ski – Der Name Jürgen Sarrazin steht, neben anderen, für eine Epoche der Dresdner Bank, in der das Institut vor Stärke und Selbstbewusstsein zu strotzen schien. Der aus dem sächsischen Freiberg stammende Manager, der in Heidelberg und in den USA Rechtswissenschaften und Geschichte studiert hatte und fünf Sprachen beherrschte, stand fast vier Jahrzehnte in den Diensten der “Grünen”. Sein erfolgreicher und geradliniger Weg führte 1983 in den Vorstand, in dem er die Rolle des “Außenministers” übernahm. Das internationale Parkett war sein “Home Turf”.Zehn Jahre später wurde Sarrazin Vorstandssprecher als Nachfolger von Wolfgang Röller und blieb bis 1998 in diesem Amt. Als er dann vorzeitig abtrat und die Führung an Bernhard Walter übergab, hinterließ er ein wirtschaftlich gut bestelltes Haus. Ohne persönliche SchuldDoch hatte in dieser Phase eine Steueraffäre einen Schatten auf die Bank und damit zwangsläufig auch auf Sarrazin persönlich geworfen. Im Rahmen einer “Verständigungslösung” mit der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft akzeptierte Sarrazin 1999 einen Strafbefehl und eine Geldbuße, um – wie er selbst später schrieb – die betroffenen Mitarbeiter und die Bank von der Bürde der Beihilfevorwürfe zu befreien, die seit langem auf dem Haus lasteten. Als Gegenleistung stellte die Justiz mehrere Ermittlungsverfahren ein. Der Vorstand würdigte Sarrazins Schritt damals in einer Ehrenerklärung, die den ehemaligen Sprecher von persönlicher Schuld freisprach, und betonte bei der Gelegenheit erneut, dass die Bank nie ein System zum Zweck der Beihilfe zu von Kunden begangenen Steuerhinterziehungen installiert habe.Sarrazins Verdienste um die Dresdner Bank wirkten nach seinem Ausscheiden nach. Ihm verdankte sie zum Beispiel in starkem Maße ihre Internationalität. Der ehrgeizige Versuch, in einer Partnerschaft mit der damaligen Banque Nationale de Paris (heute BNP Paribas) eine europäische Vision zu verwirklichen, blieb freilich in den Anfängen stecken. Sarrazin und sein Pendant bei der BNP, Michel Pébereau, wurden für ihre europäischen Ambitionen 1994 gemeinsam als “Banker of the Year” ausgezeichnet.Die Commerzbank, in der die Dresdner Bank 2009 aufgegangen ist, würdigt Sarrazins große Fachkompetenz, seinen strategischen Weitblick, seine Weltoffenheit und Dynamik. Am 7. Oktober ist Jürgen Sarrazin im Alter von 83 Jahren verstorben.