J.P. Morgan deklassiert den Wettbewerb

US-Großbank überrascht in turbulenten Zeiten mit höchstem Quartalsgewinn seit drei Jahren - Skandal wirft Wells Fargo zurück

J.P. Morgan deklassiert den Wettbewerb

Vier große US-Banken haben am Dienstag sehr unterschiedliche Quartalszahlen vorgelegt. Trotz Zinssenkung, Geldmarktturbulenzen und Handelsstreit überraschte Branchenprimus J.P. Morgan positiv, und auch Citigroup konnte sich gut behaupten. Goldman Sachs und Wells Fargo enttäuschten dagegen.lee Frankfurt – Die mit Spannung erwartete Vorlage der Quartalszahlen der großen US-Banken J.P. Morgan Chase, Citigroup, Wells Fargo und Goldman Sachs hat am Dienstag ein uneinheitliches Bild ergeben. Wegen der Zinssenkung der US-Notenbank Fed im Sommer, den wiederholten Verwerfungen am US-Geldmarkt sowie des schlechten Umfelds für das Investment Banking waren schlechte Nachrichten von den Wall-Street-Banken erwartet worden. Stattdessen gab es sogar vereinzelt positive Überraschungen.So gelang es J.P. Morgan Chase etwa, trotz des widrigen Umfelds den Konzerngewinn um 8 % auf 9,1 Mrd. Dollar zu steigern. Auf die einzelne Aktie heruntergebrochen entspricht das 2,60 Dollar und liegt damit deutlich über der von Factset erhobenen Konsensschätzung von 2,45 Dollar. Der Aktienkurs der größten US-Bank legte im Handelsverlauf um mehr als 3 % zu. Starker AnleihehandelWie J.P.-Morgan-Chef Jamie Dimon unterstrich, stiegen die Provisionen im Investment Banking unerwartet stark. Zudem habe sich das Geschäft mit festverzinslichen Anleihen besonders gut entwickelt. Beide Geschäftsfelder haben auch für die im Umbau befindliche Deutsche Bank große Bedeutung. Vor diesem Hintergrund griffen die Anleger mit Blick auf die am 30. Oktober anstehende Veröffentlichung der Quartalszahlen auch bei der Deutschen Bank zu – ihre Aktien schlossen 2,9 % fester bei 7,05 Euro. Gewinneinbruch bei GoldmanAuch bei der gemeinsamen Rivalin Goldman Sachs lief es im Anleihengeschäft gut. “Unsere Ergebnisse des dritten Quartals spiegeln die zugrunde liegende Stärke unseres globalen Kundengeschäfts wider und seine Fähigkeit, in einem durchwachsenen Geschäftsumfeld solide Ergebnisse abzuwerfen”, wird Chairman und CEO David Solomon in einer Mitteilung zitiert.Die gestiegenen Erträge im Geschäft mit institutionellen Kunden reichten jedoch nicht aus, um den Ertragsschwund im Investment Banking auszugleichen. So nahm Goldman Sachs im Beratungsgeschäft für Kapitalmarkttransaktionen fast ein Fünftel weniger ein als im Vergleichszeitraum. Unter dem Strich brach der Gewinn sogar um gut ein Viertel auf 1,9 Mrd. Dollar ein.Je Aktie entspricht das einem Gewinn von 4,79 Dollar, was hinter der Konsensschätzung von 4,82 Dollar zurückbleibt. Goldman Sachs habe auf breiter Front enttäuscht, zitiert Reuters den Analysten Octavio Marenzi vom Brokerhaus Opimas: “Die Erwartungen waren schon sehr niedrig, und selbst diese wurden jetzt nicht erfüllt.” Goldman-Aktien lagen zeitweise gut 3 % im Minus.Citigroup legte derweil gemischte Zahlen vor. Einerseits legten die Erträge lediglich um 1 % auf 18,6 Mrd. Dollar zu. Der Finanzkonzern hatte zuletzt unter anderem im Handel Stellen abgebaut, um seine Kosten zu senken. Die aktuellen Zahlen reflektieren dieses Bemühen indes nicht: Die Kosten zogen um knapp 1,5 % auf 10,5 Mrd. Dollar an. Steuergutschrift für CitigroupAndererseits legte der Konzerngewinn der Citigroup im Vergleich zum Vorjahresquartal um 6 % auf 4,9 Mrd. Euro zu. Der Zuwachs resultierte auch hier zum Teil aus dem Investment Banking, in dem Citigroup das Ergebnis um 4 % steigerte. Vor allem aber war der Gewinnzuwachs die Folge einer Steuergutschrift, ohne die der Gewinn deutlich geringer ausgefallen wäre. Am Aktienmarkt wurden die Ergebnisse zunächst skeptisch aufgenommen. Im Handelsverlauf drehte der Aktienkurs jedoch deutlich ins Plus. Sonderkosten bei Wells FargoDie auf Verbraucherkredite spezialisierte Großbank Wells Fargo ist derweil noch mit der Vergangenheitsbewältigung beschäftigt. Wie das Institut am Dienstag in San Francisco bekannt gab, belasteten Sonderkosten für Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit einer früheren Affäre um fingierte Konten und andere dubiose Geschäftspraktiken das Quartalsergebnis mit 1,6 Mrd. Dollar. Der Skandal hatte zuvor bereits zu zahlreichen Entlassungen sowie Klagen und Strafen geführt. Nachdem im Frühjahr der frühere Chief Executive Officer Tim Sloan das Institut verließ, wird das Institut derzeit interimistisch von Allen Parker geleitet. Er soll am 21. Oktober von Charlie Scharf abgelöst werden, dem früheren Chef der Bank of New York Mellon.Die Sonderkosten und die Belastung des Zinsergebnisses durch die Leitzinssenkung im Sommer führten in der Summe zu einem Gewinneinbruch um 26 % auf 4 Mrd. Dollar. Die Erträge stagnierten Wells Fargo zufolge bei 22 Mrd. Dollar. Nach anfänglichen Kursverlusten drehten gleichwohl auch Wells Fargo ins Plus, die Papiere verteuerten sich im Handelsverlauf zeitweise um 3 %.