CORPORATE FINANCE SUMMIT 2012

Kaeser für Zusammenhalt in Europa

Siemens-Finanzchef plädiert für Förderung von Programmen zur Mitarbeiterbeteiligung

Kaeser für Zusammenhalt in Europa

Die Probleme Europas werden aus Sicht von Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser nur gemeinschaftlich zu lösen sein. Der Manager plädiert für eine gemeinsame fiskalpolitische Ordnung der Union und für die Rückbesinnung auf die Werte und Orientierungen des Wirtschaftssystems.swa Frankfurt – Die von der europäischen Staatsschuldenkrise betroffenen Länder werden sich nach Einschätzung Kaesers nicht am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen können. Die europäische Schuldenkrise sei nichts anderes, als dass Staaten über Jahre Wettbewerbsfähigkeit verloren und aus der Substanz gelebt hätten, sagte der Siemens-Vorstand auf dem Corporate Finance Summit 2012 in Frankfurt, der von der Commerzbank und dem Institute for Law and Finance der Goethe-Universität veranstaltet wird. Der Verlust an globaler Wettbewerbsfähigkeit sei nicht kurzfristig zu beheben: Was in zwanzig Jahren verloren wurde, könne nicht über Nacht korrigiert werden. “Die globale Umverteilung von Reichtum und Wohlstand wird zunehmen und die Problematik beschleunigen”, ergänzte Kaeser. Auch hier sei langfristiges Denken angeraten, mahnte der Manager und erinnerte an die Worte des Siemens-Gründers Werner von Siemens, “für den heutigen Gewinn verspiele ich die Zukunft nicht”. RückbesinnungMit Blick auf Europa plädierte Kaeser für Zusammenhalt: “Wir werden den globalen Umverteilungskampf nur mit einem gemeinschaftlichen Europa bestehen.” Eine gemeinsame fiskalpolitische Ordnung und einheitliches wirtschaftliches und politisches Vorgehen hält er für angeraten. Sozialer Frieden in einem Land, das mit 50 % Jugendarbeitslosigkeit kämpft, werde allein nicht herstellbar sein, meinte Kaeser. Mit dem Blick zurück auf die Weltwirtschaftskrise mahnte der Siemens-Vorstand zur Rückbesinnung auf die Werte und Orientierungen des Wirtschaftssystems. Als Vorbild betrachtet er den Geist in mittelständischen Familienunternehmen. Dort treibe nicht der Gedanke an schnelle Gewinne an, sondern die Sicherung des Erbes, das in besserem Zustand an die nächste Generation weitergegeben werden solle.Bei börsennotierten Unternehmen seien institutionelle Investoren stattdessen vor allem an der Rendite orientiert, nicht an der Nachhaltigkeit. Damit werde der Zweck zum Mittel der Vermögensmehrung eines anderen. Die größte Stakeholder-Gruppe, die Interesse an einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung habe, sei in dem Szenario der Kreis der Mitarbeiter. Somit sei es sinnvoll, die Belegschaft über große Mitarbeiterprogramme an Unternehmen zu beteiligen, forderte der Manager. “Politischer Skandal”Dieses Ansinnen sollte aus Sicht Kaesers politisch gestützt werden. Er halte es für einen “politischen Skandal”, wenn Gewinne aus dem täglichen Aktienhandel genauso besteuert würden wie die Vergabe von Aktien an Mitarbeiter.