Coinbase und Cloudflare bauen Zahlungssystem auf

KI-Agenten werden über x402 Payment-fähig

Coinbase und Cloudflare beleben den HTTP-402-Standard für KI-gesteuerte Stablecoin-Zahlungen. Das „Internet of Value“ wird Realität – auch weil Google auf demselben Standard schon einen Zahlungsdienst gebaut hat. Das Rennen ist eröffnet.

KI-Agenten werden über x402 Payment-fähig

KI-Agenten läuten über den Web-Standard 402 neue Payment-Ära ein

Coinbase und Cloudflare bauen System für Zahlungen auf – Google geht über denselben Standard

Von Björn Godenrath, Frankfurt

Wer sich auf Social Media in den Sphären von Tech und Krypto herumtreibt, hat schon mitbekommen, dass automatisierte und selbständig handelnde KI-Agenten das nächste ganz große Ding werden könnten. Die mit Smart Contracts vertrauten Krypto-Protagonisten läuten da schon seit geraumer Zeit die Glocke – und mit Coinbase geht einer der gewichtigen Player das Thema jetzt konkret im Stablecoin-Kontext an.

Daten werden maschinenlesbar für die KI-Agenten

Gegründet wurde von Coinbase zur Wochenmitte die Stiftung x402 zusammen mit dem Web-Hosting und Cybercersecurity-Experten Cloudflare, der inzwischen auch den Banken als der Dienstleister zur Abwehr von DDoS (Distributed Denial-of-Service)-Attacken bekannt sein sollte. Das Web- und Webbrowser-Know-how ist enorm bei Cloudflare – und genau das wird angezapft: Mit Zugriff auf den Internet Code HTTP 402 werden (Zahlungs-)Daten für den Browser maschinenlesbar, sodass KI-Agenten damit interagieren und Zahlungen auslösen können, was bei X402 natürlich über Stablecoins geschehen würde.

Der durchschnittliche Internet-Nutzer kennt nur die 404-Fehlermeldung

Dieser 402-Standard führte bislang ein Schattendasein, der durchschnittliche Internet-Nutzer kennt nur die 404-Fehlermeldung, wenn der Server einer Webseite per Browser nicht erreichbar ist oder man eine falsche URL eingegeben hat. Dabei ist der Verwendungszweck 402 schon lange hinterlegt für digital cash und Mikropayments in dem Sinne, dass „requested content“ erst zur Verfügung steht, wenn eine Zahlung erfolgt ist. Das wird jetzt von Coinbase und Cloudflare mit Entwicklungsarbeit zum Leben erweckt. Cloudflare hat auch schon eine Testumgebung, wo Partner die Integration checken können.

„Internet of Value“

Das Potenzial solcher Internet-Zahlungen ist mit der nun folgenden Standardisierung/Formatierung natürlich riesig. Coinbase-CEO Brian Armstrong sagt es so: KI-Agenten könnten dann nicht nur Informationen sondern auch „value“ transferieren – in dem Fall Geldwerte, die in Stablecoins repräsentiert sind. Das „Internet of Value“ ist ja schon lange das Versprechen der versprengten Web3-Evangelisten, so richtig überzeugen konnten die Visionen dafür bislang noch nicht. Der Zugriff auf das Internet-native 402-Protokoll könnte da Leben in die Bude bringen.

Zugriff per API

Die regulatorische Payment-Compliance für x402 stellt Coinbase, KI-Modelle erhalten per API Zugriff auf die in den Aufbau gehende Infrastruktur. Wobei es sich auf der x402-Ebene nicht nur auf den Zahlungsauslösedienst beschränken dürfte: Cloudflare zufolge soll ein „Payment Facilitator“ mit Bestätigung des Guthabens auch direkt die Abwicklung vornehmen.

Dabei muss auf der Stablecoin-Seite allerdings wahrscheinlich noch ein nachgelagertes Settlement stattfinden, um die Register zu aktualisieren. Möglich wäre das über die ebenfalls im Aufbau befindlichen Stablecoin-Blockchains von Circle (Arc) und Stripe (Tempo). Das Innovationstempo in diesem Bereich ist irrsinig hoch. Es ist kaum möglich, alle Entwicklungen mitzubekommen.

Was entsteht, ist ein Payment Scheme

Über ihre Verbindung zu Circle würde Coinbase auch am Stablecoin-Teil der Wertschöpfungskette partizipieren. Cloudfare zufolge könnten in Zukunft aber auch Kreditkarten und Bankkonten x402-fähig werden. Hier werden Payment-Experten aufhorchen: x402 ist ein Payment Scheme, das alle relevanten Teile der Wertschöpfungskette besetzt: KYC und Autorisierung als Akzeptanz, gefolgt von Zahlungsauslösung und Abwicklung. Stand heute allerdigs wohlgemerkt nur für Mikropayments. Die Abwicklungssysteme von Notenbanken und Kreditkartenkonzernen sind eine andere Hausnummer.

Google war sogar schneller

Die Zukunft aber könnte so aussehen: Eine Horde KI-Agenten bewegt sich programmiert im x402-Scheme und kann mit von den Betreibern als compliant eingestuften Servern direkt Zahlungen vornehmen. Noch ist das „private Beta“, aber schon im kommenden Jahr dürfte x402 live gehen. Wobei ein kundiger Software-Entwickler auf der Plattform X darauf hinweist, dass Google mit dem Agent Payments Protocol (AP2) ebenfalls auf dem 402-Protokoll aufsetzt und AP2 ebenso KI-gesteuerte Zahlungen ermöglicht.

Entwickelt hat Google das mit 60 Partnern, zu denen neben Zahlungsdienstleistern wie Adyen, American Express, Mastercard auch Händler wie Etsy und sogar Coinbase zählen. Was die These bestätigt, dass irgendwie alles mit allem zusammenhängt – und mit der 402-Funktionalität etwas richtig in Bewegung gesetzt worden ist.

Coinbase-CEO Brian Armstrong bei der Unterzeichnung des Genius Act.
Daniel Torok/White House

Im Zahlungsverkehr zapfen Google und Coinbase erstmals die Macht von KI-Agenten an. Und zwar über den Browser.