Japans Finanzgruppen befürchten Insolvenzwelle

Trotz höherer Kreditkosten bessere Prognosen

Japans Finanzgruppen befürchten Insolvenzwelle

mf Tokio – Die drei großen Finanzgruppen in Japan stellen sich auf mehr notleidende Kredite infolge der Pandemie-Bekämpfung ein, nachdem die Ergebnisse des ersten Geschäftshalbjahres besser ausgefallen sind als erwartet. Der Grund: Die Zahl der Insolvenzen sank auf ein 30-Jahres-Tief. Doch die dritte Infektionswelle, die gerade eingesetzt hat, schürt neuen Pessimismus in der Finanzbranche. Ein weiterer belastender Faktor sind die gefallenen Kreditzinsen, was die Margen weiter schmälert. Die Zinsrate fiel von 0,6 % im März auf 0,3 % im Mai und pendelte sich im Juli und August zwischen 0,4 und 0,5 % ein.Beim Branchenprimus Mitsubishi UFJ Financial Group (MUFG) schrumpften die Halbjahreserträge um 34 % zum Vorjahr auf 400,8 Mrd. Yen (3,2 Mrd. Euro). Vor allem durch Rückstellungen stiegen die Kreditkosten um das 14-Fache zum Vorjahr. Dabei lag der Gewinn im Vierteljahr zwischen Juli und September von 217 Mrd. Yen um 19 % über dem Vorquartal. Jedoch werde das zweite Halbjahr “sehr hart”, warnte MUFG-CEO Hironori Kamezawa. “Wir müssen genau beobachten, ob die staatlichen Hilfen zu einem soliden Aufschwung führen.” Dennoch hob MUFG die Prognose für das Geschäftsjahr um 9 % auf 600 Mrd. Yen (4,8 Mrd. Euro) an und begründete dies mit dem guten Investment Banking im Ausland und Sparmaßnahmen.Sumitomo Mitsui Financial Group (SMFG), die Nummer 2 nach Bilanzsumme, konnte den Gewinn zwischen Juli und September gegenüber dem Vorquartal auf 184 Mrd. Yen (1,5 Mrd. Euro) mehr als verdoppeln. Der Halbjahresgewinn schrumpfte um 38 % auf 270,1 Mrd. Yen (2,2 Mrd. Euro). Damit brachte die Finanzgruppe bereits 68 % des Jahresertragsziels von 400 Mrd. Yen nach Hause. Dennoch verzichtete SMFG auf eine Anhebung des Ausblicks. “Es kam bisher nicht zu vielen Insolvenzen, aber es gibt sehr viele Kreditnehmer mit Risiken”, begründete SMFG-CEO Jun Ohta seine abwartende Haltung. Starke PolarisierungBei Mizuho Financial Group als Branchendritter schrumpfte der Halbjahresgewinn um 25 % auf 215,5 Mrd. Yen (1,7 Mrd. Euro). Doch anders als bei den Rivalen sank der Ertrag zwischen Juli und September gegenüber dem Vorquartal – von 122 Mrd. Yen auf 93,2 Mrd. Yen (751 Mill. Euro). Die starke Polarisierung zwischen einzelnen Industrien sowie innerhalb der Branchen erschwere die Risikoeinschätzung, sagte Mizuho-CEO Tatsufumi Sakai. Auch ein Wachstumsmotor lahmte: Die Auslandskredite schrumpften um 5 % auf 24,9 Bill. Yen (200,8 Mrd. Euro) erstmals seit zweieinhalb Jahren. Dennoch erhöhte Mizuho die Jahresprognose von 320 Mrd. Yen auf 350 Mrd. Yen (2,8 Mrd. Euro).