Auslandsbanken

JP Morgan und Barclays bauen Deutschland-Geschäft aus

Mehrere ausländische Banken wollen ihre Präsenz in Deutschland ausbauen. Dazu zählen Barclays und JP Morgan Chase sowie die Goldman Sachs Group. Zum Teil werden zusätzliche Abteilungen aufgebaut oder Personal neu angestellt.

JP Morgan und Barclays bauen Deutschland-Geschäft aus

Ingrid Hengster, seit Jahresbeginn neue Deutschland-Chefin von Barclays, will das M&A-Geschäft ausbauen. Auch wenn zuletzt generell weniger Deals abgeschlossen wurden, sei die Pipeline der britischen Bank im deutschsprachigen Raum gut gefüllt. Ambitionierte Wachstumsziele hat sie auch für andere Bereiche von Barclays in Deutschland.

„Ich rechne damit, dass sich der deutsche M&A-Markt im zweiten Quartal des kommenden Jahres wieder beschleunigen wird”, erklärte Hengster, die bis 2021 im Vorstand der staatlichen Förderbank KfW war, im Interview mit Bloomberg. „Momentan warten viele Akteure auf eine Bodenbildung bei den Bewertungen möglicher Übernahmeziele. Viele warten ab, wie sich die Energieversorgung weiterentwickelt und ob wir in eine Rezession rutschen werden.”

Hengster sieht Chancen auf dem M&A-Markt, weil viele deutsche Unternehmen finanziell gut aufgestellt seien. Trotz des gegenwärtig schwierigen Umfelds würden sie ihre strategischen Agenden weiterverfolgen. Dazu gesellten sich Private-Equity-Fonds, die auf viel Liquidität säßen. „Das sind die ersten, die in Deutschland nach der Bodenbildung bei den Bewertungen wieder aktiv werden dürften”, sagte sie.

Unter Hengster soll nicht nur das M&A-Geschäft mehr Bedeutung gewinnen, sondern das gesamte deutsche Investmentbanking- und Firmenkundengeschäft. Die Managerin plant, die Marktanteile von Barclays in diesem Bereich über fünf Jahre auf etwa 6% zu verdoppeln.

„Dabei konzentrieren wir uns vor allem auf Kunden aus den Branchen Energie, Industrie, Chemie, Healthcare, Logistik und Finanzinstitute”, erklärte Hengster. Das Geschäft mit Finanzinvestoren soll intensiviert werden. “Dieses umfasst Beratung, M&A, Leveraged Finance, also die Finanzierung von Private Equity, bis hin zu Börsenplatzierungen”, so Hengster.

Retailkunden vor Firmenkunden

Bislang generiert Barclays in Deutschland höhere Umsätze im Geschäft mit Retailkunden als im Investmentbanking- und Firmenkundengeschäft. “Dabei dürfte es tendenziell in Zukunft bleiben, auch wenn unser Wachstum ganz klar im Investmentbanking- und Firmenkundengeschäft liegen soll”, sagte sie.

Eine Konsolidierung im deutschen Bankensektor, der als sehr fragmentiert gilt, würde Hengster zufolge Sinn ergeben. Skaleneffekte seien im Bankgeschäft wichtig. Doch zunächst sieht sie Zusammenschlüsse nur bei den Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Hier sei der Trend bereits zu sehen. Innerhalb ihrer jeweiligen Gruppen hätten diese Institute ähnliche Prozesse und IT, was Fusionen vergleichsweise einfacher mache.

„Bei den privaten Banken steht Konsolidierung derzeit nicht im Fokus. Aber auch dort wird sie kommen, wenn auch mit Verzögerungen gegenüber den Genossenschaftsbanken und Sparkassen”, sagte Hengster. Wenn es soweit sei, werde es M&A aber wohl nur auf nationaler Ebene geben. Grenzüberschreitende Fusionen seien aktuell noch mit hohen regulatorischen Hürden verbunden.

Auslandsbanken angezogen

Auch andere ausländische Banken versuchen, mehr Geschäfte mit deutschen Unternehmenskunden zu machen. Dazu zählen unter anderem JPMorgan Chase & Co. und Goldman Sachs Group.

Barclays ist da keine Ausnahme. So wurde Anfang dieses Jahres etwa Sven Baumann als Chef des Investmentbankings für Deutschland, Österreich und die Schweiz an Bord geholt. Er kam von der Citigroup, wo er in ähnlicher Funktion tätig war. Seine Karriere begann er bei der Deutschen Bank AG.

Im Investmentbanking und Unternehmenskundengeschäft in der DACH-Region „haben wir zudem in den vergangenen achtzehn Monaten knapp 20 neue Kollegen angestellt. Zum Teil handelte es sich dabei um die Besetzung neuer Posten, zum Teil haben wir aber auch Stellen nachbesetzt”, erklärte Hengster. Im Banking- und Markets-Bereich würden weiter Experten gesucht.

„Auch in Deutschland beobachten wir einen ‘War for Talent’ bei Banken. Das ist ein langfristiger Trend. Ob sich das mit der nun verändernden konjunkturellen Lage etwas ändern wird, bleibt abzuwarten”, so Hengster.

JPMorgan Chase & Co. plant die Verlagerung von 1.000 Backoffice-Mitarbeitern von London nach Paris oder Frankfurt. Das berichtet Les Echos.

Die Bank sei noch unentschlossen zwischen der französischen Hauptstadt – einem wichtigen Handelszentrum auf dem Kontinent – oder der Heimat der Europäische Zentralbank, schreibt die Zeitung, ohne zu sagen, woher die Informationen stammen.

Die EZB drängt US-Banken, mehr Personal in der EU anzusiedeln, so mit der Angelegenheit vertraute Personen. Das Pariser Büro von JP Morgan hat sich seit dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union erheblich vergrößert und dürfte bis Ende des Jahres 800 Mitarbeiter haben, gegenüber 250 vor der Abstimmung. In London hat die Bank rund 12.000 Mitarbeiter.

Fast sechs Jahre, nachdem Großbritannien für den Austritt aus der Europäischen Union gestimmt hat, streiten sich die Banken immer noch mit den Aufsichtsbehörden über die Struktur ihres Geschäfts in der Region. Es wurden insgesamt weniger Arbeitsplätze verlagert als erwartet: viele Investmentbanken setzen auf die hohe Liquidität in London und das gute Angebot an Bankern.