Kapazitätsproblem mit Verkauf von Lebenpolicen-Altlasten

Von Stefan Kroneck, München Börsen-Zeitung, 20.10.2017 Wer soll das alles übernehmen? Der Markt für Lebensversicherungsabwickler scheint an seine Kapazitätsgrenzen zu stoßen, sollten Ergo und Generali ihre Pläne umsetzen, sich von ihrem...

Kapazitätsproblem mit Verkauf von Lebenpolicen-Altlasten

Von Stefan Kroneck, MünchenWer soll das alles übernehmen? Der Markt für Lebensversicherungsabwickler scheint an seine Kapazitätsgrenzen zu stoßen, sollten Ergo und Generali ihre Pläne umsetzen, sich von ihrem umfangreichen Volumen an Lebensversicherungspolicen zu trennen. Die Düsseldorfer Tochter der Munich Re und die deutsche Einheit des italienischen Erstversicherers stellen einen Bestand von zusammen 10 Millionen Verträgen ins Schaufenster, die jährliche Beiträge von rund 6 Mrd. Euro und Kapitalanlagen von geschätzten rund 80 Mrd. Euro umfassen. Ein solches Volumen hat die Branche bislang noch nicht in einem Stück absorbiert.Die drei deutschen Plattformen für solche Transaktionen, die im Fachjargon Run-off genannt werden, die Athene-Tochter Ager, die zum chinesischen Konglomerat Fosun gehörende Frankfurter Leben und die Viridium-Gruppe, hinter der die britische Beteiligungsgesellschaft Cinven und die Hannover Rück stehen, hätten womöglich nicht jede für sich allein die Kapazität, diese Altlasten aufzunehmen.Die Resterampe für diese Portfolios, die Lebensversicherer unter dem Druck hoher Garantiezinsen, des anhaltenden Zinstiefs und regulatorischer Auflagen (Solvenzquoten) loswerden wollen, ist voll. Dieser Tage äußerte sich die Finanzmarktaufsicht BaFin skeptisch darüber, dass die Veräußerung umfangreicher Bestände reibungslos über die Bühne geht (vgl. BZ vom 12. Oktober). Je größer das zum Verkauf stehende Portfolio, desto komplexer werden die Anforderungen an die Käufer, so der Tenor der Behörde.Was sollten die Verkäufer also machen? Auf einer Fachtagung der Wirtschaftskanzlei Taylor Wessing in München referierte Andreas Glaser, Manager beim Rückversicherer Partner Re, über Lösungen in Verbindung mit Angeboten aus der Rückversicherungsbranche. Dazu nannte er unter anderem Lost-Portfolio-Transfers, bei denen neben den biometrischen Risiken auch die Marktrisiken übernommen werden, sowie Asset-Liability-Deals, die sich auf Zinsänderungsrisiken fokussieren. Letzteres bietet beispielsweise der Branchenprimus Munich Re an. Mehr Erfahrung auf der InselAllerdings stecken diese Ansätze noch in den Kinderschuhen. Daher wäre ein solcher Weg für Ergo & Co. nicht das Allheilmittel, um aus dem Dilemma herauszukommen. Realistischer wäre möglicherweise, die Bestände zu stückeln und auf einzelne Abwickler zu verteilen. Reicht dafür aber der deutsche Markt aus? Skepsis ist hier ebenso angebracht, wenn man in Betracht zieht, dass das Thema Run-off in Deutschland noch relativ neu ist. Großbritannien hat auf diesem Gebiet hingegen viel mehr Erfahrungen. Run-off-Spezialisten wie Reassure, Phoenix und Chesnara sind dort bereits seit Jahren im Geschäft. Der bisher größte Deal dieser Art liegt aber mit über 4 Mrd. Euro bereits drei Jahre zurück. Hinzu kommt, dass der EU-Austritt des Landes ein Hindernis für Ergo & Co. wäre, diese Transaktionen auf der Insel abzuwickeln. Angesichts der vielen Hürden dürften die verkaufsbereiten Häuser noch eine Weile auf ihren Großbeständen sitzenbleiben. ——–Ergo und Generali wollen ein Großvolumen an Lebensversicherungspolicen loswerden.——-