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Kaum Bewegung bei Vermögensverwaltern

Der Hunger nach Übernahmeobjekten bei internationalen Vermögensverwaltern ist groß und der Konsolidierungsprozess wird weitergehen. Denn Größe ist ein entscheidendes Erfolgskriterium auf dem Assetmanagement-Markt.

Kaum Bewegung bei Vermögensverwaltern

Von Christiane Lang, Frankfurt

Die Konsolidierung unter den internationalen Vermögensverwaltern schreitet weiter voran. Erst im Frühjahr hatte die französische Amundi den heimischen Konkurrenten Lyxor erworben und vor wenigen Tagen hat Goldman Sachs Asset Management die Übernahme der niederländischen NN Investment Partners verkündet. Das Bieterrennen um NN Investment, an dem auch die DWS, die UBS sowie der US-Versicherer Prudential Financial beteiligt gewesen sein sollen, zeigt, dass der Hunger nach Übernahmeobjekten groß ist und der Konsolidierungsprozess weitergehen wird. Denn Größe ist ein entscheidendes Erfolgskriterium auf dem Assetmanagement-Markt.

Viele kleine Anbieter

Ums so mehr erstaunt es, dass eine solche Entwicklung unter den deutschen unabhängigen Vermögensverwaltern so gut wie nicht zu beobachten ist, obwohl der Markt hier sehr groß ist, ein breites Spektrum von sehr kleinen Anbietern bis hin zu In­stituten mit mehr als 100 Mitarbeitern umfasst und einige, vor allem kleinere Anbieter, nicht mehr rentabel arbeiten.

„Über eine Konsolidierung unter den unabhängigen Vermögensverwaltern wird zwar sehr viel gesprochen, aber die Zahl der Gesellschaften ist seit Jahren fast konstant“, sagt Jürgen App von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft App Audit GmbH, die gerade die 7. Studie zu Ertrags-, Kosten- und Vergütungsstrukturen sowie Stresstest-Auswirkungen bei unabhängigen Vermögensverwaltern veröffentlicht hat. 

Selbst mit der Einführung der europäischen Finanzmarktrichtlinie Mifid II im Jahr 2018, mit der eine verstärkte Konsolidierung unter den unabhängigen Vermögensverwaltern erwartet wurde, sei die Zahl nicht wahrnehmbar gesunken, so App. „Erst jetzt reduziert sich so langsam die Zahl der Anbieter nachhaltig.“ Vor allem Plattformen würden versuchen, kleinere Vermögensverwalter zu übernehmen, wobei eher Kundenbestände als ganze Gesellschaften gesucht würden. Man beobachte aber auch größere unabhängige Assetmanager, die von Wettbewerbern ganze Teams oder Standorte abwerben würden.

Dass die Konsolidierung bei den unabhängigen Assetmanagern so schwer in Gang kommt, begründet App unter anderem damit, dass gerade die kleineren Gesellschaften meist inhabergeführt seien und die Eigentümer oft nur schwer ihr Lebenswerk aus der Hand zu geben wollten. Jedoch fehlt es ihnen App zufolge oft an Professionalität, manche verpassten auch eine angemessene Digitalisierung, die aber vom Kunden erwartet werde. Andere scheuten sich aus ihrem Selbstverständnis heraus, viel Marketing zu betreiben. Wenn dann ein großer Kunde wegbreche oder ein Fonds hohe Verluste schreibe, könne das oft nicht mehr kompensiert oder aufgeholt werden.

Oft versuchten die Inhaber, das Ruder durch Rückgriff auf Reserven oder substanziellen Gehaltsverzicht noch herumzureißen. Manchmal würden auf diese Weise nicht sinnvolle Geschäfte sogar noch über Jahre aufrechterhalten, in der Hoffnung, die Trendwende gelinge.

Am anderen Ende des Spektrums der bankenunabhängigen Vermögensverwalter sieht es ganz anders aus. Hier dominieren gemessen am Provisionsergebnis im Jahr 2019 laut der App-Audit-Studie die Top-3-Gesellschaften, nämlich Flossbach von Storch, DJE Kapital und Grüner Fisher Investments, die den Großteil der Erträge über die von ihnen aufgelegten Investmentfonds realisieren. Mit großem Abstand folgt dann eine Vielzahl kleiner und mittelständischer Vermögensverwalter, die in der Regel inhabergeführt sind.

Spitzengruppe wächst rasant

Die Spitzengruppe der Top 3 wächst seit Jahren rasant und konzentriert immer größere Ertragsanteile innerhalb der Branche auf sich: Sie macht zwar nur 1% der Grundgesamtheit aus, auf sie entfallen jedoch rund 53% des Gesamtertragsvolumens der von App Audit analysierten 250 unabhängigen Vermögensverwalter in Deutschland. Und die Entwicklung ist enorm, denn im Vorjahr betrug der Anteil der Top 3 am Gesamtertrag der Branche erst 36%.

Damit sind die Ertragsanteile der übrigen unabhängigen Vermögensverwalter gesunken. Die Gruppe der nächsten 50 größten Unternehmen nach Provisionsergebnis, die 20% der Grundgesamtheit ausmachen, erwirtschaftet nur noch knapp ein Drittel der Gesamterträge des Marktes. Im Vorjahr waren es noch 43%. Die am Provisionsergebnis gemessen größten Unternehmen der „Next 50“-Gruppe sind laut Studie PEH Wertpapier, Acatis sowie Hartz, Regehr & Partner.