Kärrnerarbeit für die neuen Aufseher
Mit der Gründung einer zentralen Prüfstelle haben die internationalen Aufseher einen wichtigen Schritt getan, um das Vertrauen in die Finanzreferenznummer LEI weiter zu festigen. Die Branche hofft, dass der aufwendige Abgleich bisheriger Daten entfallen wird. Bis dahin bleibt viel zu tun.jsc Frankfurt – Die Erwartungen an die 20-stellige Prüfnummer sind hoch. Politik und Aufsicht wollen mit dem Legal Entity Identifier (LEI), dem “Barcode für Finanzmarktakteure”, die Transparenz erhöhen und mögliche Auslöser einer Finanzkrise frühzeitig erkennen. In der zurückliegenden Krise sei zunächst unklar gewesen, in welchem Umfang Banken mit außerbörslich gehandelten Derivaten Geschäfte betrieben hatten und wer mit wem verwoben war, sagte Michael Meister, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, am Freitag in Frankfurt. Gemeinsam mit Hessens Finanzminister Thomas Schäfer und Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir gab er den Startschuss für eine zentrale Managementeinheit, die von Frankfurt aus die Vergabe der LEI-Kennung über nationale Stellen koordinieren soll. Die Prüfziffer soll rechtliche Einheiten wie Konzerntöchter und Investmentfonds eindeutig kennzeichnen. Die Einrichtung der zentralen Stelle in Frankfurt war bereits erwartet worden (vgl. BZ vom 25.9.2014). Zum Aufbau notwendiger IT-Systeme stellt das hessische Wirtschaftsministerium in diesem Jahr 250 000 Euro bereit.Wichtige Eckpfeiler stehen bereits: Die nationalen Aufseher haben dazu rund um den Globus lokale Vergabestellen (Local Operating Units, LOU) ernannt, die LEI-Nummern vergeben und die zugehörigen Daten überprüfen und pflegen. Wesentlicher Schub für das System war die Vorgabe, dass Finanzakteure beim außerbörslichen Derivatehandel die LEI-Kennung verwenden müssen, wie es in den USA der Dodd-Frank Act vorschreibt. Zahlreiche Akteure wie etwa die rechtlichen Einheiten von Banken, Versicherern und global agierenden Unternehmen führen daher bereits eine LEI-Kennung. Mehr als 350 000 Prüfziffern sind weltweit schon vergeben worden.Die Aufseher dürften die Kennung künftig immer häufiger einfordern. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin etwa hielt in einem Rundschreiben im Januar fest, dass Banken und Finanzholdings die Kennnummern erwerben und mitteilen müssen. Die europäische Versicherungsaufsicht EIOPA empfiehlt nationalen Aufsehern, von Versicherern und Einrichtungen der betrieblichen Altersvorsorge künftig eine LEI-Kennung zu verlangen. Und die überarbeitete EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II sowie die zugehörige Verordnung Mifir dürften zur Folge haben, dass Emittenten von Finanzinstrumenten ab 2017 eine LEI-Kennung brauchen.Die Aufseherstiftung Global LEI Foundation (GLEIF), die hinter der zentralen Managementeinheit in Frankfurt steht, muss nun die Standards festigen und ausbauen. Dabei schaut sie den lokalen Vergabestellen auf die Finger, setzt Qualitätsstandards und versucht, die zugehörigen Datensätze zur LEI-Nummer zu erweitern. Bislang werden bereits Informationen zur Identität der Finanzakteure festgehalten (“Who is who?”), etwa der Verwaltungssitz und das Herkunftsland. Mehr Daten, mehr NutzenIm nächsten Schritt sollen nun Beziehungsdaten folgen, insbesondere zum Eigentum (“Who owns whom?”). Welche Daten dabei genau erhoben werden, diskutieren die Aufseher derzeit mit der Finanzbranche. Unklar ist dabei zum Beispiel, wie genau Beteiligungen aufgeschlüsselt werden müssen. Die Daten sind für Finanzakteure wie etwa Investmentfonds interessant, um Schwellenwerte zu ermitteln und Risiken zu steuern. Daten beziehen die Unternehmen bislang etwa von privaten Anbietern, die ihre erhobenen Informationen aber nicht für jeden zugänglich machen. Die LEI-Daten stellt die GLEIF-Stiftung frei zur Verfügung (www.gleif.org). Ein weiter ausgebauter, einheitlicher und verlässlicher Datensatz könnte der Finanzbranche den mühsamen Abgleich bestehender Informationen ersparen, erklärte ein Branchenvertreter am Rande der Konferenz. Der Weg dorthin sei jedoch noch weit. In noch weiterer Ferne liegt die Erhebung von Daten, welcher Finanzakteur welche Positionen hält (“Who owns what?”). “Das ist noch Zukunftsmusik”, sagte GLEIF-Chef Stephan Wolf auf der Pressekonferenz.Um die Kosten zu begrenzen, haben die Aufseher eine ganze Reihe lokaler Vergabestellen ernannt, die weltweit im Wettbewerb stehen. In Deutschland tritt neben dem Bundesanzeiger auch der WM Datenservice auf. Finanzakteure können eine Kennung unter www.geiportal.org beantragen. Hinter dem Dienstleister steht die WM Gruppe, die auch die Börsen-Zeitung herausgibt.