Fintech-Börsengänge

Klarna nutzt aufgeheizte IPO-Stimmung für US-Debüt

Der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna geht erfolgreich an die New Yorker Börse und erzielt 1,37 Mrd. Dollar Emissionserlös. Als nächstes könnte die österreichische Krypto-Börse Bitpanda auf der Welle der Fintech-Euphorie reiten.

Klarna nutzt aufgeheizte IPO-Stimmung für US-Debüt

Klarna nutzt aufgeheizte
IPO-Stimmung für US-Debüt

New York erweist sich attraktiver als London – Krypto-Börse Bitpanda könnte folgen

cru Frankfurt

Der IPO-Markt in den USA entwickelt sich zusehends besser als in Europa und insbesondere besser als in London. Getragen von der Euphorie der Wall Street für Tech-IPOs, ist der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna am Mittwoch in New York an die Börse gegangen. Der Kurs sprang im frühen Handel um rund 20% nach oben. Das Fintech mit dem Geschäftsmodell „Buy now – pay later“ hatte noch 2021 ein IPO in London erwogen.

Jetzt haben einige der Aktionäre und das Unternehmen mit dem Debüt 1,37 Mrd. Dollar eingespielt. Der gesamte Börsenwert liegt damit bei rund 15 Mrd. Dollar. Das ist mehr als doppelt so viel wie die Bewertung von 6,7 Mrd. Dollar bei der Finanzierungsrunde im Jahr 2022, aber zwei Drittel weniger als zum Zeitpunkt des größten Hypes im Jahr 2021. Damals war eine Bewertung von 45,6 Mrd. Dollar erzielt worden, als der japanische Technologieinvestor Softbank und weitere Investoren 639 Mill. Dollar einspeisten. Jetzt haben Klarna sowie einige Führungskräfte und Geldgeber – darunter an erster Stelle der Wagniskapitalgeber Sequoia mit 22% der Stimmrechte – 34,3 Millionen Aktien zum Ausgabepreis von 40 Dollar pro Stück verkauft, nachdem die Preisspanne beim Bookbuilding 35 bis 37 Dollar betragen hatte. Die Emission war rund zwanzigfach überzeichnet.

Ziel ist globale Digitalbank

Unter dem Gründer und CEO Sebastian Siemiatkowski soll das Stockholmer Startup eine globale Digitalbank werden, machte aber im ersten Halbjahr 153 Mill. Dollar Verlust. „Für Klarna dreht sich alles um Wachstum“, jubelt Morningstar-Analyst Niklas Kammer. „Während die Plattform derzeit gerade die Gewinnschwelle erreicht“, werde sie mit mehr Daten zum Kaufverhalten angereichert, und so verbessere sich die Rentabilität.

Schon vor dem Klarna-Debüt hat sich der IPO-Markt in den USA aufgeheizt. Am meisten Aufmerksamkeit und kräftige Kursanstiege heimsten das Fintech Circle Internet für Peer-to-Peer-Zahlungen und die KI-Firma Figma ein, die eine kollaborative Software für das Design von Prototypen von Webseiten anbietet. Laut Bloomberg-Daten spielten US-IPOs 2025 bis dato 24,4 Mrd. Dollar Emissionserlös ein – rund 20% mehr als 2024.

Krypto-Börse Gemini soll folgen

Inmitten der guten Stimmung für Tech-IPOs planen in diesen Tagen auch die Krypto-Börse Gemini Space Station, das Ingenieurbüro Legence und die Black Rock Coffee Bar ihr US-Debüt. Bald könnte zudem das österreichische Fintech Bitpanda an die Börse in New York kommen. Die Krypto-Börse aus Wien hat London für ein Listing ausgeschlossen. Stattdessen wird laut Mitgründer Eric Demuth eine Notierung in Frankfurt oder New York geprüft.

Wegen der Unsicherheit über die Zölle, die das Vertrauen erschütterte, hat sich der IPO-Markt in Europa bis dato nur sehr mau entwickelt. Es war das schwächste erste Halbjahr seit mehr als einem Jahrzehnt. Doch jetzt wird ein Comeback erhofft. Hohe Aktienkurse und geringere Volatilität ebnen einer ganzen Gruppe milliardenschwerer Unternehmen den Weg. In Deutschland steht die Deutsche-Börse-Tochter ISS Stoxx ganz oben auf der Liste der Börsenkandidaten. Dasselbe gilt für den Prothesenhersteller Ottobock. Auch eine Notierung des Netzbetreibers Tennet Germany ist denkbar. Als fest gesetzt gelten zudem die Spin-offs des Autozulieferers Aumovio am 18. September und des U-Boot-Herstellers TKMS.