Keine Denkverbote für die neue Strategie der UBS

Priorität liegt Konzernchef Ermotti zufolge auf den Kosten - "Nichts ist wirklich unantastbar"

Keine Denkverbote für die neue Strategie der UBS

Bloomberg Zürich – Um an der Börse die Trendwende zu schaffen, setzt Bankchef Sergio Ermotti bei der Schweizer Großbank UBS den Rotstift an. Vor dem Strategie-Update im Januar sollen alle Bereiche in Hinblick auf Einsparungen und die Allokation von Ressourcen überprüft werden. “Es handelt sich nicht nur um ein Investmentbank-Problem, sondern um ein allgemeines Problem”, sagte der 59-Jährige in einem Interview. “Nichts ist wirklich unantastbar.”Ermotti hat gerade erst den Vorstand umgebildet und den Wertpapierbereich umstrukturiert, der im letzten Quartal schlechter als die Konkurrenz abgeschnitten hat. “Wir können es besser machen und werden noch stärker auf die Marktbedingungen reagieren”, sagte der CEO. Die Kosten hätten Priorität.Anfang des Jahres hatte die UBS mit dem Gedanken gespielt, den Vermögensverwaltungsbereich mit dem des Konkurrenten Deutsche Bank zusammenzulegen, und sogar eine komplette Megafusion der beiden Kreditinstitute erwogen. Damit wäre das größte Finanzinstitut in Kontinentaleuropa entstanden. Die informellen Gespräche wurden letztlich abgebrochen. In der derzeitigen Debatte um die Strategie der nächsten drei Jahre gibt es Ermotti zufolge keine Tabus. Auch Übernahmen und Verkäufe würden wieder erörtert, sagte er: “Wir können nichts ausschließen.”Eines der großen Probleme der UBS war in diesem Jahr die Investmentbank. Hier ist der operative Gewinn gegenüber dem Vorjahr um 62 % abgesackt. Ermotti hat das Geschäft seit seinem Amtsantritt radikal gestutzt und einen Großteil des Anleihengeschäfts abgestoßen, um mit weniger Kapital eine gleichmäßigere Rendite zu erzielen. Infolgedessen ist die UBS nun allerdings stärker auf den Aktienhandel angewiesen. Und der hat im letzten Quartal geschwächelt. Auch die Beratung zu Deals, die stärker auf Europa und Asien ausgerichtet ist, enttäuschte.”Wenn ich mir die ersten neun Monate des Jahres anschaue, bin ich nicht erfreut”, sagte Ermotti. Wenn sich die Marktbedingungen nicht verbesserten, müssten die Abläufe im Investment Banking noch einmal verstärkt einer Überprüfung unterzogen werden. Umbau der InvestmentbankIm Top-Management der Investmentbank gab es bereits gewichtige Veränderungen. Im vergangenen Monat traten Rob Karofsky und Piero Novelli die Nachfolge von Andrea Orcel an, der die Bank im vergangenen verließ. Der von ihnen geplante Umbau soll dem Unternehmen jährlich 90 Mill. Dollar sparen und könnte Insidern zufolge Hunderte von Stellen kosten. Die Investmentbank wird in zwei Einheiten, globales Bankwesen und globale Märkte, umgestaltet, regionale Schwerpunkte werden wegfallen.An die Spitze des Vermögensverwaltungsbereichs hat Ermotti kürzlich Iqbal Khan vom Wettbewerber Credit Suisse geholt. Er wird zusammen mit Tom Naratil den Bereich leiten. Die beiden haben nun die Aufgabe, die Gesamtstrategie zu überprüfen. Eine drastische Richtungsänderung sieht Ermotti zwar nicht. Er erwarte aber, dass sie Ideen für die Anpassung an die sich ändernden Bedürfnisse der Kunden und Marktbedingungen vorlegen. “Wir wollen die Messlatte höher legen und es unseren Wettbewerbern sehr schwer machen, zu konkurrieren”, sagte er.Ermotti wurde Ende 2011 an die Spitze von UBS berufen, als die Bank noch unter den Folgen der Finanzkrise litt. Seine Amtszeit war geprägt vom beherzten Abbau Tausender Arbeitsplätze. Innerhalb von vier Jahren hatte er die Wall Street beeindruckt. Aber die jüngsten Rahmenbedingungen haben neue Herausforderungen mit sich gebracht.