BLOCKCHAIN

Kengeter macht Dampf

Was Carsten Kengeter unter "Börse 4.0" versteht, davon kriegen die Marktteilnehmer dieser Tage einen guten Eindruck, jagt bei den Eschbornern doch ein Blockchain-Projekt das nächste. Nachdem der Börsenchef in der Vorwoche mit einem Prototyp für den...

Kengeter macht Dampf

Was Carsten Kengeter unter “Börse 4.0” versteht, davon kriegen die Marktteilnehmer dieser Tage einen guten Eindruck, jagt bei den Eschbornern doch ein Blockchain-Projekt das nächste. Nachdem der Börsenchef in der Vorwoche mit einem Prototyp für den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr im Zentralverwahrer-Geschäft an die Öffentlichkeit gegangen war, folgte am Montag die Bekanntgabe eines Coin-Konzeptes für den Zahlungsverkehr, welches den Einsatz einer besicherten digitalen Münze (Collateralised Coin) vorsieht. Digitales Zentralbankgeld statt volatile Kryptowährung, lautet das Motto.Um beim Thema Blockchain ganz vorn dran zu sein, greift die Börse auf die Wucht ihrer Marktinfrastruktur zurück, ergänzt um die eine oder andere Komponente des zugrunde liegenden Computing-Prinzips des Distributed Ledger. Eingebracht werden beim jüngsten Coin-Projekt CCP-Funktionalitäten, also das komplette Regelbuch der Besicherung von Geldtransfers über zentrale Kontrahenten (CCP), die Blockchain ermöglicht die direkte Interaktion von Marktteilnehmern. Denn die Melange von CCP-Konto und Blockchain-Datensatz ermöglicht einen fixen Handel, was die mühselige Post-Trade-Landschaft insgesamt vereinfachen sollte.Noch allerdings befinden sich infrastrukturnahe Blockchain-Projekte nur im Erprobungsstadium. Bis ihre Vorteile sich entfalten, können noch ein paar Jahre ins Land ziehen. Angesichts schwelender Blockchain-Aktivitäten von alternativen Plattformbetreibern gilt es jedoch keine Zeit zu verlieren, eigene Pläne voranzutreiben. Denn wenn Kundennachfrage erstmal woanders andockt, dann wandern Teile der Wertschöpfungskette auf Nimmerwiedersehen davon. Wie das vonstattengeht, lässt sich im Corporate Banking beobachten, wo Plattformen wie CRX Markets und 360T den Markt machen – als Eigner von 360T ist die Deutsche Börse im Devisenhandel selbst disruptiv tätig.Das zeigt: Kengeter hat den Hebel grundsätzlich strategisch richtig angesetzt, indem er die beschleunigte Transformation der Börse hin zum Plattformbetreiber für viele Asset-Klassen betreibt und gleichzeitig die Adaption der Blockchain bewerkstelligt. Die Börse fährt einen schlauen Kurs, indem sie Blockchain-Funktionalitäten mit ihren für die Finanzstabilität kritischen Infrastrukturen verbindet. In Zeiten skalierbarer Blockchains bräuchten die Banken keine Clearinghäuser fürs Settlement, sofern sie Coins mit Anbindung an Zentralbankkonten einsetzen können. Das gilt es aus Börsensicht zu verhindern.