Kreditgeschäft der Zukunft 2025KfW und Sparkasse KölnBonn

„KI gehört nicht in die IT-Ecke"

Demografischer Wandel, wachsende Kreditrisiken und komplexe Regulierung setzen Banken unter Druck. Auf einem Panel der Börsen-Zeitung schildern Melanie Kehr von der KfW und Stephan Ortolf von der Sparkasse KölnBonn, wo KI Prozesse beschleunigt.

„KI gehört nicht in die IT-Ecke"

„KI gehört nicht in die IT-Ecke"

KfW und Sparkasse KölnBonn über neue Rollen von Daten, Demografie und Verantwortung im Bankalltag

Demografischer Wandel, wachsende Kreditrisiken und komplexe Regulierung setzen Banken unter Druck. Auf einem Panel der Börsen-Zeitung schildern Melanie Kehr von der KfW und Stephan Ortolf von der Sparkasse KölnBonn, wo KI Prozesse beschleunigt und wo klare Leitplanken gegen Fehlentscheidungen nötig bleiben.

wbr Frankfurt

Die Zukunft der Kreditwirtschaft ist von vielen Unbekannten geprägt. Darin waren sich Melanie Kehr, Vorständin der KfW, und Stephan Ortolf, Vorstand der Sparkasse KölnBonn, bei der Börsen-Zeitungs-Veranstaltung „Kreditwirtschaft der Zukunft“ in Frankfurt einig. Kehr spannte den Bogen vom Standortthema zur Technologiefrage. Deutschland müsse zurück auf einen Wachstumspfad kommen, sagte sie, und dafür privates Kapital mobilisieren, statt dauerhaft auf den Bund zu setzen. Gleichzeitig verändert KI nach ihrer Einschätzung die Spielregeln im Bankgeschäft grundlegend. „KI war zuerst ein Hype – alle haben Pilotprojekte gemacht. Aber wir müssen vom Experimentieren zur Strategie kommen.“

Beispiel Heizungsförderung

Wie konkret KI Prozesse verändern kann, zeigte Kehr am Beispiel der Heizungsförderung. Die KfW habe in kurzer Zeit zehntausende Nachweise für Zuschüsse prüfen müssen. „Das kann man nicht manuell bearbeiten“, sagte sie. KI-gestützte Systeme lesen deshalb Unterlagen automatisch aus und beschleunigen die Prozesse deutlich – ein Vorgehen, das sich aus Sicht der KfW auf andere Förder- und Kreditprozesse übertragen lässt.

Organisatorisch versucht die Förderbank, Insellösungen zu überwinden. Kehr berichtete von einer neu geschaffenen „AI Factory“, in der IT-Spezialisten und Fachbereiche gemeinsam an Anwendungen arbeiten. Parallel dazu hat die KfW ein Team direkt in der Strategie beim Vorstand angesiedelt, das Hürden aus Informationssicherheit, Datenschutz, Recht und Auslagerungsmanagement bündelt. Die klassische Trennung von „Geschäft“ und „IT“ reiche nicht mehr: „KI gehört nicht in die IT-Ecke, sondern in die ganze Bank – in die Strategie, in die Fachbereiche, in die Governance.“

Servicequalität und Risikomanagement

Für Stephan Ortolf von der Sparkasse KölnBonn spiele KI für sein Haus eine doppelte Rolle: Sie soll helfen, Risiken schneller einzuschätzen – und zugleich die Folgen des demografischen Wandels abzufedern. Das Durchschnittsalter der Belegschaft sei hoch, viele Beschäftigte würden in den kommenden Jahren ausscheiden, so Ortolf. Die Bank müsse daher damit rechnen, künftig weniger Mitarbeitende zu haben, ohne Servicequalität und Risikomanagement zu senken. Ein Beispiel, das er nannte, ist die Bearbeitung von Erbscheinen: Jedes Amtsgericht formuliere anders, das Lesen relevanter Informationen sei bisher mühsam. Heute übernehme das eine KI-Lösung mit „sensationell hoher Trefferquote“.

Strategisch setzt die Sparkasse auf eine breite Pipeline von Anwendungsfällen. Mehr als 300 KI-Use-Cases habe man identifiziert, sagte Ortolf. Zunächst konzentriere man sich auf „niedrig hängende Früchte“, also Prozesse, die ohne große zusätzliche Anforderungen an Datenschutz und Aufsichtsrecht automatisierbar sind. Für anspruchsvollere Vorhaben bereitet sich das Institut vor, bleibt aber bei einer klaren Leitplanke: Die finale Entscheidung über Kredite soll beim Menschen bleiben.