Konsolidierung und wettbewerbliche Bedenken
ge Berlin – Seit Jahrzehnten gliedern Banken und Sparkassen Back-Office-Leistungen aus, um Kosten zu sparen. Daraus sind im Sparkassenlager viele kleine Dienstleister entstanden, bei denen zwei oder drei Häuser bestimmte Aufgaben konzentriert haben. Zugleich gibt es mit der S-Servicepartner einen Marktführer mit gut 220 Mill. Euro Umsatz, der im vergangenen Jahr aus dem Zusammenschluss der Back-Office-Aktivitäten der Berliner und der Hamburger Sparkasse entstanden war, die jeweils Erlöse von rund 80 Mill. Euro einbrachten. Etwas kleiner sind die DSGF Deutsche Servicegesellschaft für Finanzdienstleister in Köln und die Darmstädter Sparkassen-Marktservice, die beide mit je rund 1 300 Beschäftigten fast 70 Mill. erlösen.Auch hier gibt es Bestrebungen, die beiden Häuser zusammenzulegen, um weitere Synergieeffekte zu erzielen. Nach Angaben aus dem Sparkassenlager sind die Fusionsgespräche schon “relativ weit vorangeschritten”. Dies zeigt sich auch darin, dass das Vorhaben schon beim Bundeskartellamt angemeldet worden war, das die geplante Berlin-Hamburg-Fusion vor ziemlich genau einem Jahr freigegeben hatte. Begründet wurde das Plazet mit dem Verweis auf die DSGF, die auch nach dem Zusammenschluss noch als Alternative existiere, wenn Sparkassen einen Back-Office-Anbieter suchten.Beim zweiten Vorhaben der Kölner und Hessen klemmt es dagegen. Hier monieren die Wettbewerbshüter die drohende “Verstärkung einer marktbeherrschenden Stellung” beim beleghaften Zahlungsverkehr, einem kleinen Teilbereich aus dem breiten Spektrum der von DSGF und Sparkassen-Marktservice angebotenen Dienste. Bei der Abwicklung der beleghaften Überweisungsträger hätten die Kölner heute schon einen Marktanteil von “mindestens 60 bis 70 %”, schreiben die Bonner Beamten in ihrem vor wenigen Tagen veröffentlichten Fallbericht. Durch den Erwerb der Sparkassen-Marktservice würde der Anteil um zusätzliche 10 bis 20 % steigen. “Vor diesem Hintergrund wäre der Zusammenschluss zu untersagen gewesen, wenn die Beteiligten die Anmeldung nicht zurückgenommen hätten.”So verständlich diese Argumentation aus formaljuristischer Sicht ist, so fern ist sie gleichzeitig der Wirklichkeit. Da der beleghafte Zahlungsverkehr mit dem Online-Banking rapide an Bedeutung verliert – mit einem Minus von jährlich knapp 10 % -, wächst der Marktanteil der verbleibenden Abwickler allein schon deshalb, weil andere Anbieter dieses sterbende Geschäft mangels Masse aufgeben. Allein aus diesem Grund werden die Kölner in nicht allzu langer Zeit einen Anteil von 100 % haben – aber währenddessen von den Bonner Beamten kaltgestellt sein. Da kann irgendwas nicht stimmen. Verzwickte SituationAbsurd wird die Lage, wenn etwa der Sparkassen-Marktservice seine kleine Abteilung Beleghafter Zahlungsverkehr schließen würde. Damit entfiele der Untersagungsgrund – obwohl der Kölner Marktanteil wachsen würde, profitierte er doch vom Darmstädter Aus. Kein Wunder, dass keiner der Betroffenen sich zu dieser schrägen Causa äußern will. Angesichts der Dringlichkeit der weiteren Konsolidierung in diesem mengengetriebenen Geschäft geht aber kein Beobachter im S-Lager davon aus, die Rücknahme der Fusionsanmeldung könnte eine Kapitulation vor dem Kartellamt sein. Vielmehr erinnert der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) daran, dass die Wettbewerbshüter letztlich auch den Zusammenschluss der IT-Dienstleister zur FI, Finanz Informatik, genehmigt hätten – wenn auch mit hörbarem Bauchgrummeln. Warum sollte dies nicht auch bei den Back-Office-Anbietern in Köln und Darmstadt und dann in einem zweiten Schritt zwischen Köln/Darmstadt und Berlin/Hamburg möglich sein?Dass die Anbieter alle im nördlichen Bundesgebiet angesiedelt sind, erklären Beobachter damit, dass es den Sparkassen im Süden, besonders in Baden-Württemberg, noch gut gehe, weswegen der Druck auszulagern, noch gering sei. Aber auch dort beginne ein langsames Umdenken, berichten Beteiligte.