Julius Bär modernisiert Schweizer Kernbankensystem mit Temenos
Julius Bär modernisiert Schweizer Kernbankensystem mit Temenos
Der Schweizer Vermögensverwalter Julius Bär will sein in die Jahre gekommenes Informatik-Kernbankensystem für den Heimatmarkt modernisieren. Im Rahmen des Großprojektes soll das bestehende System durch das standardisierte Angebot der Schweizer Bankensoftwarefirma Temenos ersetzt werden, wie vier mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Der Umbau, mit dem das Institut seine kritische Infrastruktur in einem Umfeld steigender regulatorischer Anforderungen auf den neuesten Stand bringen will, dürfte mehrere Jahre in Anspruch nehmen.
Kernbankensysteme sind das Rückgrat der Informatik. Die Software verknüpft und steuert verschiedene Bankgeschäfte wie Kontoführung, Transaktionen, Kredite und Zahlungen. Konkurrenten von Temenos sind die von der japanischen NEC übernommene Avaloq oder die ebenfalls in der Schweiz sitzende Finnova. Die oft jahrzehntealte Software vieler Banken kommt angesichts der fortschreitenden Digitalisierung an ihre Grenzen.
Zeitintensives Projekt
Bei Bär ist eine Modernisierung schon seit Jahren ein Thema. In den Buchungszentren Singapur und Luxemburg arbeitet das Institut inzwischen mit dem Temenos-Produkt T24. Für das Kernbankensystem in der Schweiz setzt Bär nun erneut auf T24 der Genfer Firma. Zudem entschied sich Bär für eine Temenos-Vermögensverwaltungssoftware für ihre Kundenberater und reichen Kunden, betonte einer der Insider. Julius Bär und Temenos wollten sich nicht äußern.
Der neue Konzernchef Stefan Bollinger hatte im Juni „ein Projekt zur Modernisierung unserer IT-Infrastruktur in der Schweiz“ angekündigt, das bis 2028 umgesetzt werden solle. Welche Firma den Zuschlag erhielt, sagte er nicht. Bär, die inzwischen mehr Kunden habe und höhere regulatorische Anforderungen erfüllen müsse, wolle damit die operative Widerstandsfähigkeit verbessern und die eigenen Daten besser nutzen. Eine Bär-Sprecherin ergänzte: „Beim IT-Infrastrukturprogramm in der Schweiz geht es nicht um operative Risiken, sondern um eine Initiative, um strategische Flexibilität für die Verwirklichung der zukünftigen Ziele der Bank zu gewinnen.“

PD
Federführend bei der Einführung des Kernbankensystems ist Rolf Olmesdahl, der nach IT-Führungspositionen bei Credit Suisse, UBS und Raiffeisen im Januar zu Bär stieß. Die Kosten des Projektes konnte Reuters nicht in Erfahrung bringen. Nach dem Personal ist die Informatik üblicherweise der größte Kostenblock von Banken. Über die Zeit dürfte Bär mit einer moderneren Informatik aber auch Geld sparen. Temenos, die in den vergangenen Jahren durch eine turbulente Zeit ging, hob im Oktober den Ausblick für das Gesamtjahr an.
