilanzgröße nun die fünftgrößte Bank Deutschlands

phh Frankfurt

Die US-Investmentbank J.P. Morgan blickt in Europa auf ein herausforderndes, aber erfolgreiches Geschäftsjahr 2022 zurück. Ihr Europa-Geschäft bündelt die Bank in der J.P. Morgan SE, die im vergangenen Jahr aus der Fusion der drei Altgesellschaften in Deutschland, Luxemburg und Irland hervorgegangen ist und ihren Hauptsitz in Frankfurt hat. Laut dem Geschäftsbericht der Europa-Einheit haben sich die Erträge im vergangenen Jahr verglichen mit dem Vorjahr von 2,3 Mrd. auf 4,8 Mrd. Euro mehr als verdoppelt.

Der Zinsüberschuss erhöhte sich von minus 41,9 Mill. auf 535 Mill. Euro, was die Bank in erster Linie mit der Zinswende und Guthaben bei der Deutschen Bundesbank sowie der Fusion begründet. Der Provisionsüberschuss legte um fast 35% auf rund 2,6 Mrd. Euro zu. Die Verwaltungsaufwendungen und Abschreibungen haben sich fusionsbedingt auf rund 3 Mrd. Euro mehr als verdoppelt. Dadurch sei auch die Cost-Income-Ratio von 51,9 auf 62,4% gestiegen. Zudem erhöhte sich die Risikovorsorge auf 66,8 Mill. Euro.

Unter dem Strich bleibt 2022 mit rund 1,7 Mrd. Euro dennoch ein um 49% höheres Ergebnis vor Steuern. Das Jahresziel sei damit um 18% übertroffen worden. Die Eigenkapitalrentabilität (Return on Equity) erhöhte sich von 4,6 auf 5,2%. Die Wachstumsraten sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, da der 2022er Abschluss erstmalig die drei Altgesellschaften konsolidiert. Durch die Fusion ihrer Europa-Einheiten ist eine Bank mit 435,8 Mrd. Euro Bilanzsumme entstanden. J.P. Morgan SE ist damit die fünftgrößte Bank in Deutschland, hat die HypoVereinsbank und die LBBW überholt und befindet sich in einer ähnlichen Gewichtsklasse wie die Commerzbank, die 477 Mrd. Euro Bilanzsumme auf die Waage bringt.

Mit Blick auf das operative Geschäft tat sich wegen des herausfordernden Marktumfeldes insbesondere das Investment Banking schwer. Höhere Risikoaufschläge (Credit Spreads) und gestiegene Swap-Sätze hätten im Geschäftsjahr 2022 bei Kunden zu deutlich höheren Refinanzierungskosten und einem unmittelbaren Rückgang im Fremdkapitalmarktgeschäft geführt. Auch im Eigenkapitalmarktgeschäft seien die Gebühreneinnahmen zurückgegangen, da viele Unternehmen geplante Börsengänge auf Eis gelegt hatten. Umso stolzer zeigte sich die Bank, dass sie beim 9,4 Mrd. Euro großen Porsche-IPO eine der vier Lead-Banken war. Um wie viel die Investment-Banking-Einnahmen genau zurückgegangen sind, gab die Bank auf Nachfrage nicht bekannt. Die gesamte Wallet-Größe sei jedoch „erheblich zurückgegangen“.

Das Banking-Segment konnte seine Wettbewerbsposition mit einem Wallet-Anteil von 7,6% in Europa hingegen behaupten – hauptsächlich getrieben durch den französischen Markt. Im Segment Markets sei der Volumenanstieg im Jahr 2022 außergewöhnlich gewesen. Die Bank führt das hauptsächlich auf die Marktvolatilität und strukturelle Änderungen in der Geldpolitik zurück – Trends, die das Geschäft auch in diesem Jahr antreiben dürften, auch wenn sich der Handel mit festverzinslichen Währungen, Rohstoffen und Währungen im ersten Quartal verglichen mit dem Ausnahmejahr 2022 wieder etwas normalisiert hat.

Im Investment Banking verspricht sich J.P. Morgan vom Fremdkapital- und Eigenkapitalmarktgeschäft für dieses Jahr Impulse, wohingegen die Einnahmen aus dem Beratungsgeschäft zu Fusionen und Übernahmen weiter zurückgehen dürften. Starkes Wachstum erhoffen sich die US-Amerikaner im Zahlungsverkehr (Payments) und im Commercial Banking. Für das Jahr 2023 erwartet die Bank unterm Strich ein moderates Wachstum beim Ergebnis vor Steuern bei einer Cost-Income-Ratio von unter 65%.

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