Start-ups in der Assekuranz

Junge Digitalversicherer verlassen die Kinderstube

Einen neuen Versicherer am Markt zu etablieren, ist ein diffiziles Geschäft. Einige der Start-ups aus den vergangenen Jahren haben es jetzt auf zweistellige Millionenvolumina an Beitragseinnahmen gebracht.

Junge Digitalversicherer verlassen die Kinderstube

Junge Digitalversicherer verlassen die Kinderstube

Beitragsvolumen legt zu – Break-even steht aus

ak Köln

Bei den Versicherungs-Start-ups trennt sich allmählich die Spreu vom Weizen. Einige von den in den vergangenen Jahren gegründeten jungen konzernunabhängigen Digitalversicherern erreichen mittlerweile ein Beitragsvolumen im zweistelligen Millionenbereich. Größtes Unternehmen ist Wefox, das Einhorn in der hiesigen Insurtech-Szene. Im deutschen Versicherungsgeschäft verbuchte die Gruppe, die auch Maklergeschäft betreibt, im vergangenen Jahr allerdings rückläufige Zahlen. Die Beitragseinnahmen gingen laut Solvenzbericht um 22% auf 33 Mill. Euro zurück. Grund waren Einbußen im Kfz-Geschäft nach Preiserhöhungen. Wefox will sich auf dem deutschen Markt nach eigenen Angaben stärker auf andere Schadenversicherungen als die Autosparte konzentrieren, da diese profitabler seien.

In anderen Märkten dagegen fährt Wefox die Kfz-Versicherung hoch, so zum Beispiel in Italien. Der europaweit tätige Versicherer meldete insgesamt eine Vervierfachung des Beitragsvolumens im vergangenen Jahr auf 196 Mill. Euro. In der gesamten Gruppe – einschließlich der Maklerprovisionen – stieg der Umsatz um 89% auf 587 Mill. Euro.

Als digitaler Krankenversicherer sieht sich Ottonova allmählich auf dem Weg in die Profitabilität. Bislang verschlingt das hohe Wachstum – im vergangenen Jahr legten die Beitragseinnahmen um 51% auf gut 22 Mill. Euro zu – noch zu viel Geld. Doch mit einer weiteren Finanzierungsrunde 2022 sei das Unternehmen in die nächste Unternehmensphase eingetreten, die vor Erreichen des Break-even, heißt es im Solvenzbericht. Das versicherungstechnische Ergebnis fiel mit 1,8 Mill. Euro etwas weniger negativ aus als im Vorjahr.

Profitabel arbeitet noch keiner der jungen Digitalversicherer, deren Wachstumsambitionen und Reserveaufbau viel Geld kostet. Den Sprung in die Gewinnzone haben einige der Unternehmen mindestens mittelfristig aber fest vor Augen.

Element ist das einzige Versicherer-Start-up, das mit einem reinen B2B-Ansatz am Markt ist. In Sachen Wachstum hatte das Unternehmen 2022 die Nase vorn und schaffte mehr als eine Verdoppelung der Beitragseinnahmen. Auch Neodigital wuchs, allerdings langsamer mit einem Plus von 36%. Der Versicherer stellte sich jüngst strategisch breiter auf, hat mit der HUK-Coburg ein Autoversicherer-Joint-Venture gegründet und betreibt Insurance-as-a-Service. An den meisten der jungen digital ausgerichteten Versicherer haben sich etablierte deutsche Unternehmen der Branche beteiligt. Bei Ottonova ist die Debeka an Bord, bei Element hat Signal Iduna sich beteiligt und Neodigital gewann kürzlich HUK-Coburg und die HDI Versicherung als Investoren dazu.