Kopper geht von Bord - Mirow folgt als HSH-Lotse

Landesbank rückt durch den Wechsel im AR-Vorsitz wieder näher an die Politik

Kopper geht von Bord - Mirow folgt als HSH-Lotse

m. Hamburg – Der frühere Hamburger Senator Thomas Mirow (60) wird neuer Aufsichtsratsvorsitzender der HSH Nordbank. Er ist einer Mitteilung zufolge Nachfolger von Hilmar Kopper (77), dem ehemaligen Vorstandssprecher der Deutschen Bank, der nach wiederholten Kollisionen mit der Politik vorzeitig sein Amt spätestens zum 28. Februar abgibt. Kopper hatte das Kontrollamt in der wohl schwierigsten Phase der Landesbank im Juli 2009 übernommen. Angesichts der existenzbedrohenden Schieflage war es damals Konsens, dass sich die Politik, die bis dahin im Wechsel zwischen Kiel und Hamburg den Aufsichtsrat führte, weitestgehend zurückzog. Koppers zentrales Verdienst war es, Manager in die Bank zu holen, die sich zuvor niemals hätten vorstellen können, in einem öffentlich-rechtlichen Institut zu arbeiten.Inzwischen zeichnet sich eine Repolitisierung ab, wobei die HSH Nordbank sowohl für Schleswig-Holstein als auch Hamburg das absolut größte Haushaltsrisiko darstellt. Die derzeitigen Probleme der Bank stammen nicht aus dem früheren Kreditersatzgeschäft, das im Zuge der Finanzmarktkrise kollabierte, sondern aus dem Kernbereich Schiffskredite. Nach einer über dreijährigen Krise droht die Bank wegen verfallener Schiffswerte unter Wasser gezogen zu werden. Gleichwohl kristallisierten sich in der Person von Kopper die Hoffnungen der Märkte, dass die HSH Nordbank doch noch aus ihrer fast ausweglosen Lage herauskommen könnte. Selbst auf das Rating dürfte der Name Kopper positiv gewirkt haben.Der nächste absehbare Schritt bei der HSH ist die Wiederaufstockung des Garantierahmens der Länder auf 10 Mrd. Euro, was ein neues Beihilfeverfahren in Brüssel auslöst. Die durchsichtige Absicht der Politik, die HSH irgendwie bis ins Jahr 2015 zu stabilisieren, bis die viele Milliarden Euro schwere Althaftung der Gewährträger ausläuft, dürfte von Brüssel kaum durchgewunken werden. Noch entscheidender ist aber eine Erholung der Schifffahrtsmärkte. Falls die nicht bald eintritt, gilt eine kontrollierte Abwicklung nach dem WestLB-Modell als unausweichlich.Kopper war “der Geschäftsbanker an sich”, bedankte sich der Hamburger Finanzsenator Peter Tschentscher. Der ehemalige Deutsche-Bank-Chef habe seine gesamte berufliche Erfahrung in die Aufgabe eingebracht. Auch die Kieler Finanzministerin Monika Heinhold dankte für die geleistete Arbeit und die gute Zusammenarbeit.Koppers Mandat wäre noch bis Mai 2014 gelaufen. Er habe aber gleich zu Beginn durchblicken lassen, dass er nicht für die gesamte Mandatsperiode zur Verfügung stehen werde, hieß es in der Mitteilung. Er habe seine Absicht den Eigentümern Schleswig-Holstein und Hamburg (86 %) schon Mitte Dezember schriftlich erklärt. Kopper hatte versucht, die Bank konsequent gegen die Politik abzuschirmen. Diese kritisierte daraufhin zunehmend seine “Alleingänge und Eskapaden”. Die Kieler CDU warf ihm vor, dass er die Interessen der Anteilseigner “nicht immer wie gewünscht” umgesetzt habe.Dies dürfte Nachfolger Mirow kaum passieren. Er gilt sowohl in Hamburg und Kiel als auch in Berlin und Brüssel als gut vernetzt. Allerdings nicht auf allen Ebenen: Mitte 2012 war er als Chef der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) abgelöst worden, weil die Rückendeckung aus Berlin fehlte. Seine gute Vernetzung in Brüssel könnte jedenfalls dabei helfen, das neuerliche Beihilfeverfahren zügig über die Bühne zu bekommen.Der von Kopper geholte HSH-Vorstandsvorsitzende Constantin von Oesterreich nahm das Ausscheiden des Chefs des Kontrollgremiums mit “großem Bedauern zur Kenntnis”. Kopper habe sich große Verdienste bei der Neuausrichtung des Instituts erworben. Er dankte für seinen herausragenden Einsatz, um die Zukunft der Bank zu sichern. Mit seiner engen Vernetzung in die Politik auf Landes-, Bundes- und Europa-Ebene und seiner nachgewiesenen Fach- und Führungskompetenz insbesondere in der Finanzindustrie bringe Mirow die idealen Voraussetzungen für die anspruchsvolle Aufgabe mit.Der Kieler Sparkassenverband begrüßte in einer Stellungnahme die schnelle Entscheidung für die Nachfolge und “freut sich auf die Zusammenarbeit mit Herrn Mirow”. Die formalen Beschlüsse sollen in einer außerordentlichen Hauptversammlung vor dem 28. Februar erfolgen.—– Personen Seite 16