Karten im Clearingmarkt werden neu gemischt
dm Frankfurt – Deutschland und andere EU-Länder sollen sich laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters bei dem US-Börsenbetreiber ICE für einen Umzug der Clearingtochter ICE Clear Europe starkgemacht haben. Dies erklärte der Chef der ICE und nannte Deutschland, Frankreich und die Niederlande. Hintergrund ist, dass durch den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union die EU das Euro-Clearing unter europäische Rechtsprechung bringen will und entsprechende Clearinganbieter gezwungen sein dürften, ihr Geschäft von London weg in die EU zu verlagern. Frankfurt hat dabei nicht zwangsläufig die besten Karten in der Hand, denn ICE betreibt bereits in Amsterdam eine kleine Niederlassung ihres Clearinggeschäfts (ICE Clear Netherlands). Nach der geplatzten Fusion von Deutsche Börse und London Stock Exchange (LSE) hatte die Entscheidung der Mehrländerbörse Euronext, ihr Derivate- und Rohstoffgeschäft ab dem zweiten Halbjahr 2018 nicht mehr über LCH.Clearnet SA, sondern über ICE Clear Netherlands laufen zu lassen, in der Branche für einiges Aufsehen gesorgt (vgl. BZ vom 4. April). Euronext will 10 Mill. Euro in den neuen Partner investieren.Das Hessische Wirtschaftsministerium äußerte sich auf Anfrage der Börsen-Zeitung nicht zur Reuters-Meldung und verwies auf Berlin. Das Bundesfinanzministerium reagierte bis Redaktionsschluss auf eine Anfrage nicht. ICE Clear ist mit LCH, die zur LSE gehört, der führende Anbieter im Euro-Clearing – also in der Verrechnung eurodenominierter Zinsprodukte. Auch die US-Terminbörse CME ist in wesentlich kleinerem Umfang im Euro-Clearing aktiv, hatte aber vor zwei Wochen mitgeteilt, ihr Londoner Clearinggeschäft einzustellen (vgl. BZ vom 13. April). CME verrechnet Zinsswaps auf Euro-Basis aus Chicago heraus.Da die Europäische Wertpapieraufsicht ESMA zuletzt angedeutet hatte, dass sogenannte Äquivalenz-Vereinbarungen zwischen der EU und Großbritannien keine tragfähige Lösung darstellen dürften (vgl. BZ vom 21. April), erwarten Marktteilnehmer eine Verlagerungsbewegung.